laut.de-Kritik

Das blasse Abziehbild von Drake und Kanye.

Review von

Tyga ist die Art Rapper, deren Relevanz man nicht ganz nachvollziehen kann. Klar, da war dieser Club-Hit namens "Rack City", der neben T-Raww selbst auch einen gewissen DJ Mustard einer größeren Hörerschaft vorstellte. Die Zusammenarbeit mit Namen wie Chris Brown verhalfen ihm ebenfalls zu wachsender Berühmtheit. Seitdem hat der Rapper schon einige Alben abgeliefert und war damit nicht selten kommerziell erfolgreich. Doch was genau das Können oder Vermögen Tygas sein soll, das ihn ganz oben mitspielen lässt, bleibt unklar.

An diesem Umstand ändert "The Gold Album: 18th Dynasty" nicht viel. Da hilft es auch nichts, dass Tyga für die Aufmachung des Albums schwere Geschütze auffährt: Das Cover der Platte gestaltete Kanye Wests Kreativagentur DONDA. Tatsächlich macht das goldene Artwork ordentlich was her, verkörpert genau die majestätische Überlegenheit, die Tyga mit seinem Rap anstrebt. Die Fassade stimmt also.

Leider verbirgt sich dahinter nicht viel mehr als ein geschmackloser Brei aus belanglosen Texten, unspannender Raptechnik und Einflüssen anderer Künstler. Auf insgesamt zwölf Tracks versucht Tyga die Trends der letzten Jahre unter einen Hut zu bringen. Doch das musikalische Feingefühl, um selbst eine Raphymne zu schaffen, die im Gedächtnis bleibt, bringt er zu keinem Zeitpunkt auf. Stattdessen hat man stets das Gefühl, dass der Rapper höchstens eine blasse Kopie seiner erfolgreichen Kollegen darstellt.

Das eingängige und prägnante Wiederholen einzelner Worte und Phrasen hat beispielsweise ein Drake absolut perfektioniert. Wenn Tyga dann auf "Muh Fucka" etwas ähnliches versucht, klingt das allenfalls nach einem billigen Abklatsch von "Worst Behavior". Die Ähnlichkeiten in Flow und Text drängen den Vergleich nahezu auf. Doch Betonung und Stimmeinsatz bleiben mehrere Klassen unter Drizzy, der Effekt der ignoranten Coolness bleibt aus. Stattdessen langweilt hier die repetitive Verwendung des Wortes einfach nur.

Nüchtern betrachtet kann Michael Stevenson durchaus gut rappen. Flüssig bringt er seine Raps auf den Beat, lange Reimketten inklusive. Leider ist die Art und Weise, wie Tyga seine Texte vorträgt alles andere als mitreißend. Mit immer gleicher monotoner Betonung sorgt er dafür, dass jeder Song höchstens vor sich hin plätschert. Überraschende Wendung, spannende Steigerung oder fulminanter Höhepunkt? Fehlanzeige. Deshalb kann man es mit einem müden Schmunzeln abtun, wenn der Kalifornier auf "God Talk" rappt: "I rhyme and flip lines so far ahead of my time."

Die Hook von "God Talk" versucht dann mit aller Dringlichkeit die verbissene Eingängigkeit eines Kanye West zu erreichen, scheitert aber auch hier am Interpreten selbst. Die angestrebte Überlegenheit und Arroganz kauft man Tyga nicht ab. Noch mehr Yeezy-Einflüsse gibt es auf "Down For A Min" zu hören. Das Autotune-Massaker versucht sich gekünstelt und ganz eindeutig am Klangbild von "808's & Heartbreak", klingt aber nach 0815-Lovesong. Die einnehmende Emotionalität und Zerbrechlichkeit bleiben ebenso aus wie imposante Strukturen in der Produktion.

Die instrumentale Untermalung reiht sich nahtlos in die Mittelmäßigkeit des Künstlers ein. Immer gleich klingende Beats verhindern, dass einzelne Tracks großartig an Identität gewinnen. Außerdem hat Tyga nach wie vor eine ganz besondere Liebe für das Glockenspiel. In "Muh Fucka", "Shaka Zulu" und "Wham" klingelt es nur so eintönig vor sich hin. In bester SSIO-Manier möchte man schreien: "Ist das ein scheiß verfickter, billiger Glockenbeat???"

Den halbgaren Eindruck von "The Gold Album: 18th Dynasty" verbessern auch die Features nicht merklich. Ein unmotivierter Lil Wayne schießt in seiner Gasthook auf "4 My Dawgs" ein bisschen gegen seinen Ex-Mentor Birdman: "Fuck you, pay me." Währenddessen verdeutlicht Boosie Badazz auf "Pleazer" weiter die Unzulänglichkeiten Tygas: Neben dem kraftvollen Tonfall von Boosie wirkt T-Raww stimmlich nur um so lahmer.

Thematisch ist der Song den Groupies der Rapper gewidmet und könnte diese Rolle schmieriger kaum ausfüllen. Die misogyne Art in der Tyga seine Zeilen vorträgt, ("Tell her, 'Shut the fuck up and suck my dick'") wirkt wegen seiner unsympathische Vortragsweise schlichtweg unangenehm. In dem einfältigen Text lässt er seiner Aversion gegen Frauen freien Lauf, genauso wie seiner Liebe zum eigenen Gemächt: "My dick is the password."

Die einzigen Glanzmomente auf "The Gold Album: 18th Dynasty" sind jene, in Tyga seine fade Stimme etwas abwechslungsreicher einsetzt. Auf "Hollywood Niggaz" gelingt ihm dieses kleine Kunststück so weit, dass man sogar über den stumpfsinnigen Text hinweg sieht. Fatale Fehler macht der MC kaum, doch packt einen Tygas Rap nie wirklich. Stattdessen drängt sich über die komplette Laufzeit immer wieder das Gefühl auf, dass man es hier lediglich mit einem schlechten Abziehbild von Drake und Kanye zu tun hat.

Trackliste

  1. 1. Spitfire
  2. 2. Muh Fucka
  3. 3. Shaka Zulu
  4. 4. God Talk
  5. 5. Hard For You
  6. 6. Down For A Min
  7. 7. Pure Luxury
  8. 8. Wham
  9. 9. Pleazer
  10. 10. Hollywood Niggaz
  11. 11. 4 My Dawgs
  12. 12. Bloodline

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