laut.de-Kritik

Kein leises Lebewohl aus Bentheim.

Review von

Zuletzt hoffte der Autor dieser Zeilen noch, Union Youth möge es noch geben, wenn eines Tages die frühen Neunziger ihr Revival erfahren. Zu zwingend, zu authentisch und im besten Sinne zu undeutsch grungerockten die vier leidlich im NuMetal-Stil genicknamten Bentheimer Bowy, Orion, Maze und Nosse auf dem letztjährigen Zweitling "The Boring Years".

Nun ist es vorbei mit der Zuversicht, diesen formidablen Krachmachern stünde ihre größte Zeit erst noch bevor. Unvorbereitet aus dem Halbdunkel erreichte uns die böse Neujahrsmeldung und zerblies alle Hoffnung zu Feinstaub. "Wenn es einen nicht mehr glücklich macht, dann muss man gehen!" Lapidarer kann ein Goodbye nicht ausfallen, dachten auch die Freunde dieser feinen Musikkapelle. Und starteten das Kommunikationsbombardement of Unverständnis.

Jenen Emails, Briefen, nächtlichen Anrufen und schiefen Blicken im Supermarkt ist es zu verdanken, dass posthum "And Somebody Said That He Should Go" erscheint. Sympathischerweise ohne Plattenfirma über die eigene Webseite vertrieben, referiert die B-Seiten-Kollektion wohl auf jenen Satz, den der Eckkneipen-Säufer viel zu oft hört: Geh heim, ist besser so. Ein passender Titel für Lehrjahre, die trotz ausgebliebenen Durchbruchs auch verschwenderische Herrenjahre waren.

Ein drittes und letztes Mal gibt Maze Valentins Kurt Cobain-Organ den Wüterich vor verzerrten Gitarren, knarzendem Bass und zweckdienlich angespitztem Schlagzeug. Der Rohmix von "Float Off" fährt direkt aus der Haut, "Follow" macht den straighten Midtemporocker, "Milk And Semen" gehört ebenfalls aufs Siegerpodest. Eher Liebhaberstatus besitzt der klangtechnisch minderwertige Akustikklampfer "Perfume", ebenso hätte "Dressed Like Dolls" vom letzten Output keine Wiedergeburt als Demo gebraucht.

Zum Abschluss setzt man sich mit der Liveversion von "Everything Too Short" aber doch ein kleines Denkmal. Elfeinhalb Minuten lang improvisiertes Gehenlassen, Schmutzrock und Rückkopplungen, bis die finalen Worte erklingen: "Wegen Verletzung: Feierabend." Gute Besserung, Union Youth. Bis bald an anderer Stelle in ähnlichem Kontext. Man wird ja noch hoffen dürfen.

Trackliste

  1. 1. Float Off
  2. 2. Follow
  3. 3. Apart
  4. 4. Perfume
  5. 5. Show
  6. 6. Sister
  7. 7. Milk And Semen
  8. 8. Dressed Like Dolls
  9. 9. Everything Too Short

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