laut.de-Kritik
Dunkler Electro-Sound nicht nur für schwarze Seelen.
Review von Daniel StraubVNV Nation, einer der beliebtesten Live-Acts der Gothic-Szene, beginnen das neue Jahr mit dem Release ihres inzwischen vierten Longplayers. "Futureperfect" ist die musikalische Schau in den Spiegel der Zeit betitelt, auf welcher VNV Nation nicht nur mit dem Dancefloor flirten, sondern sicherlich auch die eine oder andere Chartsplatzierung im Auge haben. Denn im Vergleich zu früheren Alben präsentieren sich die Engländer anno 2002 weniger kantig, dafür wurde den zwölf Stücken reichlich pathetisches Flair eingehaucht.
Aber das ist ja auch kein Wunder, geht es hier doch um die Zukunft und die ist bei VNV Nation keinesfalls in düsteren Farben ausgemalt. Von heiterem Optimismus ist man jedoch gleichermaßen weit entfernt. Vielmehr zeigt sich in "Futureperfect" zwar die Vision einer idealen Zukunft, Ausgangspunkt bleibt allerdings immer die nicht gerade verlockende Gegenwart.
Diese wird einem durch "Futureperfect" aber auf alle Fälle ein bisschen versüßt. Zum Beispiel, wenn der mit unwiderstehlichem Retrocharme ausgestattete "Electronaut" aus den Lautsprechern strömt und sanfte Synthieflächen ausbreitet, die auch Jean Michel Jarre auf seine alten Tage noch ein Schmunzeln abringen würden. Doch Tracks wie "Electronaut" sind auf "Futureperfect" leider die Ausnahme. Über weite Strecken wirkt die Produktion zu glatt und zu beliebig. Der rauhe Charme früherer Alben ist verflogen, jedoch ohne dass an seine Stelle etwas Gleichwertiges gesetzt worden wäre.
So bleibt das Experiment Mainstream für VNV Nation eine zweischneidige Sache. Der Sound ist chartstauglich, die Platte verkauft sich gut. Nur der Charakter von VNV Nation ist dabei ein bisschen unter die Räder gekommen.
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