laut.de-Kritik
Ein Hip Hop Hooray! aus tiefster Seele.
Review von Dani Fromm"Do you wanna mess with this?" Das soll wohl ein Witz sein! Würde mir nicht im Traum einfallen! Warum auch? Achtzehn Perlen. Nicht bei einer davon kommt ihr Klassiker-Status von ungefähr. Wenn überhaupt irgendetwas das Prädikat "unhatebar" verdient, dann wohl die Tracks auf "Danger": Der Sampler versammelt eine von kundiger Hand getroffene Auswahl von "Classic N.Y. Hip Hop Anthems", über die man fürwahr keine Worte mehr verlieren muss.
"When the East is in the house: Oh my God! Danger!" Mit ihrem markigen Schlachtruf eröffnen Blahzay Blahzay eine Zeitreise ins New York der Golden Era. Ein Wiedersehen reiht sich ans nächste. Lebende und von uns gegangene Legenden entsteigen den Nebeln der Zeit, einer nach dem anderen.
Wir schwelgen in Gurus unvergleichlichem Flow, werden Zeuge, wie Biggie seinen Körperumfang Lügen straft, so leichtfüßig wie er in "Juicy" mit dem Bass tänzelt. Die großen Wahnsinnigen ihrer Zunft, Ol' Dirty Bastard und Busta Rhymes, sind - zweifellos auf "pure weed" - mit von der Partie, genau wie der Clan, die Artifacts, Onyx oder Brand Nubian.
"Das EFX with the real hip hop" hält ohnehin keiner auf. Wenn dann noch mit Mad Skillz der Kopfnick-Faktor ins Spiel kommt, bleibt nur noch, in die "Hey! Ho! Hey! Ho!"-Rufe von Naughty By Nature einzustimmen und sich ein kräftiges "Hip Hop Hooray" aus tiefster Lunge und Seele zu brüllen.
Im Gepäck führen all die Veteranen des Genres ihre Klassiker, die vor Smoothness, Wucht, Kompromisslosigkeit, Tiefgang, Leidenschaft oder allem zusammen schier zu bersten scheinen. Ungebrochen, "'94 and on and on ..."
Der Zusammenstellung lässt sich, wenn man denn unbedingt ein Haar in der Suppe finden will, allerhöchstens ankreiden, dass die Stimmungswechsel zuweilen ein wenig harsch ausfallen. Vom angenehm schlichten "Danger" nahtlos in die hüpfende Meute, die M.O.P. mit "Ante Up" auch heute noch in jedem Club entfesseln, und zurück zu Gang Starr: Sachte ist das nicht.
Doch das Leben birgt eben, wie Rap, reichlich Kontraste. Eben noch "Hip Hop Hooray" gegrölt, und schon mit Pete Rock und CL Smooth um Trouble T Roy geweint: Irgendwie steckt darin ja gerade der Reiz. Übergänge sind für Anfänger. Profis machen Cuts.
Im Ernst: Wie soll man einen solchen Sampler bitte bewerten? "You know it!" An der Qualität des Materials ist schlicht nicht zu rütteln. Fans von Hip Hops Goldenem Zeitalter brauchen diese Compilation vermutlich so nötig wie einen dritten Fuß - wenngleich sie selbstredend trotzdem Spaß macht. Zum Anwerben neuer Jünger - oder, um dem Praktikanten, der furchtlos genug war, zuzugeben, "Public Enemy - sagt mir jetzt nichts!", die CD quer in den Hals zu schieben - dazu taugt "Danger - Classic N.Y. Hip Hop Anthems" aber ganz vorzüglich.
Die brennendste Frage beantwortet die Platte allerdings nicht. Sie gießt vielmehr noch einen großzügigen Schluck Öl in die Flammen: Wie kann überhaupt jemand hörenden Ohres die 90er durchlebt haben, ohne hinterher auf dem Rap-Film hängen geblieben zu sein? Sachen gibts!
14 Kommentare
Hat der Praktikant einen Namen hier? Los, blossstellen!
Joa.. nette Sammlung die eigentlich niemand braucht der ebenso kundig ist. Dazu halt völlig unvollständig, eine vollständige Classic-Anthem-Sammlung wäre wohl locker ein 8-fach-Album.
Baude
Yeah, viel Spaß in der tollsten Stadt der Welt, ich beneide Dich! Freunde besuchen? Arbeiten?
@Akademiker.
Lass den Praktikanten 18-19 sein. Die goldenen Zeiten von PE wird er nicht mitbekommen haben, wie auch. Völlig normal, dass man zurückliegende Musik nicht immer kennt, egal wie groß sie war. Wenn sie im momentanen Umfeld keine Rolle spielt, und dass tun PE eben bei all ihrer ehemaligen Vormachtstellung nicht, lernst du sie nicht kennen. Alte Perlen finden - daran musst du dann selbst arbeiten und auch einen Zugang zu Hip Hop haben. Vielleicht ist der Praktikant eine Indienase.
Dulf
Ja, schon recht was Du sagst. Aber PE nichtmal per Namen zu kennen ist schon krass. Das ist wie Black Sabath, Mozart, Bob Marley, Aretha Franklin oder die Sex Pistonls nicht zu kennen. Die Frage nach z.B. den o.g. schlage ich als Standard-Vorgehen bei Bewerbungsgesprächen vor.