laut.de-Kritik
Ska, Eurodance und Rock streiten um den Sieg.
Review von Stefan JohannesbergEins vorweg: Einen zeitgemäßen Hit wie Sertabs letztjähriger Siegersong sucht man dieses Mal vergeblich. Ihre türkischen Nachfolger Athena könnten zwar konservative Grand Prix-Fans mit ihrem orientalischen Ska-Stück schocken, richtig stimmig funktioniert die Mischung jedoch nicht.
Ansonsten dominieren beim "Eurovision Song Contest Instanbul 2004" altbackener Eurodance aus Belgien und Dänemark, lahmer Latinpop von den Eidgenossen und Griechen sowie risikoloser Rock von der grünen Insel. Die Chancen für Max' "Can’t Wait Until Tonight" steigen, zumal sich 22 der 36 Teilnehmer noch für das Finale qualifizieren müssen.
Manch überdurchschnittlichem Track droht also die Gefahr, bereits im Halbfinale am 12. Mai auszuscheiden, denn mit Albanien, Andorra, Slowenien, Niederlande, Mazedonien, Malta und vor allem Litauen müssen viele hoffnungsvolle Künstler in den Ausscheidungswettbewerb.
Marta Roure aus Andorra überzeugt zum Beispiel auf ihrem Beitrag "Jugarem A Estimar-Nos" mit treibenden Rock-Grooves, während sich Mazedoniens Tose Proeski an ungewohnt experimentelle Synthie-Sounds ("Life") und Albaniens Anjeza Shahini an astreinen Elektro-Pop ("The Image Of You") wagt.
Den Sympathie-Preis gewinnen jedoch Linas Ir Simona aus Litauen für ihr mit Scratches, Bongo-Percussion und Live-Bläsern ausgestattetes "What Happened To Your Love". Es wäre doch sehr schade, würden es diese Länder nicht ins Finale schaffen.
Ein Problem, mit dem sich favorisierte Nationen wie Spanien, Großbritannien, Polen, Frankreich und eben Deutschland nicht herumschlagen müssen. Zum Glück, zumindest für den Spanier Ramon und den Briten James Fox. Zwar haben sie gewisse visuelle Vorteile gegenüber unserem Mondgesicht Max, musikalisch verlieren sie jedoch haushoch.
Casting-Teilnehmer Ramon kommt auf "Para Llenarme De Ti" als Ricky Martin für Arme, Fox geht mit seinem balladesken Pop-Tune "Hold On To Our Love" zu sehr auf Nummer sicher. Am ehesten könnte das polnische Blue Café ("Love Song") oder der französische Chanson von Jonatan Cerrada ("A Chaque Pas") dem Stefan Raab-Protegé gefährlich werden.
Doch vielleicht gewinnt auch ein völlig untauglicher Song ob der erotischen Performance. Immerhin: wenigstens müssen wir dieses Jahr kein Ralph Siegel-Desaster befürchten.
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