laut.de-Kritik

Prince-Hommage zwischen Staubsauger-Funk und Orgeltortur.

Review von

Wenn ich Prince wäre ... tja, ein schöner Traum! Muss schon irre sein, im Paisley Park Schlafgemächer so groß wie Fußballfelder zu unterhalten und per Annonce auch noch die hübschesten Frauen der Welt dorthin einzuladen. Natürlich unter dem Vorwand, einen Videoclip mit ihnen drehen zu wollen. Schon klar, Herr Ex-TAFKAP und Jetzt-wieder-Prince. Nur leider verstellt Reichtum oftmals den Blick aufs Wesentliche, und das war im öffentlichen Leben des Prince Rogers Nelson früher mal die Musik.

Bis der Sex Dwarf also von seiner bornierten Liebe für exklusive Download-Songs zu Gunsten einer reaktionären Albumveröffentlichung ablässt, bekommen wir mit "If I Was Prince" zehn Coverversionen der nachgewachsenen (Power) Generation serviert. Dem Elektro-Tanzbären Schuh fallen da sogleich die Finnenracer der Op:l Bastards ins Auge, die aber bei "If I Was Your Girlfriend" leider schon wieder singen anstatt ordentlich zu hupen. Hat beim "Output 64"-Sampler bereits genervt wie Hölle.

Groove betont schlingert dagegen gleich der Opener in meine Ohrkurven: Entrückte Frauen Marke Chicks On Speed kieksen und anglilalispeln "I Want Your Boo-oo-dy!!". Hätte Mittäterin Peaches nur mehr solcher Grooves auf ihrem ersten Album verbrochen ... Einfach nur geil ist der deepe Staubsauger-Funk "Annie Christian", den uns Fort Lauderdale um die Ohren pusten. Die Zeile "She killed John Lennon, shot him down cold", vergoldet die beneidenswert relaxte Bass-Lehrstunde. Ein Groove-Ritt zitternder Elektro-Psychedelia.

Eher einem Parforce-Ritt kommt der Versuch gleich, das Album am Stück zu genießen; zu heftig prallen die separat eingefangenen Atmosphären aufeinander. Die Simian-Version des '86er Tracks "Under The Cherry Moon" ist eine kaugummizähe Orgeltortur, vor der selbst Syd Barrett flüchten würde, wäre er nicht schon lange verschwunden. Abgedrehter als der Chef aus Minneapolis jaulen und samplen Capitol K in der Gegend herum. Bei Hefners legerer Soul-Jazz-Version von "Controversy" beruhige ich mich wieder.

"Wenn ich Prince wäre, würde ich mich mit einigen seiner Frauen umgeben, nackt auf einem Pferd durch die Gegend reiten und all sein Equipment klauen, bevor ich mich wieder zurückverwandle." Andy Dragazis von Blue States hat Humor und seine Version von "Alphabet Street" ist so ziemlich das Beste, was dieser Sampler zu bieten hat. Der Funkhammer als Downbeat-Torte mit weiblichem Vokalüberguss. So machen Coverversionen Spaß und nebenbei Laune auf Neues vom Artist actually known as Prince.

Trackliste

  1. 1. Sexy Dancer - 7 Hurtz With Peaches + Bitch Lap Lap
  2. 2. Annie Christian - Fort Lauderdale
  3. 3. If I Was Your Girlfriend - Op:l Bastards
  4. 4. Dance On - Capitol K
  5. 5. Under The Cherry Moon - Simian
  6. 6. The Ballad Of Dorothy Parker - Broadway Project With Jeb Loy Nichols
  7. 7. Controversy - Hefner
  8. 8. The Most Beautiful Girl In The World - Bronze Age Fox
  9. 9. Alphabet Street - Blue States
  10. 10. The Beautiful Ones - Misty Dixon

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LAUT.DE-PORTRÄT Prince

Wenn jemand nach dem Unterschied zwischen Soul und Funk fragt, genügen als Demonstration zwei Songs: "Let's Stay Together" von Al Green - und "Sexy Motherfucker".

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