laut.de-Kritik
Türken aus Deutschland representen ihre Heimat.
Review von Alexander EngelenDas Intro stellt mit peinlicher Synthie-Techno-Stimme die verschiedenen Künstler und ihren Herkunftsort vor. Vorwiegend Türken aus Deutschland representen hier ihre eigentliche Heimat. Erci E, der gleich zwei Tracks beisteuern durfte, kommt aus Berlin und ist als Mitglied der erfolgreichsten türkischen Rap-Crew Cartel in der Szene kein Unbekannter. Sein erster Beitrag, "Beyler Bayanlar" verspricht jedoch nicht viel. Erci flowt wie der italienische Pop-Rapper Jovanotti, nur auf türkisch. Auf dem überzeugenden "Geri Geldim" macht er aber bereits eine bessere Figur.
Das Instrumental von Craks "Hesap Ver" kann sich ebenfalls sehen lassen. Nur eines stört Craks Raps. Obwohl ich in der türkischen Sprache total unbewandert bin, rappt er anscheinend etwas undeutlich. 50 Cent sei Dank. Ganz dem Türkischen gibt sich Makale auf "Salla" hin. Der türkisch-orientalische Beat passt perfekt zu dem gesungenen Refrain und den Raps. Immerhin verstehe ich hier teilweise "Hip Hop,..., Hip Hop!" Von Hip Hop versteht auch der Kreuzberger Killa Hakan etwas. Auf seinem Beitrag "Dokunma Yanar" spittet er gewohnt dunkel und schnell zu einem geheimnisvoll-orientalischen Beat.
Aus der deutschen Fraktion sticht Sultana heraus. Die Rapperin kommt aus New York und erinnert bei ihrem Song "Kaymak" an die ebenfalls aus New York stammende Crew Fanny Pack, die vorwiegend auf simple, old schoolige Beats rappt. Der eigentliche Star des Tracks ist aber Kollege Ab Divine, der überzeugend auf englisch flowt. Bei Tuelay muss Ashanti für einen Vergleich herhalten. Denn ähnlich ruhig und entspannt wie die Murder Inc.-Prinzessin singt sie den R'n'B-Track "1234". Für "Damla Damla" schließen sich Azra und Fuat zu einem Berliner Tag Team zusammen. Auf einem dezenten Spieluhr-Instrumental rappen sie deftig um die Wette.
Eine kleine Überraschung erleben Jazzkantine-Fans. Aleksey von genannter Gruppe tritt auf "ZDK" ungewohnt hart auf. Der Beat erinnert aber zu sehr an den Hit von Panjabi MC. Zu guter Letzt versuchen sich noch Sinem und Orhan Eligül an chartstauglichem R'n'B, der sich vor internationaler Konkurrenz nicht verstecken braucht.
Nach dem Indien-Boom vom letzten Jahr ist nun die Türkei am Start. Die Compilation repräsentiert das Land zum großen Teil auf einem qualitativ hohen Level, denn türkischen Hip Hop oder R'n'B gibt es in Deutschland bereits lange Zeit, wie die Biographien der anwesenden Künstler verdeutlichen.
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