laut.de-Kritik
Minimalistische Beatstrukturen und textliches Pathos.
Review von Martina SchmidVikter Duplaix, den meisten vermutlich noch recht frisch in Erinnerung durch seine kürzliche Compiler-Tätigkeit für die beliebte K7 DJ Kicks-Reihe, legt sein erstes Album vor und sorgt so dafür, dass er im Gespräch bleibt.
Die Tatsache, dass ein Künstler eingeladen wird, sich in die DJ Kicks-Namensliste nach Kemistry & Storm, Kid Loco oder Thievery Corporation einzureihen, macht ihn allerdings noch lange nicht zu einem heißen Eisen, in hiesigem Fall eher um heiße Luft, wie Herr Duplaix mit seinem neuen Longplayer eindrucksvoll unter Beweis stellt. Dabei durfte man sich von Vikters bisheriger Producer-Karriere ja eigentlich viel versprechen, hat er doch mit und für so angesehene Musiker wie Erykah Badu, Lauryn Hill und The Roots gearbeitet.
"International Affairs" gelingt es zwar, ein reiches Repertoire offen zu legen, das von Soul, R'n'B über folkloristische Rhythmen bis zu House und minimalistischen Beatstrukturen reicht, der Klang von Duplaix' Organ ist zudem warm und weich. Dennoch ergeben Vielfalt und mutiger Stilmix nicht zwangsläufig ein frisches und innovatives Album.
Generell ist die Kombination von durchgängigen Soul-Vocals über teils verqueren elektronischen Sounds sowohl gewöhnungsbedürftig als auch interessant. Hier gehen die beiden Elemente aber keine organische Verbindung ein, sondern stoßen sich eher voneinander ab. Erschwerend hinzu kommt, dass sich Duplaix textlich regelmäßig im Pathos verliert, um nicht zu sagen regelrechte Schnulzen trällert.
Der Fairness halber seien zumindest "Looking for Love" im 58th St. Mix und "Can We Be Lovers" lobend erwähnt, die im R'n'B-Programm eines Babyface sicher ein kuscheliges Zuhause gefunden hätten. Zwischen peinlichen Latino-Einlagen wie "Morena" und "Tropical Girl" und eher gewollt anmutendem "anders klingen", ergibt das als Summe ein für meinen Geschmack zu heterogenes Gesamtbild.
Leider scheint Vikter Duplaix mit "International Affairs" trotz unbestrittenen Talents unter seinen Möglichkeiten zu bleiben. Vielleicht dürfen wir uns statt dessen bald wieder über eine seiner Produktionen oder einen gelungenen Remix aus seiner Feder freuen.
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