laut.de-Kritik

Mit frischen Impulsen in ferne Soundgalaxien.

Review von

Ulli Hammann alias Vril hat im letzten Jahr auf "Animist" seine technoide Handschrift weiter perfektioniert und zugleich erweitert. Neben spirituellen Einflüssen schimmerte in seiner Musik, wie der von einem Roman von Edward Bulwer-Lytton inspirierte Projektname schon andeutet, auch häufig sein Interesse für Science-Fiction-Themen durch. Seine Bodenständigkeit hat er sich trotz seiner Abstecher ins Abwegige und Spezielle jedoch bewahrt. Nun entführt er mit "Saturn Is A Supercomputer" in galaktische Soundsphären.

Dabei macht "The Secret Teaching Of All Times" mit auf- und abebbender Elektronik und spacigen Klangflächen schon mal Lust auf mehr. Die spacige Atmosphäre behält Vril, wie auch im weiteren Verlauf, in "Batumi Stranding" bei, verbindet sie jedoch mit wuchtigen Industrial Techno-Tönen, so dass seine Musik einerseits frisch, andererseits vertraut klingt. Mit dem Titelstück wagt er sich mit retrofuturistischen 80er-Jahre-Electro-Sounds und einem Gesangs-Sample, das überraschend melodisch anmutet, in eher unbekanntes Terrain vor. Auch die düsteren Breakbeats in "Sohn (SP12 Rework)", das es im Original auf "Animist" gab, verdeutlichen, dass er sich nicht untätig auf alten Lorbeeren ausruht. Im Grunde erkennt man die Ausgangsversion kaum wieder.

"Their Sign Of Weakness" sorgt als flächiger Ambient-Track für eine Ruhepause, bevor in "Habit Forming", das zusammen mit ZDBT entstand, kraftvolle Bassklänge auf verschrobene Synthiesounds treffen. Kraftvolle Bässe bekommt man ebenso, umrandet von einem roboterhaften Sprachsample, das viel Atmosphäre aufbaut, in "Final Earthbound" geboten. "Truth Out The Cave" erweist sich als bedrohliches Industrial Techno-Stück, das in ähnlicher Form auch auf den früheren Alben des gebürtigen Hannoveraners hätte stehen können. In "Zivten Im Lab" zeigt sich Vril mit noisigen Tönen von seiner verspielten Seite.

"Pneuma" hält mit dunklen Sounds die Spannung nach und nach aufrecht. In "Missin" kommt mit einem rückwärts gespielt klingenden Gesangssample und vertrackten IDM-Klängen schon fast eine verträumte Bedroom-Atmosphäre zum Tragen. Zum Schluss setzen die warmen Ambienttöne in "Ataraxia" einen zuversichtlichen Schlusspunkt unter einem sehr gelungenen Album.

Jedenfalls entfernt sich Vril mit "Saturn Is A Supercomputer" von der spirituellen und in sich gekehrten Stimmung, die sein Meisterwerk "Anima Mundi" und auch noch teilweise "Animist" prägte, und erinnert mit seinen spacigen Tönen daran, dass Techno einst als die Musik der Zukunft galt. Bleibt abzuwarten, ob es bei diesem Ausflug in ferne Klanggalaxien bei einem einmaligen Experiment bleibt oder ob der gebürtige Hannoveraner an den Sound dieses Albums weiter anknüpft. Auf jeden Fall beweist er, dass er noch längst nicht zum alten Techno-Eisen gehört.

Trackliste

  1. 1. The Secret Teaching Of All Times
  2. 2. Batumi Stranding
  3. 3. Saturn Is A Supercomputer
  4. 4. Sohn (SP12 Rework)
  5. 5. Their Sign Of Weakness
  6. 6. Habit Forming
  7. 7. Final Earthbound
  8. 8. Truth Out The Cave
  9. 9. Zivten Im Lab
  10. 10. Pneuma
  11. 11. Missin
  12. 12. Ataraxia

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