laut.de-Kritik

Entspannter afrikanischer Hip Hop mit spiritueller Wärme.

Review von

Dass Hip Hop-Musik ihre Wurzeln in Afrika hat, ist unbestritten. Dass in diesem Genre aber kaum Vertreter des afrikanischen Kontinents vertreten sind, stellt leider eine bittere Realität dar. Umso erfreulicher ist es, wenn sich ein junger Mann aus Nigeria in die Vereinigten Staaten aufmacht, um von dort aus ein äußerst erfrischendes Album überkontinental zu präsentieren.

Im Opener als "Spoken Jazz" angekündigt, entwickelt sich der Inhalt von "One Day, Everything Changed" zu viel mehr als dem. Der Multiinstrumentalist - Wale Oyejide - verschmilzt verschiedenste Musik-Genres, darunter Hip Hop, Soul, Jazz, aber durchaus auch afrikanische Traditionsmusik, und schafft so ein emotional bewegendes Album, das dem Einheitsbrei aus Goldketten, Rucksäcken oder Chromfelgen in jeder Hinsicht fern steht.

Obwohl viele der Songs aus einer lockeren Bassline, Orgel und tickendem Beat bestehen, ist Wale von Eintönigkeit so weit entfernt, wie Nigeria von Atlanta. Die Instrumentals schweben alle mit einer eigenen Seele durch die Boxen und erfüllen den Raum mit harmonischer Stimmung und spiritueller Wärme.

Erfreulich ist auch die Tatsache, dass einige Größen der Szene auf das Talent von Wale aufmerksam geworden sind und ihn auf seinem Album unterstützen. Detroits Über-Produzent Jay Dee überzeugt einmal mehr mit seinen Raps, während Wale traditionsbewusst mit afrikanischem Akzent den Refrain toniert. Die Bassline ist eine wahre Freude, vom aufrüttelnden Textinhalt ganz zu schweigen ("There's A War Going On"). Ebenso aus Detroit beehrt Lacks mit seiner tiefen Stimme das Album, er passt wunderbar auf die bekannten Truth Hurts-Bongos, das Glockenspiel und die Orgel. Wales Refrain legt sich gefühlvoll über das Soundgerüst und gibt auch diesem Smoothrap-Meisterstück den persönlichen Oyejide-Touch ("One Day, Everything Changed").

Schließlich ist es der metallgesichtige MF Doom, der untypisch ruhig und unverspielt die Helden der Vergangenheit ehrt. Wie die Stammesältesten, die von den großen Taten ihrer Vorväter erzählen, erinnern Doom und Wale an die alten Helden des Hip Hop-Stammes ("This Is Dedicated To").

Der Rest dieses Werkes entzückt mit einer solchen Entspanntheit, dass es einem fast den ruhigen Atem nimmt. Trotzdem will die Faust ständig in die Höhe schießen, um den aussagekräftigen Lyrics zusätzliche Unterstützung zu geben. Gegen Mitte des Albums geht die Geschwindigkeit deutlich zurück, Bass und Orgel bleiben. Mit den souligen Ambitionen hat Wales Gesang jegliche Rap-Affinität abgestreift und verwöhnt durch perfekte Nicht-Perfektion. Der anfangs unüberhörbare afrikanische Akzent ist wie weggeblasen, dafür haben die Instrumentals sich des Traditionellen angenommen.

Wale Oyejides Album ist alles in allem ein mehr als gelungener Versuch, afrikanische Traditionen mit den Entwicklungen der Moderne zu verbinden. Schließlich ist der Geist von Hip Hop derart geprägt von den Nachfahren afrikanischer Sklaven, dass eine Verschmelzung dieser beiden Pole mehr als an der Zeit wäre.

Trackliste

  1. 1. Theme Music
  2. 2. There's A War Going On feat. Jay Dee
  3. 3. Riot & Revolt
  4. 4. Third World Anthem
  5. 5. One Day, Everything Changed feat. Lacks
  6. 6. Upwards
  7. 7. Damn James
  8. 8. Ever After
  9. 9. Ibadan Sunrise
  10. 10. In The City
  11. 11. Keep Pushing
  12. 12. This Is Dedicated To feat. MF Doom
  13. 13. Slow Down
  14. 14. Kaya
  15. 15. Wasting Time
  16. 16. Give It Up

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