laut.de-Kritik

Soundtrack für pubertäre California-Kids.

Review von

Wir haben es verstanden. Weezer wollen mit dem vierten einfarbigen Album den Sommersoundtrack für die kalifornische Jugend auskoppeln. Leider bleiben die Tracks genau so blass wie das Cover.

Eigentlich hatte ich mich durchaus auf das neue Album der Band gefreut, ging es doch seit "Hurley" wieder etwas bergauf. Doch schon beim Durchlesen der Tracklist kamen mir erste Zweifel: "L.A. Girlz", "Thank God For Girls", "California Kids". Was mag wohl passiert sein? Hat Rivers Cuomo mit 45 noch mal seine Jugend entdeckt und verbringt die Tage damit, den Mädels am Pier auf den Arsch zu glotzen? Oder handelt es sich ganz einfach um eine klassische Midlife Crisis? Cuomo bleibt mir bisher eine Antwort schuldig.

Auf dem weißen Album ersetzt und ergänzt das Piano häufig den kratzigen Gitarrensound, an dem man Weezer sonst bereits beim ersten Ton erkennt. Vermutlich versuchen sie dadurch jünger zu klingen, mehr nach Californ.I.A. Geht aber leider nach hinten los, da man ihnen diesen jungen, hippen Lifestyle schlicht und ergreifend nicht abkauft.

Wobei "California Kids", trotz des Namens, erstmal Hoffnung weckt und genau das liefert, was man sich von einer Weezer-Platte erhofft: Simple, aber eingängige Akkorde im Vers, solide Bridge und hymnischer Refrain. "Wind In Our Sail" zerstört diesen Eindruck aber bereits mit den ersten Tönen, erinnert die Melodie doch sehr stark an "Two Weeks" von Grizzly Bear. Pop-Vers, Stadion-Rock-Hook gepaart mit recht langweiligen Lyrics: "We got the Wind in our sails". Wohl eher ein laues Lüftchen.

Das Keyboard scheint es ihnen hörbar angetan zu haben. "Thank God For Girls" macht dort weiter, wo "Wind In Our Sail" aufgehört. Braucht man beides nicht, vor allem nicht von Weezer.

Was machen die Kids am Strand, wenn sonst nichts los ist? Genau, kiffen und nach Mexiko fahren. Folgerichtig frag dann auch Cuomo: "Do You Wanna Get High?". Cypress Hill haben aber nichts zu befürchten, ihrer Gras-Hymne läuft diese Nummer den Rang nicht ab. Wenigstens bleiben die Lyrics ("Keep on doing what you do | 'Cuz I'll never get tired of you") genau so flach wie der Sound.

Doch es gibt auch Positives vom "White Album" zu berichten. Hier und da tummelt sich auch ein durchaus guter Song. "(Girl We Got A)Good Thing" zum Beispiel, klingt irgendwie erfrischend und neu, aber nicht unecht und erinnert an "Island In The Sun". Im Sound der älteren Album schwelgen die Songs "King Of The World" (trotz der überflüssigen "Wohoooo"-Bridge") und "L.A. Girlz" hebt die Gitarren wieder deutlich mehr hervor, inklusive dem typischen, unvermeidlichen Gitarren-Solo.

Weezer haben mit der Platte nichts falsch gemacht, aber wirklich nötig war sie auch nicht. Sie plätschert vor sich hin und lässt die großen Highlights vermissen. Für die ersten sonnigen Tage mit Grill auf dem Balkon reicht sie aber allemal.

Trackliste

  1. 1. California Kids
  2. 2. Wind In Our Sail
  3. 3. Thank God For Girls
  4. 4. (Girl We Got A) Good Thing
  5. 5. Do You Wanna Get High?
  6. 6. King Of The World
  7. 7. Summer Elaine and Drunk Dori
  8. 8. L.A. Girlz
  9. 9. Jacked Up
  10. 10. Endless Bummer

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10 Kommentare mit 5 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    Ich geb der Platte natürlich noch Zeit, die sehr hohen Erwartungen an ein einfarbiges Weezer-Album kann sie aber nicht erfüllen, das merkt man schon jetzt. "Do You Wanna Get High?" ist der herausragendste Song des Albums - leider ist es auch der einzige Song gewesen, den ich im Vorfeld gehört habe. Das hat die Erwartungshaltung noch geschürt. Trotzdem eine Menge guter catchy Power-Pop Songs, damit kann ich schon bestens leben.

  • Vor 8 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 8 Jahren

    Hurley, das rote Album und besonders Alrightin the end fand ich streckenweise richtig gut, aber diese Scheibe gibt mir bisher gar nichts. Mir fehlen die brachialen Gitarrenwände, das ist mir zu lala-mäßig.

  • Vor 8 Jahren

    Immer wenn man denkt die Band ist auf 'nem guten Kurs, fangen sie wieder an zu straucheln. Will nicht sagen dass das neue Album schlecht ist, ich würde solide 3 Sterne geben mit Tendenz zu 4, wenn die ersten vier Tracks nicht so miserabel wären. Naja zumindest konnten sich zwei Songs locker in meinem persönlichen Best of Sampler plazieren (Summer Elaine.. & Jacked Up).
    Everything Will be Alright war im Rückblick auf jedenfall stringenter und hatte eine klare Linie. Dieses Album wirkt ein bisschen wahllos, man könnte es auch im Shuffle anhören und es würde kaum einen Unterschied machen.

  • Vor 8 Jahren

    Hab das White Album wie jedes Weezer-Album jetzt in den letzten Wochen und Monaten durchgesuchtet. Die erste Hälfte ist echt mies, ab Track 5 wird es dann aber wirklich gut. "Do you wanna get high", "Summer Elaine & Drunk Dori", "L.A. Girlz" (diese Falsett-Bridge!!), "Jacked Up" und "Endless Bummer" sind überragend finde ich. Unter'm Strich kann das aber leider nur eine 3/5 geben, denn wie gesagt ist die erste Viertelstunde so schwach wie auf fast keinem anderen Weezer-Release.

  • Vor 7 Jahren

    Wo bleibt die Kritik zu Pacific Daydream?