laut.de-Kritik

Sechs Kanadier erforschen die Weiten des Spacerock.

Review von

Wenn eine Band als Einflüsse Hieronymus Bosch, David Lynch und Hawkwind nennt, erahnt man nur im Ansatz, welcher Stil zu erwarten ist. Fest steht jedoch, dass diese Jungs aus Toronto bereits seit 1999 ihre Grenzen in den endlosen Weiten des Psychedelic Rock ausloten und die Lust an unterhaltsam-verstörenden Liveshows und zerfetzten Saiten noch immer nicht verloren haben. Mit "Buenas Nachas" werfen White Cowbell Oklahoma bereits ihre vierte Scheibe auf den Markt.

Doch zurück zur Gestalt ihres musikalischen Schaffens: Warum Hawkwind zu den großen Vorbildern der Kanadier zählen, wird in Songs wie "Streetknife's Theme" oder "Diabla, Diabla" schnell klar. Ersteres hält sich mit langsam dahinsiedenden Gitarrensoli und stetem Rhythmus noch entspannt zurück. Doch der pfeifende Orgeleinsatz im hinteren Teil verspricht zunehmende Experimentierfreudigkeit. Und die beweisen sie im Abschlusstrack bis aufs Äußerste: "Diabla, Diabla" trumpft mit düsteren Gewittersounds, knackigem Beat und immer wieder flehendem Gesang von Frontmann Clem Clemsen auf.

Bevor es zu trist wird, setzen jazzige Tex-Mex-Bläser ein und schieben sich als kleines Intermezzo in die insgesamt neun Minuten. Was Hieronymus Bosch angeht, erinnern Rahmen und Stimmung von "Buenas Nachas" stark an den düstersten und symbolträchtigsten aller fantastischen Maler des Mittelalters. "Gallows Bird" schließt an eine ähnliche Thematik an. Durch die trägen und verschnörkelten Klänge entsteht ein klares Bild des über dem Kopf des Protagonisten kreisenden Galgenvogels.

Die von Bosch inspirierte Seite, die laut Clemsen auf den bisherigen WCO-Alben inhaltlich an die Oberfläche getreten ist, steht in "Buenas Nachas" aber vergleichsweise hinten an: Nach einem gewittrigen Einstieg und bereits beschriebenen Ausklang erwarten uns nämlich ein paar fröhlich anmutende Songs. "Get Back To The Grove", "Flush In The Pocket" und "Easy Street" klingen auf ihre Art wie ein kleiner Ausflug in das Genre des Rockabilly. Trabende Rhythmen und spannungsgeladene Gesangseinlagen inklusive. Düster und hoffnungsvoll zugleich wenden sich White Cowbell Oklahoma in "Bully Black" auch an zackige Rock'n'Roll-Einlagen à la Wolfmother. Dass der Weg zu David Lynch nicht weit ist, beweist ein kurzer Blick auf sämtliche Videoclips der Band.

White Cowbell Oklahoma verarbeiten ihre Einflüsse auf "Buenas Nachas" durchaus eigenständig und zählen damit nicht zu jener Sorte Bands, die nur im Livekontext für Spannung sorgen. Dort wird es mit Kettensägenspielereien, Feuer und ordentlich Titten aber scheinbar auch nicht langweilig.

Trackliste

  1. 1. Buenas Noches
  2. 2. Get Back To The Grove
  3. 3. Flush In The Pocket
  4. 4. Easy Street
  5. 5. Gallows Bird
  6. 6. Bully Black
  7. 7. Flapjack Flytrap
  8. 8. Streetknife's Theme
  9. 9. Diabla, Diabla

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