laut.de-Kritik

Ein Soundkosmos von fast unendlicher Weite ...

Review von

Als irgendwann in diesem Jahr die Meldung die Runde machte, Ben Folds würde mit William Shatner aka James T. Kirk ins Studio gehen, um eine Platte aufzunehmen, hatten viele ein Problem damit, den Unterkiefer wieder hochzuklappen. Shatner und Folds? Das passte ungefähr so gut zusammen wie ein Frieden zwischen der Föderation der Planeten und der Spezies 8472.

Shatner zeichnete sich in der Vergangenheit eher durch großspuriges Verhalten und überhebliche Kommentare aus, als durch künstlerisches Schaffen. So hatte er natürlich entscheidenden Anteil an dem, was aus Star Trek im Laufe der Jahre wurde. Man schaue dabei nur einmal die Interviews in den Director's Cut-Versionen der alten Enterprise-Filmen nach. Wen es da nicht gruselt ob der eingebildeten Omnipotenz des Herrn Shatner, muss vor allzu großem Fantum geheilt werden.

Und jetzt das. "Has Been" heißt das gute Stück, an dem Shatner mit Ben Folds und einigen namhaften Gaststars wie Joe Jackson, Aimee Mann, Henry Rollins und dem versierten Session-Drummer Matt Chamberlain arbeitete. So entstand im Country-Mekka Nashville das erst zweite Album des musikalischen Poeten William Shatner.

Um gleich einmal die gerade angeführten Zweifel an seinem Schaffen aus dem Weg zu wischen: es ist ein schönes Album, das einen erstaunlich tiefen Einblick in sein Seelenleben gewährt. Da präsentiert sich der Gescholtene als gar nicht mehr so hochnäsig und arrogant. Zweifel und Ängste plagen diesen Mann genau so wie jeden anderen. Auf der Suche nach seinem ganz privaten Glück gibt er seiner Sehnsucht in anrührenden Stücken Ausdruck. Folds kleidet seine Gedankenfragmente mit sensibel arrangierten Instrumental-Passagen aus, die einerseits Film Noir-Charakter aufweisen, zum anderen wiederum augenzwinkernd komisch sind.

Bevor Captain Kirk jedoch zu seiner Sicht der Dinge ansetzt, kommt er mit einer grenzgenialen Cover-Version des Pulp-Hits "Common People" um die Ecke. Im Duett mit Joe Jackson mutiert der Klassiker zu einer mutigen und coolen Neuinterpretation. Shatner verzichtet dabei auf die originalgetreue Wiedergabe des Textes. Was seinerzeit beim Beatles-Song "Lucy In The Sky With Diamonds" noch furchterregend klang (nicht umsonst wählten Fans seine Version zur schlimmsten Beatles-Verhackstückelung aller Zeiten) funktioniert hier jedoch einwandfrei.

Die humoreske Seite kehrt er mit "You'll Have Time" hervor. "I hate to be the bearer of bad news, but you're gonna die!" Als Beweis für diese These führt er den Tod einiger berühmter Persönlichkeiten an und trägt seine philosophische Weisheit im opulenten Gospel-Outfit vor. Ganz großer Quatsch-Sport das! Shatner präsentiert sich auf "Has Been" nicht als Sänger im klassischen Sinne. Seine Performance hat dabei mehr den Charakter eines Spoken Word-Auftrittes, den er mit jazzigen, rockigen, folkigen oder einfach nur hemmungslos albernen Elementen bestreitet.

Mit Henry Rollins als schimpfender Rohrspatz-Begleitung beschwert er sich: "I Can't Get Behind That". Dieser Anarcho-Track alleine wäre schon Grund genug, "Has Been" in höchsten Tönen zu loben. Daumen hoch also für William Shatner, der mit Ben Folds ein Kleinod geschaffen hat, dass beileibe nicht nur Star Trek-Fans begeistert.

Trackliste

  1. 1. Common People (With Joe Jackson)
  2. 2. It Hasn't Happened Yet
  3. 3. You'll Have Time
  4. 4. Trying (With Ben Folds And Aimee Mann)
  5. 5. What Have You Done
  6. 6. Together (With Lemon Jelly)
  7. 7. Familiar Love
  8. 8. Ideal Woman
  9. 9. Has Been
  10. 10. I Can't Get Behind That (With Henry Rollins)
  11. 11. Real (With Brad Paisley)

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Shatner William – Has Been (Black/Green) [Vinyl LP] €47,98 Frei €50,98

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT William Shatner

Der Name William Shatner ist so untrennbar mit dem Charakter James T. Kirk verbunden: Die meisten Menschen wissen wahrscheinlich noch nicht einmal, dass …

22 Kommentare

  • Vor 20 Jahren

    Fuck Me! Was'n geiles Album.
    Der alte Kirk wird zum neuen Cash. Zuerst dachte ich, dass Common People halt der Aufhänger für den durchschnittlichen Rest ist, aber You'll Have Time (ich hab mich schlappgelacht als der Gospelchor einsetzt) oder I Can't Get Behind That sind Killertracks. Echt.

  • Vor 20 Jahren

    Ich glaub die werd ich mir auch mal näher anhörn ... schon nur weils Shatner ist ... :)

    kennst du seine früheren Aufnahmen, Mad Season?
    Mr. Spock (wie heisst der? ... was mit Leroy) hat auch mal ne CD rausgebracht, wenn ich mich nicht täusche :D

  • Vor 20 Jahren

    Die einzige Tonaufnahme, die ich bislang gehört habe war ein Beatles-Cover. Strawberry Fields? Bin mir nicht sicher, aber das war grauenhaft. Überhaupt nicht zu vergleichen mit der Neuen. Die Texte sind so rattenscharf. Mich würde interessieren, ob der das selbst fabriziert hat, oder ob es ihm auf den Leib geschnitten wurde.