laut.de-Kritik

"Wenn Mir Die Worte Fehlen" - ja bitte, dann bist du endlich still.

Review von

Ach, Wincent. Vom NDR als "Senkrechtstarter" angepriesen, veröffentlicht der Ex-DSDS-Kandidat sein Debüt "Irgendwas Gegen Die Stille". Man kann es sich schon denken, wer Vorband für Max Giesinger, Unheilig und Andreas Bourani war, bewegt sich musikalisch sicher nicht aus den inzestuösen Schonwaschgang-Pop-Kreisen heraus. Das Album hätte genauso gut "Lachen Weinen Tanzen" heißen können. Oder besser, danke Herr Böhmermann, "Menschen Leben Tanzen Welt".

Eine Reise ins Ungewisse droht also schon mal nicht. Der erste Track ist aus dem Radio bekannt, "Musik Sein", ein Chartbreaker. Eines dieser Lieder, bei denen man, sollte man gerade in der Badewanne liegen und Radio hören, gerne eine Flutkatastrophe im Badezimmer auslöst, nur um mit fliegenden Fingern den Sender zu wechseln. Als Fan von "Absolute Giganten" zerbricht mein Herz schon in der ersten Minute in tausend kleine Teile - "Ey, da müsste immer Musik sein, egal wo du bist". Aber gut, der Typ ist jung und fresh, vielleicht hat er den Film gar nicht gesehen und ist einfach von Haus aus pathetisch. Die ausgelutschte Phrase mit den Chören, die für dich singen, spricht sehr dafür.

Weiter geht es mit "Feuerwerk", der zweiten Single und leider wieder der gleiche, austauschbare Max Giesinger-Quark. Fooooierwerk. Es ist unglaublich wie Herr Weiss, Jahrgang '93, jetzt schon den Revolverheld-Pathos à la "Wir haben schon so viel erlebt, wir sind so krasse Freunde, lass mal den Moment genießen" innehat. "Dieser Augenblick kommt nie zurück" - in Anbetracht dieses Songs ist das auch besser so. "Frische Luft" ist hier von Nöten. Auf jedem zweiten Track das obligatorische Oh-Oh-Oh, manchmal hat man die Hoffnung den Song endlich ausgesessen zu haben, aber nein, nicht doch, was folgt am Ende? Richtig, Oh-Oh-Oh.

"Nur Ein Herzschlag Entfernt" beginnt überraschenderweise mal anders, eine Spieluhr, Klatschen, könnte das was werden? Dann die Ernüchterung: Er reimt tatsächlich "Wort, Wort, Wort" auf "fort, fort, fort", dann auf "Ort, Ort, Ort". Haus-Maus-Reime galore. "Du bist alles was bleibt, auch wenn jeder Strick reißt" heißt es in dem Track, es ist die zweite "reißende Stricke"-Metapher auf diesem Album. Abwechslungsreich geht anders. In "Herz Los", der obligatorischen Liebes/Kitsch/Herzschmerznummer, will Wincent am liebsten schon wieder raus und fort von allem. Die gute Outdoorjacke geschnappt und raus da, es kann doch so einfach sein. "Zeit ist ein Arschloch" - oh welch böser Bub, er hat das A-Wort gesagt. Aber ich stimme dir zu, die Zeit, die ich mit dem Hören deiner Platte verbracht habe, war auch nicht besonders pralle.

"Ich Tanze Leise" - Klavierballaden kann der Eutiner auch. "Ich zieh' mich an, ich ziehe los, wie in den alten Zeiten, in unsere Bar, in der ich war, nach unseren ersten Streiten." Hat er grad nicht gereimt, oder? Das "Dancing On My Own" für Frühpubertierende. Dann am Ende wieder die obligatorischen Oh-Oh-Ohs und ein doppelter Refrain. Überraschend.

"Wenn Mir Die Worte Fehlen" - ja bitte, dann bist du endlich still. Sorry Wincent, aber das wird hier echt nichts mehr. Er vergleicht sich mit "einem kleinen Floß im Meer", und: "Ist irgendwer da draußen, der mich verstehen kann?" Der arme Junge. Wieder eine Klavierballade, wieder dürftige Klänge ohne wirkliche Aussage. "Worte sind wie Mauern, sie lassen keinen rein" - als sie im Deutschunterricht das Thema Metaphern besprochen haben, war Wincent bestimmt auf dem Klo. Heimlich rauchen wäre ihm nicht zuzutrauen.

Auf "Wir Sind" dann nochmals die Ernüchterung, scheiße, das ist jetzt wirklich der Revolverheld-Gedächtnissong. Ich dachte das war schon. "Wir lachen, wir schweigen, wir schreien, wir halten uns fest, nehmen, geben, und teilen", Matthias Schweighöfer applaudiert. Meine ganze Hoffnung verbleibt dem Gedanken, dass Herr Weiss seine Songs nicht selber schreibt und für diese Platte Unterstützung aus dem Tierversuchslabor bekommen hat. Wenigstens gibt es bei diesem Song kein Oh-Oh-Oh am Ende. Das Chakuza-Feature (ja, ernsthaft) auf "Betonherz" rettet auch nicht mehr viel.

Endlich, wir sind beim letzten Track angekommen. "Regenbogen" lässt Wincent nochmal so richtig leiden und zieht alle Register der vorgetäuschten Sensibilität. Was ist dem armen Jungen bloß widerfahren? "Ich in deinen, du in meinen, und wir zwei in unseren Armen" Alter. "... und der Regen einen Bogen macht- Regenbogen" Nicht sein Ernst. Das Album schließt mit herzzerreißendem Oh-Oh-Oh ab. Wiederkehrende Muster, wenigstens kann er das.

Bitte, Wincent, triff dich doch lieber mit deinen "Besten" im Park und geh skaten. Für die Interview-Aussage "Mein größter Wunsch ist, dass es nicht mehr so viele Kriege gibt. Die Welt könnte ein bisschen weniger Waffen vertragen." hätte es vielleicht noch einen Mitleidspunkt gegeben. Na ja, und dafür, dass der Bub seine Playstation für eine Gitarre verkaufte. In Anbetracht der Tatsachen allerdings, dass er sich von der Bravo sponsorn lässt und nun auch noch das immerwährend grinsende Gesicht von RTL II ist, wars das mit dem Mitleidspunkt. Prostitution ist nicht jedermanns Sache.

Trackliste

  1. 1. Musik Sein
  2. 2. Feuerwerk
  3. 3. Ein Jahr
  4. 4. Frische Luft
  5. 5. Mittendrin
  6. 6. Nur Ein Herzschlag Entfernt
  7. 7. Herz Los
  8. 8. Gegenteil Von Traurigkeit
  9. 9. Ich Tanze Leise
  10. 10. Wenn Mir Die Worte Fehlen
  11. 11. Wir Sind
  12. 12. Betonherz
  13. 13. Regenbogen

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Wincent Weiss – Irgendwas Gegen die Stille €5,99 €3,00 €8,99
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Weiss,Wincent – Irgendwas Gegen die Stille (Ltd. Deluxe Version) €12,41 €3,00 €15,41

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Wincent Weiss

"Wenn wir uns verlieben, wenn das Leben uns umhaut und wir besoffen vor Glück sind, müsste da nicht Musik sein?" Jeder, der im Sommer 2016 auch nur …

22 Kommentare mit 46 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    Wincent Weiss verkörpert genau das, was Böhmermann mit "Menschen Leben Tanzen Welt" so punktgenau parodiert hat. Lieblose Kommerzkacke mit austauschbar dümmlichen und inhaltsleeren Texten von Major Label-Ghostwritern. Die Stimme von dem Bubi hat weder eigene Note noch Wiedererkennungswert, sondern ist nur ein stimmbrüchiger Mix aus Cro, Mark Forster und der restlichen Deutschpop-Bagage (Autotune wäre tatsächlich eine Bereicherung).
    Langweiliger, künstlerisch wertloser Radio-Dreck oder gelinde ausgedrückt: "Konsensmusik".

  • Vor 6 Jahren

    "Musik sein" - schlimmstes Kacklied 2016! Wirklich so dreist berechnend, wie Böhmi demonstriert hat. Da kriege ich echt Aggressionen! Von daher verdiente 1/5 ungehört.

  • Vor 6 Jahren

    Noch bevor ich die Wertung sehen konnte, dachte ich mir bei dem Cover schon: 1/5

  • Vor 6 Jahren

    Das ist eine Unverschämtheit, Pressefreiheit hin oder her.

    Wer die Musik nicht mag der muss sie einfach nicht hören und gut ist!!! Jetzt mal einen guten Rat Herr WISNAKOTZKI nehmen Sie sich ein Strick und erschießen Sie sich damit.

    Oder Sie lassen es einfach sein und hören am besten "Atemlos durch die Nacht" von Helene Fischer (bis Ihnen die Ohren bluten) Lief dieser Titel nicht vor ein paar Jahren auch auf jedem Radiosender hoch und runter? Der ist einfach nur unerträglich, der Song!!! Und ich wette Sie gröhlen da lauthals mit wie ca. 90% der Bevölkung von ganz Deutschland auch.

    Wenn Sie besser singen können zeigen Sie es und machen es besser und dann werde ich zum Kritiker und lasse kein gutes Haar an Ihnen!!!

    Diese Aussage geht ürbings an alle die diesen Wischiwaschi-Artikel hier gutfinden, ihr seid doch alle gleich!!! Zeigt das ihr es besser könnt dann könnt ihr mitreden. Sonst nicht.

    Ich bin mal so frei und bediene mich einen der Zitaten von Wincent und schreibe es passend um: "In diesem Land darf jeder die Musik hören, die er will und wer das nicht kapiert, ist definitiv von gestern!!!"

    Ein grauenvolles und von Pech veerfolgtes Leben wünsche ich Ihnen Herr Wisnakotzki

    • Vor 6 Jahren

      Ich habe bisher weder diese Rezension noch dieses Album wahrgenommen. Dein Beitrag hat mich nun motiviert, hier eine Benutzerbewertung von 1/5 (selbstredend ungehört) zu hinterlassen. Danke dafür!

    • Vor 6 Jahren

      Bin ein bißchen faul geworden wirklichen Schrott zu bewerten danke Harry Potthead für die Motivation.
      1/5

    • Vor 6 Jahren

      Ein widerliches und ekelhaftes Zeichen unserer Zeit scheint weiterhin, dass immer weniger Menschen Begriffe wie "Pressefreiheit" oder auch "Meinungsfreiheit" verstehen, geschweige denn aushalten können. Hier sehe ich aber auch die Medien in einer edukativen Pflicht, da immer weniger junge Menschen eine Vorstellung von journalistischer Arbeit zu haben scheinen und in den Kommentarspalten der entsprechenden Medien auffällig häufig offenbaren, dass sie bspw. einen Artikel nicht von einer Kolumne unterscheiden können, was genauso gut erklärt, warum sich hier jede Woche mindestens ein ungebildeter Rotzlöffel darüber auskotzt, dass sein/ihr favorisierter Act so schlecht bewertet wird, wie es auch begreifbar macht, inwiefern die speziell in der heute jungen Generation messbare erhöhte Anfälligkeit für Fake News im Allgemeinen zustande kommt.

      Geht wohl bei einigen Betroffenen dazu noch Hand in Hand mit dem Wunsch nach einer starken Führung und einfachen Lösungen in Anbetracht der eigenen innerlichen Orientierungslosigkeit im modernen Informationsdschungel sowie dem Verbot o.g. Presse- bzw. Meinungsfreiheit, ohne abschätzen zu können, inwiefern dies das eigene unreflektierte herausplärren von Meinungen beschneiden würde.

      Irgendwo zwischen gelegentlich amüsant und in der Masse bereits gelinde beunruhigend reiht sich dann auch diese in solchen Beiträgen stets zu findende unbeholfene, infantile Ignoranz der Verfasser, inklusive dem Gegenüber "alles Schlechte" zu wünschen bis hin zu Morddrohungen, sollte der/die Angeprangerte seine/ihre Meinung nicht zu einer Konformität mit der des/der Anprangernden revidieren.

      Dämlich geht die Welt zu Grunde, darauf mein zum Gruße erhobenes Glas Wein, morgens kurz nach halb zehn in Deutschland und live von der Veranda des apokalyptischen Cabarets.

    • Vor 6 Jahren

      *mindestens 1 ungebildeter rotzlöffel aber sonst top beitrag vong reden her !

    • Vor 6 Jahren

      Entschuldigung aber mein Gerät hat automatisch "Pressefreiheit" draus gemacht ich wollte "Meinungsfreiheit" schreiben

    • Vor 6 Jahren

      Und als Morddrohung ist dieser Artikel von mir keinesfalls zu verstehen, ich finde es nur unerhört jemanden so kritisch zu bewerten, obwohl man sich gar nicht intensiv mit der Musik auseinander gesetzt hat. Ich beabsichtige keinnesfalls den Autor des Artikels umzubringen bzw. ihn irgendwelchen Schaden zu zufügen, da ich ihn weder kenne noch sonst irgendwie in Kontakt zu ihm stehe!!!

    • Vor 6 Jahren

      Und das sollen wir dir jetzt einfach so glauben? Dein Posting ist ein klarer Aufruf zur Gewalt! Bei allem guten Willen, hier wird man um eine Anzeige nicht herum kommen...

    • Vor 6 Jahren

      noch ist die möglichkeit einer selbstanzeige gegeben.
      ich denke, das wäre wohl das beste für unseren zauberlehrling.

    • Vor 6 Jahren

      RIP Artikel 5 GG. Du bist eine Farce.

    • Vor 6 Jahren

      ui, zum ende des jahre nochmal ein highlight in sachen geistiger leistungsverweigerung.

    • Vor 6 Jahren

      RIP Harry...Es war schön mit dir

  • Vor 5 Jahren

    So da ich nicht so unverschämte und unqualifizierte Scheiße labern will wie sie sage ich ihnen jetzt das statt solch einen Schwachsinn im Internet zu veröffentlichen gibt es so viel anderes was sie machen können zum Bsp sich mal um ihre eigenen Probleme kümmern da könnten sie mal damit anfangen das sie sich weder über Personen auslassen müssen die sich von ganz unten nach oben mit reiner Willenskraft gekämpft haben noch über die Menschen die das bewundern. Dann möchte ich ihnen mitteilen das in dem Text für mich nur purer Neid spricht und noch was er ist ein erwachsener Mann denn wenn sie vielleicht lesen können und eventuell auch rechnen dann wissen sie das Wincent Weiss 25 jahre alt ist und in Deutschland ist man ab dem 21 Lebensjahr komplett volljährig aber das muss man ihnen ja nicht sage weil bei ihrer erfahrung wissen sie das bestimmt. Zu ihrer Information falls sie der Meinung sind das Wincent Weiss nichts anderes singen kann wie Oh Oh Oh wenigstens kanner dann produktivere Sachen wie sie finden sie nicht auch. Die Texte haben einen Hintergrund und einen Sinn aber dafür müsste man ja mal die Augen aufmachen und sich informieren. Ich lege ihnen zu Herzen sich doch in Zukunft nicht über Wincent Weiss und seine Leistungen zu beschweren nur weil sie nicht mehr hin bekommen wie hirnlose unüberlegte unqualifizierte Scheiße zu labern also falls sie nicht in Betracht ziehen Musik die wie man unschwer lesen kann nicht zu ihrer Playlist gehören so unverschämt zu kritisieren hoffe ich für sie das ihnen irgendwann mal ein Fan oder jemand von dem sie mal wieder so schreiben so richtig mal eine abräumt um sie auf den Boden der Tatsachen zu bringen und ihnen zu zeigen das sie kein recht haben sich so unqualifiziert zu äußern. Bevor sie sich jetzt an Rechtschreibfehlern aufgeilen berücksichtigen sie das ich auf 180 bin und ihnen gerne zeigen würde wie man heutzutage mit Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf Musik umgeht. Einfach mal die Klappe halten wenn man keine Ahnung hat.
    Und noch sie wären auch so ein Kandidat der sich die Hosen voll machen würde wenn er es ihm persönlich sagen müsste.

    Mit freundlichen Grüßen

    ihr Chef

    • Vor 5 Jahren

      Der geschätzte Jürgen von der Lippe meinte dereinst bei "Dislike": "'Legasthenie' heißt nicht 'blöd', das weiß ich, aber in diesem Fall habe ich eine Vermutung."
      Gruß
      Skywise

    • Vor 5 Jahren

      ...:.So da ich nicht so unverschämte und unqualifizierte Scheiße labern will.....

      Hat ja wunderbar funktioniert!

  • Vor 4 Jahren

    Wieder einmal ein Beweis dafür, dass diese Seite nur eine Plattform für Leute ist, die ihr Geld damit verdienen, unqualifizierten Mist von sich zu geben, weil sie sonst nichts können und zu faul oder zu minderbemittelt waren, einen anständigen Beruf zu erlernen.