laut.de-Kritik
Geradlinige Platte mit ganz eigenem Charakter.
Review von Joachim GaugerMädchen müssen immer streiten. Spice Girls, Tic Tac Toe, No Angels - die Liste der Girlgroups, die mehr oder weniger hoch auf dem Gipfel des Erfolges die Segel streichen, ist lang. Neben dem Geschlecht scheint die Veröffentlichung einer neuen Platte ein ernstzunehmender Risikofaktor zu sein. Nach Vanessa, Nadja und co. nehmen nun auch die Wonderwall-Mädels ihr zweites Album zum Anlass für den Split.
Das ist aus zwei Gründen tatsächlich schade. Zum einen, weil Ela, Kati und Jule von niemand zusammen gecastet wurden, sondern sich auf völlig normalem Weg kennen gelernt haben. Zum anderen weil es ihnen gelingt, diesen biografischen Aspekt des Natürlichen und Unverfälschten auch auf Platte zu bannen.
Wonderwall verweigern sich konsequent jedem modischen Zugeständnis an R'n'B-Beats oder Disko-Bässe und setzen statt dessen ganz auf Songwriter-Pop à la Sheryl Crow oder Tori Amos. Das fängt mit "(One More) Song For You" noch ganz harmlos an, doch schon mit "Everything-you-do-is-wrong-day" oder "Sure" deuten die Drei an, dass sie auch beim Texten dazu gelernt haben. Wenigstens stechen die Banalitäten nicht mehr ganz so krass ins Auge wie noch auf dem Vorgänger.
Gewiss durchbrechen Wonderwall mit ihrem von Akustikgitarren dominierten Pop kaum die Grenzen der ästhetischen Rezeption, ihre Songs sind durchgehend recht ähnlich aufgebaut. Zum bewährten Rezept gehört eine Strophe, die meist von einer der drei solo gesungen wird, und ein Refrain mit meist recht hübsch ausgearbeiteten mehrstimmigen Harmonien.
Dass letztere gelegentlich sogar an Simon & Garfunkel erinnern, ist wohl das höchste Lob, das man einer deutschen Girlgroup aussprechen kann. Insgesamt muss man zugeben, dass "What Does It Mean" eine etwas altbackene, aber ziemlich geradlinige Platte ist, und Wonderwall eine unverwechselbare Combo mit ganz eigenem Charakter. Jedenfalls zu dritt.
Noch keine Kommentare