laut.de-Kritik
Wundersam unaufgeregtes und urtypisches Clan-Album.
Review von Stefan JohannesbergDer Wu-DJ dreht unbeirrt seine Runden. Opa-Status, Trap-Dominanz, Zerfall des Clans und Shkrelis Shaolinsposse tangieren Mathematics nur peripher. Als wäre die Zeit stehen geblieben, bastelt der Rza-Zögling für alle Wu-Fans ein wundersam unaufgeregtes und liebevoll urtypisches Clan-Album zusammen. Rza droppt auf klassisch-gebrochenen Skits seine Juwelen und Kung-Fu-Filmsequenzen unterbrechen immer wieder die frischen, straight und soulig nickenden Beats.
Hier eine Zeile, da eine Referenz und unten rum diverse Loops. Mathematics schlägt einen Bogen von den glorreichen Zeiten über die Krisen hin zur Neuzeit, ohne eine Sekunde zu langweilen. Auch wenn er gar nichts neu erfindet und "The Saga Continues" 15 Jahre zu spät erscheint, nähert sich sein fünftes Album (es ist trotz anderer Bezeichnung ein weiteres Mathematics-Solowerk) in Stimmigkeit und Intensität mehr den Wu-Klassikern als dem Mittelmaß von "8 Diagrams" und Co an.
Das liegt auch zu einem Großteil an den fürstlich aufgelegten Emcees und dem erfahrenen Einsatz dieser von Coach Math. Bis auf den ewig unzufriedenen Störenfried U-God steppen alle Mitglieder zumindest einmal ans Mic und zerficken es ordentlich. Allen voran Mister Meth. Der flowt nicht nur bei Sway alles in Grund und Boden, im Ausfaden der Wu-Legende schmiedet er mittlerweile die schärfsten Schwerter. Egal ob auf den klassischen Kopfnickern "People Say" und "Frozen" oder dem bluesig-schleppenden Monster "Pearl Harbour", Tical dominiert die Posse-Cuts.
Da Mathematics auch der offizielle DJ von Redman ist (als Duo), darf sich das inoffizielle elfte Mitglied Reggie auf "The Saga Continues" austoben. Im Duett mit dem ewig unterbewerteten Inspectah Deck auf "Lesson Learned" oder mit seinem kongenialen Partner-In-Rhyme auf "Hood Go Bang" versprüht er eine solche Energie, dass diese anscheinend ansteckend auf die ganze Truppe wirkte. Raekwon erzählt im hypnotischen "Fast And Furious" intensiv und bildgewaltig wie zu besten "Only Built"-Zeiten eine Drogengeschichte. Selbst der unbekannte Hue Hef hält mit seinem Vers über das Ghettoleben mit.
Die größte Überraschung wartet jedoch im besten Track "Why, Why, Why" auf alle alten Säcke. Rza findet nach vielen Jahren gelangweilter Offbeat-Raps sein Mojo wieder. In der ersten Strophe positioniert er sich endlich klar auf der Black Lives Matter-Seite, während er im zweiten Vers die Verfehlungen der eigenen Leute kritisiert.
Mathematics bietet ihm für sein Comeback zudem einen eher Reggae-lastigen Beat an, der perfekt zum Flow von Bobby Steele passt. Rza gelingt der wahrscheinlich beste Auftritt vom besten Producer on the mic seit fünfzehn Jahren.
Im Jahre 2017 braucht es also vom Wu-Tang Clan kein Autotune oder Anbiederung an Trap-Sounds. Es braucht nicht den großen Wurf und schon gar nicht alle Mitglieder. Es braucht einfach nur ein paar da motherfucking Ruckus und eine Handvoll Beats. The Wu still don’t play.
8 Kommentare mit 6 Antworten
Das ist so schön, man möchte weinen! Auch wenn es kein offizielles Clan Album ist (wird ja auch ohne den "Clan" im Namen angepriesen), sondern eher ein Producer Album von Mathmatics im Clan Umfeld, ist das wahrscheinlich das Beste Wu Tang Material seit 2000. Method Man ist wirklich in Höchstform und das tröstet doch ein wenig über "Meth-Lab" hinweg! Redman auch ganz stark, man möchte eigentlich, dass Mathmatics sofort "Blackout 3" produziert. Aber auch alle anderen vertretenen MCees liefern ordentlich. Inspectah Deck hab ich auch in letzter Zeit für mich entdeckt. Tatsächlich underrated, liegt vielleicht auch daran, dass seine Stimme nicht den krassen Wiedererkennungswert wie die eines Method Man, RZA, Ghost oder ODB hat. Dennoch technisch und lyrisch sehr versierter Rapper! Die Abwesenheit U-Gods ist verkraftbar, sowieso schwächster Wu-MC. Hätte mir 1-2 Parts mehr vom GZA gewünscht, hat glaube ich nur einen Verse. Aber alles in allem ein sehr erfreuliches Release!
Kann ich nur zustimmen. Method Man fand ich schon immer am Besten, Inspectah Deck war immer meine #2. Vor allem mit Czarface liefert der inzwischen immer Hip-Hop vom Feinsten. GTA fehlt auf dem Album übrigens (leider) komplett.
Auf „if what you say is true“ findest du einen Gza Part! Ist aber (leider) der einzige!
Inspectah Deck > GZA > Ghostface Killah > ODB > Method Man > Raekwon > Masta Killa > U-God > Capadonna > RZA (am Mic)
So auf die Schnelle jedenfalls. Dieses hier noch nicht gehört, kenne auch sonst nicht annähernd alles.
Och den Rzarector würde ich nicht so hart sehen, hat den Gravediggaz doch viel Wahn gegeben
Stimmt, der GZA part ist so kurz, den habe ich doch glatt überhört. Tut mir leid. Ist aber definitiv viel zu wenig.
Rundes Ding. Finde es schade, dass U-God fehlt. Und hätte mehr GZA dabei sein können.
Ansonsten solide, 4/5 passt auf jeden Fall!
Man kännte auch mal eine Liste der unterschätzten Clan-Alben rausbringen.Masta Killas Solo ist z.B so eines
zu Rebel INS. Der hat für mich sehr wohl eine herausstechende Stimmlage und wird problemlos bei sämtlichen Projekten erkannt und meist dominierend eingesetzt
Man erinnere sich nur an sein Feature auf Moment of Truth
Dieses Album ist der musikalisch-gewordene DeLorean mit Flux Kompensator, der einen ein Stück weit zurück in die goldene Wu-Ära bringt, in der die Champion-Hoodies weit waren, die Jeans tief und an den Füßen die Timbs erstrahlten. Good Times. Good Album. Wu Tang is forever
Wu-Tang Clan is for the children. We teach the children
bei pitchfork wird's verrissen