laut.de-Kritik
Australiens Jack Johnson bläst zum Angriff.
Review von Martin LeuteIn seiner Heimat Australien muss man diesen singenden Surfer, Umweltaktivisten und Multiinstrumentalisten nicht mehr vorstellen. Mit seinem vierten Studioalbum "White Moth" schickt sich der Singer/Songwriter Xavier Rudd nun an, mit seinem World-Folk auch Europa zu erobern.
Vergleiche mit Jack Johnson, G. Love, Ben Harper oder Brett Dennen werden diesem Mann nur annährend gerecht, zu individuell ist sein Stilmix aus Folk, Reggae und weltmusikalischen Einflüssen, zu prägnant der Einsatz von Instrumenten wie dem Didgeridoo, der Slide-Gitarre und der Stomp Box, einem Schlagwerk, das nur mit den Füßen bedient wird.
Und immer greift er auf spirituell anmutende Elemente aus der Musikkultur der australischen Ureinwohner zurück, der er sich eng verbunden fühlt. Stimmlich lassen sich Analogien zu Ben Harper und dem von Rudd verehrten Paul Simon ziehen. Mit "Better People" gelingt Rudd ein großartiger Einstieg. Mit Schlagzeugbegleitung, der lässig gezupften Slide-Gitarre und der weich gespielten Hammondorgel wendet er sich an all jene, die sich für Naturschutz und Freiheit einsetzen.
"My respect to the ones making changes / for other lives they'll give their own" singt er, und diese verantwortungsbewusste Gesinnung zieht sich durch alle Texte. Die positive Stimmung setzt sich in der von Bob Marley inspirierten Reggae-Nummer "Twist" fort. Bluesig rockt die Gitarre in "Stargaze", ehe die Stomp Box das Tempo anzieht und Orgel und Didgeridoo für eine flächige Klangkulisse sorgen.
Fragil wirkt dagegen das schöne "Choices", dessen Besinnlichkeit Rudd mit verhaltenem Gitarrenspiel und einer zarten Mundharmonika unterstreicht. Mit dem Reggae-Vibe knüpft "Come Let Go" an "Twist" an. In "White Moth" erzählt Rudd mit sensibler Stimme zur Gitarre liebevoll von seinem kleinen Sohn. In starkem Kontrast dazu steht das folgende siebenminütige "Footprint". Die harte E-Gitarre und der aggressive Beat sind die passende musikalische Untermalung, um politische Ignoranz bezüglich des Klimawandels anzuprangern.
Ekstatisch entwickelt sich daraus ein enervierend befremdlicher Tribal-Beat, der seine aufrüttelnde Wirkung nicht verfehlt. Mit traditionellem Gesang der Aborigines klingt dieser Song versöhnlich aus. In "Land Rights" präsentiert sich Rudd wieder als klassischer Songwriter, dessen Einforderung der Bürgerrechte am Ende von einem berührenden Kinderchor begleitet wird. Mit dem nur mit der Akustischen begleiteten "Anni Kookoo" folgt schließlich der nachdenklichste Song des Albums, "Message Stick" führt mit Didgeridoo, euphorischen Percussions und spärischem Gesang wieder in die mystische Welt der australischen Ureinwohner, während Rudd hier nur instrumental mitwirkt.
Im intimen "Set It Up" schlägt er wieder ruhige Saiten an und erinnert dabei an den famosen Raz Ohara. "Whispers" nimmt diese Stimmung auf, bereichert von indigenen Backgound-Gesängen. Am besten ist Rudd in den ruhigen Momenten. Er braucht eigentlich nicht mehr als eine Akustikgitarre, um wie im ergreifenden "Whirlpool" absolut zu überzeugen. Das Album schließt mit dem sanften Folk-Blues-Track "Come Back", in dem sich die Hoffnung auf eine gute Zukunft ausdrückt.
"White Moth" ist insofern ein bemerkenswertes Werk, da es dem Weltenbürger Xavier Rudd eindrücklich gelingt, seine privaten und politischen Botschaften in unprätentiöse und abwechslungsreiche Lieder zu packen, die Tradition elegant mit der Moderne verbinden.
8 Kommentare
Hallo Martin,
""White Moth" ist insofern ein bemerkenswertes Werk, da es dem Weltenbürger Xavier Rudd eindrücklich gelingt, seine privaten und politischen Botschaften in unprätentiöse und abwechslungsreiche Lieder zu packen, die Tradition elegant mit der Moderne verbinden."
Was ist ein Weltenbürger und welche Tradition wird mit welcher Moderne verbunden? - Danke!
Cosmo Politt
Sind wir nicht alle Weltenbürger? - Bürger dieser Welt also...
Wie dem auch sei:
Warum sind eigentlich fast alle Songwriter in den Rezensionen heutzutage irgendwelche Jack Johnsons? "Der australische Jack Johnson, der schwarze Jack Johnson, der schlechtere Jack Johnson, der Jack Johnson der nächsten Generation,...".
Gibt es bald auch den ersten dieselgetriebenen Jack Johnson?
mich wundert es, dass ihr den typen scheinbar jetzt erst entdeckt habt...
sein letztes album war um längen besser.
@frenja: Der 'Song' Messages ist auf dem Album "Food In The Belly" aus dem Jahr 2006.
Bidde schön!
merci!
@Blackfish («
Warum sind eigentlich fast alle Songwriter in den Rezensionen heutzutage irgendwelche Jack Johnsons? "Der australische Jack Johnson, der schwarze Jack Johnson, der schlechtere Jack Johnson, der Jack Johnson der nächsten Generation,...".
Gibt es bald auch den ersten dieselgetriebenen Jack Johnson? »):
Recht hatter!