laut.de-Kritik

Alte-Männer-Jammermusik mit Wumms.

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Wenn ein Kind oder ein Künstler ein hässliches Bild fabriziert, dann sagt man aus Höflichkeit, es sei zumindest interessant. Diesen Eindruck hinterlässt auch der Sound des Projektes Xiu Xiu des Öfteren und hier ganz speziell der erste Track des aktuellen Albums namens "The Call". Ein bisschen Prodigy, ein bisschen Wut, viel Klang, viel Viel. Es wird losgepoltert, was sich lospoltern lässt, dazu "Bitches" und "Cunt" geraunt und schließlich gefordert "Kill the hippies, kill yourself". Okay, interessant, und so bleibt es auch. Hässlich ist der Rest des Albums glücklicherweise dann aber so gar nicht mehr.

Jamie Stewart, Kopf von Xiu Xiu, ist ein Fan des Konzeptalbums. Diesmal geht es um Vergänglichkeit, Tod und Unnützes. "Forget" eröffnet eine irreführend hellblau-rosafarbene Tür zu einem düsteren, vollgestopften Verlies voller Noise, Dance und Punk, düsteren Gesängen, rauen Beats und gemeinen Störgeräuschen. Xiu Xiu will ein einzigartiges, ein extremes Projekt sein. Und so darf nichts nach einem bestimmten Label oder Genre klingen und nichts wie zuvor Erschaffenes. Gut so, denn Xiu Xiu ist besser geworden. Man fühlt sich beinahe alt und spießig, wenn man einem Track wie "Queen Of The Losers", ein verschränktes, quietschendes, übertriebenes, an den Film "Psycho" erinnerndes Soundgeplärre, hinter dem sich eine Bowieeske Performance versteckt, unterstellen mag, er sei ja nur Lärm. Dankbar lässt man sich vom nächsten Song "Wondering" im Anschluss auf eine Tanzfläche mitten in die Achtziger schubsen. Mehr Charme, mehr Stimme, mehr Eingängigkeit.

Der ungewöhnlichste Song der Platte dürfte vielleicht "Get Up" sein. Die Stimme des Stewarts wird plötzlich ganz zart, dann mit einem Hall verziert und schließlich ganz zerbrechlich, bevor sich das Klanggerüst noch mal episch auftürmt. Die Nummer birgt eine unerwartete Coolness, die bald schon wieder im Grusel und in der Hektik verschwindet. Die zweite Hälfte von "Forget" könnte man als 'alte-Männer-Jammermusik mit Wumms' bezeichnen, aber im besten Sinne. "Hey Choco Bananas", "Jenny GoGo", "Petite" sind an Düsterness, Theatralik und Mystik kaum zu übertreffen. Man kann nur ehrfürchtig sterben wollen in diesem Wahnsinn oder aus Trotz "Stop" drücken – und ganz schnell vergessen.

Trackliste

  1. 1. The Call
  2. 2. Queen Of The Losers
  3. 3. Wondering
  4. 4. Get Up
  5. 5. Hay Choco Bananas
  6. 6. Jenny GoGo
  7. 7. At Last, At Last
  8. 8. Forget
  9. 9. Petite
  10. 10. Faith, Torn Apart

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