laut.de-Kritik
Teenie-Humor trifft musikalisches Unvermögen.
Review von Thomas HaasSeit 2006 macht ein Trio die YouTube-Landschaft unsicher: Y-Titty. Ursprünglich als Spaßprojekt ins Leben gerufen, betreibt die Gruppe mittlerweile den erfolgreichsten deutschen YouTube-Kanal. Über zwei Millionen Abonnenten erfreuen sich regelmäßig über die Sketche und Parodien der drei Jungs.
Bereits vor zwei Jahren unternahmen Philipp "Phil" Laude, Matthias "TC" Roll und Oğuz "OG" Yilmaz erste musikalische Gehversuche, die damalige Single "Ständertime" findet sich aber auch auf dem Album wieder. Die Zielgruppe dürfte klar abgesteckt sein: Teenies, die in ihrem pubertärem Hormonrausch das Album blind kaufen.
Erwartungsgemäß bekommt man auf musikalischer Ebene wenig bis nichts geboten. Die drei Comedians versuchen über die gesamte Albumlänge, ihre jeweiligen Parts zu rappen, eine Aufgabe, an der sie aber gänzlich scheitern. Die oftmals mehr als schief gesungenen Hooks schließen daran an. Da es aber überhaupt nicht die Intention der Truppe darstellen dürfte, ein musikalisch hochwertiges Produkt abzuliefern, dürften die Herren selbst wissen, wie grauenvoll ihr Vortag mitunter anzuhören ist.
Y-Titty wollen vor allem mit ihren Themen unterhalten. Genau das dürfte ihnen bei ihrer Zielgruppe auch gelingen. Eine ordentliche Portion Humor und Selbstironie lassen hartgesottene Fans vermutlich voll auf ihre Kosten kommen. Y-Titty bewegen sich inhaltlich zwischen "#hashtags", "Hipster 2.0" und dem schon alles sagenden Titel "Stricksocken Swagger". Mit "Halt Dein Maul" entsteht dabei sogar noch eine astreine Radiosingle, in der Y-Titty mit nervigen Chefs und lästigen Dates abrechnen.
Für die Produktionen zeichnet TheEmU verantwortlich. Er springt auf jeden halbwegs erfolgreichen Zug auf, sei es Dubstep oder clubtaugliche House-Musik.
Ironie an: Wenigstens springen hier und da erstaunlich anspruchsvolle Reimkonstruktionen wie "Nachmittags im Café an der Spree trink' ich Mate-Tee!" heraus. Ironie aus. Ich verlange, erschossen zu werden!
Wer mit dem harmlosen Humor und den immer wieder auftauchenden Skits und Sketchen etwas anfangen kann, dem sei das Album ans Herz gelegt. Wer aber Musik und insbesondere Hip Hop als Kunstform betrachtet, sollte an dieser Stelle des Textes gar nicht erst angelangt sein.
Wenn sich tatsächlich nur fünf Prozent der YouTube-Anhängerschaft oder Personen, die älter als 13 Jahre alt sind, sich dieses Album ernsthaft zulegen, habe ich meinen Glauben an die Menschheit endgültig verloren. "Nun gibt es keinen Zweifel mehr / dieses Jahr wird die Erde von einem Meteor vernichtet." Angesichts dieser Platte wäre das vielleicht gar nicht mal schlecht.
25 Kommentare mit 8 Antworten
musik für den lautuser
Dass sie in jeglicher Hinsicht absolut unbegabte Musiker sind, steht ja außer Frage.
Die David-Guetta-Parodie hat mir damals aber dennoch recht gut gefallen.
Ansonsten sind sie mir eigtl recht egal.
Wie auch immer, den einen Stern werden sie schon verdient haben.
Btw, das neue Design geht mir am Sack... Man hat sich endlich an was gewöhnt und kann damit umgehen, und dann wird wieder alles umgekrempelt... Naja, werd mich an das wohl auch irgendwann gewöhnen
@pokusa: Ganz meine Rede. Das Internet feuert die unkritische Masse nur noch weiter an. Aber naja, man kriegt, was man verdient...
Warum werden mir hier drei Kommentare von pokusa, Horst_der_Lustmolch und Jana bockt angezeigt; wenn ich aber auf "alle Kommentare anzeigen" klicke, fehlen diese Beiträge dort. Kann mir das jemand erklären?
Die Kommentare tauchen später wieder auf, typischer Bug.
same here
laut.de übertreiben mal wieder.