laut.de-Biographie
Yeah Yeah Yeahs
Dreizehneinhalb Minuten lang dauert der erste Tonträger der Yeah Yeah Yeahs im Jahr 2002. Was soll man dazu sagen? Yeah, etwa? Dies zumindest tat mal wieder einstimmig die Musikpresse, angefangen in den USA, der Heimat des Trios. Doch auch die schreibende Zunft im königlichen Engeland glänzte mit rascher Auffassungsgabe.
Schließlich hätten die Eck-Koordinaten für den Zutritt zum Retro-Rock-Hype-Himmel erfolgversprechender kaum aussehen können. Einen der ersten Auftritte absolvieren die drei New Yorker kurz nach der Bandgründung im September 2000 mit den White Stripes, gefolgt von Gigs im renommierten CBGB's, dem alten Ramones-Schuppen. Zwangsläufiges Zusammentreffen bereits im Dezember 2000 mit den Strokes plus Konzerte mit den Moldy Peaches, Heroine Sheiks, French Kicks und Arab On Radar. Ja, Independent und Rock wird groß geschrieben.
Der recht melodiöse, ungeschliffene Garagen-Rock'n'Roll mit gehörigem Proberaum-Charme gefällt auch Jon Spencer, der beim nächtlichen NYC-Club-Hopping irgendwann in einen Gig von Karen O (voc), Nick Zinner (g) und Brian Chase (dr) gestolpert sein muss. Sogleich veranlasst Spencer ein Treffen mit der Band und seinem alten Kumpel Jerry Teel (Honeymoon Killers, Boss Hog), einer Lower East Side Szene-Legende. Und schwupps, ab gehts mit dem Kerl ins Aufnahmestudio. Ergebnis: die EP "Yeah Yeah Yeahs".
So muss eine Garage-Rock-Biografie aussehen. Damit auch die Welt außerhalb der Vereinigten Staaten eine Brise vom Wirbelsturm abkriegt, engagiert besagter Herr Spencer das Brooklyn Trio für seine Europa-Tournee 2002. In ihrem Song "Our Time" belegt die Truppe, dass sie für alles Kommende bereits gewappnet ist: "So glad that we made it, it's our time to be hated." Yeah Yeah Yeah.
Nachdem England die drei Durchgeknallten kurzerhand für das heißeste Ding der Dinge erklärt und der NME in keiner Ausgabe mehr ohne die Band auskommt, erscheint im April 2003 das mit Spannung erwartete Debüt "Fever To Tell", womit das Trio auch Deutschland bereist.
Abgesehen von der von Regisseur Spike Jonze (zu der Zeit Karens Freund, für den sie den Liars-Sänger Angus Andrew verließ) gefilmten Live-DVD "Tell Me What Rockers To Swallow", die Ende 2004 erscheint, ist es in den folgenden Jahren recht ruhig um das Trio aus Brooklyn. Karen arbeitet in der Zeit unter anderem mit Sam Spiegel und "a dude named Rusty" an dem Song "Hello Tomorrow" zu einem Adidas-Clip, den wieder Spike Jonze dreht. Der Song ist unter dem Künstlernamen Squeak E. Clean feat. Karen O. exklusiv bei iTunes zu haben.
Nick arbeitet währenddessen an der Veröffentlichung eines Bildbandes mit seinen Fotos. Außerdem gründet er die Band Head Wound City mit einigen Mitgliedern der Blood Brothers und von The Locust. Deren Sound bewegt sich zwischen Hardcore und Thrash. Brian verfeinert in seiner Freizeit seine Kochkünste und gibt sich seinem eigentlichen Metier hin: dem Jazz.
Wenn sie nicht gerade an Soundtracks arbeitet, z.B. zu "Wo Die Wilden Kerle Wohnen", entlädt sich Karen O seit 2008 mit dem LoFi-Projekt Native Korean Rock. Dort erschafft sie schroffe, nahbare Liebeslieder. Die unterschiedlichen Interessen und Aktivitäten halten Yeah Yeah Yeahs jedoch nicht davon ab, in unregelmäßigen Abständen neue Alben zu veröffentlichen ("Show Your Bones", 2006; "It's Blitz!", 2009; "Mosquito", 2013)
Die immens hohen Erwartungen und der Status als die heißesten Art Punks in NYC versucht die Band nie zu sehr an sich heranzulassen. Dass etwa jedermann ihren Überhit "Maps" im Videospiel Rock Band nachspielen kann, finden sie tendenziell super. Denn eigentlich ist man ja schüchtern und bescheiden: "Jeder nimmt uns heute ernst, das erschafft einen inneren Konflikt", so O. "Definitiv ein Verlust von Unschuld." Nachdenkliche Worte für jemanden, dessen Bühnen-Performances längst Kultstatus besitzen: Im Spandex-Outfit Bier in offene Fanmünder zu spucken und Fellatio mit dem Mikro zu betreiben, kann eben keiner so schön wie O.
Mit einem fünften Studioalbum rechnet in der Folge eigentlich niemand mehr. Die Bandmitglieder*innen gehen eigene Wege, Karen erfüllt sich 2019 den Traum eines Dreampop-Albums mit Danger Mouse ("Lux Prima"), dann verbannt die Pandemie die Musikwelt von den Bühnen. 2022 kündigt das Trio dann überraschend den "Mosquito"-Nachfolger "Cool It Down" an. Für den Vorabsong "Spitting Off The Edge Of The World" holen sie sich Perfume Genius ins Boot.
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