laut.de-Kritik

Dem Bauchgefühl keine Chance.

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Wenn Form und Inhalt nicht mehr miteinander kongruieren, läuft eventuell etwas nicht unbedingt falsch, doch ziemlich anders im Hause Yeah Yeah Yeahs. Neuerdings stehen Bandname und Albumtitel im starken Kontrast zu den eigentlichen Songs. Referierten die Plattennamen bislang Fieber, Dekadenz und offenliegende Knochen, kam die exklamatorische Interjektion "Yeah" somit inklusive, brechen New Yorks most fashionable Art Punks nun mit dieser Einheit.

Von Lärm, Sex und Leidenschaft, den einstigen Wesenszügen von Karen O, Nick Zinner und Brian Chase, kann auf "It's Blitz!" beileibe keine Rede mehr sein. Vom selbstverschwenderischen Garage-Punk-Debüt "Fever To Tell", das seinerzeit den Kaltstart zum Indie-Überthema hinlegte, ist kaum eine Ahnung geblieben. Gravierendste Änderung: Zinner hat die Gitarre gegen einen Vintage-Synthesizer eingetauscht.

Die Klänge, die er am Keyboard synthetisiert, bilden von der Single "Zero" an das Fundament für Os Initialien-Gesang. Leider besitzt Zinner jedoch an jenem Instrument bei weitem nicht die Strahlkraft seines klirrend-dissonanten Saitenspiels. Hier tut sich, wie zwischen Signifikant (kriegerischer Blitz) und Signifikat (allen voran die schlicht seichte Ballade "Runaway"), eine spürbare Leerstelle auf.

Karen O behauptet zwar "Heads Will Roll" und appelliert: "Dance till you're dead!"; dem folgt aber keine Bestätigung im Soundbild. Weder erweist sich Album Nummer drei als kohärent genug für den Indiedisco-Dancefloor, noch geht der Soft Wave-Touch vieler Stücke schlüssig auf.

Das fällt besonders im Vergleich mit den gesetzteren Momenten von "Show Your Bones" auf: Die haften bis heute im Ohr. Vom weitläufigen "Skeletons", dem ersten Song, den die Band mit Produzent Dave Sitek (TV On The Radio) aufnahm, lässt sich das nicht restlos behaupten. Der Track baut auf Doublepicking und Marching Drums und geriert sich letztlich als eine Art Postrock-Weihnachtssong.

Das sehr groovige "Shame And Fortune" steht in eindeutiger Verwandtschaft zum 2006er Hit "Fancy", hat dann aber doch die nicht ganz so catchy Gene mitbekommen. Ob das an der wegrationalisierten Exaltiertheit in Os Stimme liegt? Auch das sehr geradeaus gerockte "Dull Life" hätte zwar auf dem Vorgänger Platz gefunden, aber nicht in der Albummitte, sondern am Anfang des im poptraditionell schwächeren letzten Drittel.

Die Yeah Yeah Yeahs stellen also unmissverständlich klar, dass sie es ernst meinten, als sie anlässlich der letzten Platte verkündeten, sich niemals wiederholen zu wollen. Diesen Plan setzen sie mithilfe von Sitek und Synthesizer konsequent um. Man könnte sagen: Dieses Plans werden sie sich erstmals in ganzer Tragweite bewusst. Ihr mit Abstand ambitioniertestes, durchdachtestes und reflektiertestes Werk ist auch ihr zwiespältigstes: Es lässt dem Bauchgefühl keine Chance.

Trackliste

  1. 1. Zero
  2. 2. Heads Will Roll
  3. 3. Soft Shock
  4. 4. Skeletons
  5. 5. Dull Life
  6. 6. Shame And Fortune
  7. 7. Runaway
  8. 8. Dragon Queen
  9. 9. Hysteric
  10. 10. Little Shadow

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