laut.de-Kritik
Vom ersten Ton an flauscht sich Ingas Stimme samtweich ins Ohr.
Review von Alexander CordasZigaretten sind geil. Zigarettenwerbung noch geiler. Was? Diese Behauptung ist nicht pc? Ist mir scheißegal, denn eine Zigarettenwerbung ist ja schließlich der Grund, warum es 2raumwohnung überhaupt gibt. Gut, ich werde mir wahrscheinlich nie eine "Cabinet" anzünden, aber die Macher der Kampagne haben meinen Respekt.
Der langsam um sich greifende Erfolg von "Wir trafen uns in einem Garten" führte zwangsläufig zur kompletten Platte. Wenn ein auf die Schnelle komponierter Song des Duos solch penetrante Ohrwurmqualitäten hat, dann steckt sicherlich noch mehr kreatives Potential in dem Duo Humpe/Eckert. Das dachten sich wohl die Labelleute und recht haben sie. Der Titeltrack und "Wir werden singen" bilden die Klammer, die sich harmonisch um das Album schließt. Ja, wir kommen zusammen, um zu singen. Lasst uns die schönen Melodien nachträllern, die hier auf einem gar lieblichen Teller serviert werden.
Mit Waschbrett-Skiffle-Rhythmus und Maultrommel gehts gleich in die Vollen. Vom ersten Ton an flauscht sich Ingas Stimme samtweich ins Ohr und die Instrumentierung schwingt pendulös zwischen Minimalismus ("Liebe ohne Ende") und hypnotischem Elektrogefiepe und Geblubber ("Du und Ich"). Bevor ich weiter schwelge, muss ich aber erst mal eine Portion Gemecker ablassen. "Wir trafen uns in einem Garten mit Max" ist überflüssig, diese Version der ersten Auskopplung war ja auch schon auf der Maxi, und wer die Idee hatte, "Nimm mich mit" als nächstes zu veröffentlichen, handelt entweder streng nach Marktregeln, oder hat bei Megaburnern (wie der Hip Hopser sagen würde) wie "Sexy Girl" einfach die Ohren zu gemacht. Vom Takt und der Instrumentierung her scheint "Nimm mich mit" fast identisch mit dem Garten zu sein. Egal, denn sowohl von den zuweilen erfrischend ironischen Texten, als auch von den immer schön knapp am Kitsch vorbeischrammenden Liedleins her, passt hier alles gut zusammen.
Ich habs ja seinerzeit vermutet und jetzt scheint es sich langsam zu bestätigen. In Deutschland kann nicht nur stupider Euro-Dance und Abziehbildmucke Erfolg haben, sondern des Teutonen Herz schlägt auch für intelligent gemachte Pop-Musik, siehe Paula.
Darauf muss ich mir jetzt erst einmal eine Zigarette anzünden!
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