laut.de-Kritik
Herr Rossi findet das Glück.
Review von Jasmin Lütz"Jellies" läutet musikalisch den Sommer ein. Das Album passt wunderbar in die sonnige Jahreszeit. 77:78 heißt das neue Projekt von Aaron Fletcher und Tim Parkin. Der freundlichen Covergestaltung sieht man schon an: Sie fühlen sich in den 70er Jahren zu Hause, genau wie ihre Songs, aufgenommen und erlebt auf der Isle of Wight.
Obwohl sich die Insel an der Südküste Großbritanniens oft rau und stürmisch zeigt, sorgen die beiden Inselbewohner mit ihrem Debüt für harmonische Stimmung. Diese Freude an selbstgemachter Musik wirkt ansteckend. Ein frohes Grinsen breitet sich bereits beim Anspielen des ersten Big-Love-Songs "If I'm Anything" aus und bleibt einem alle elf Stücke hindurch erhalten.
Die Liebe zu warmen Indie-Melodien und dem psychedelischen Retro-Sound kennen wir bereits vom Vorgängerprojekt The Bees. Der Blick aufs Meer und die unbeschwerten The Beach Boys-Harmonien ("Papers") im Ohr, das muss einfach zu diesen wohlklingenden Folk-Pop-Liedern führen. Auch wenn man nicht am Wasser wohnt, lässt einen "Jellies" abtauchen, träumen und überall das Glück finden, wie einst Herr Rossi.
Wer kennt sie noch, die Trickfilmfigur Signor Rossi? "Love Said, (Let's Go") erinnert irgendwie an das musikalische Intro der Fernsehsendung aus den 70ern, ein jazziger Radio-Pop-Hit, den auch Die Moulinettes in den 90ern gecovert haben. Ob diese Sendung auf der Isle of Wight gesichtet wurde? Wohl kaum, aber dafür klingen auch karibische Tanzrhythmen, gemixt mit Bläsern im "Copper Nail", von der englischen Insel.
Noch mehr Blasorchester gibt es im nächsten dancy Hot-Hit "Chilli", der an Mariachi und die vielseitige Dynamik von Calexico erinnert. Fletcher und Parking geben sich nicht mit einer Stilrichtung zufrieden. Sie durchstöbern ihre komplette Plattensammlung und mischen sie in ihre eigene 77:78-Mixtur. Die ist entsprechend breitgefächert und macht einfach nur Laune.
Alles ein bisschen kitschig, aber immer wieder eingängig, bereit zum Surfen oder Bötchen fahren. Mit Country-Feeling ("Situations") und der finalen Hymne "Wagons" endet der sommerliche Insel-Trip. Auf dem Londoner Label Heavenly Recordings fanden Aaron und Tim schnell ihr neues Zuhause. Dort sind sie, unter anderem mit Baxter Dury und Mark Lanegan, in bester Gesellschaft. Und jetzt ab in die Sonne und "Jellies" auf die Ohren!
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