laut.de-Kritik

Abschied von den ganz düsteren Tagen.

Review von

Ein angesehenes deutsches Nachrichtenmagazin vermeldet dieser Tage, dass man in London eine tabubrechende Ausstellung plane. In einer Vitrine soll dort eine Leiche öffentlich verwesen.

Shocking? Für Wumpscut-Mastermind Rudy Ratzinger wohl kaum. Schließlich zieren auch das Artwork des neuen Longplayers "Bone Peeler" wieder allerlei Bilder aus dem reichhaltigen Fundus pathologischer Institute. Auf bekannte Qualitäten vertrauen die zwölf Tracks von "Bone Peeler" ebenso, auch wenn sich der Sound von Wumpscut so hell und freundlich wie noch nie gibt.

Nach einer ganzen Flut von Re-Releases und Neuveröffentlichungen alten Materials in den vergangenen Jahren, wie "Preferential Legacy", dürfen sich die Wumpscut Fans 2004 endlich wieder über ein neues Album von Rudy Ratzinger freuen. Der erweist sich auch auf "Bone Peeler" einmal mehr als Freund prägnanter Sprachsamples, wie bei "Our Fatal Longing", dessen unschuldig vorgetragener Kinderreim gleich beim ersten Hören im Ohr hängen bleibt.

Während man derlei bereits von älteren Releases kennt, überraschen auf "Bone Peeler" die klaren Arrangements. Das dichte Gewirr allerlei übereinander gelegter Spuren erfährt eine Konzentration auf das Wesentliche. Weniger ist auf "Bone Peeler" in jedem Falle mehr. So gewinnt die Platte deutlich an Prägnanz. Das ist noch nicht so offensichtlich bei den ersten Tracks, die allesamt heftig losstampfen und in bester Wumpscut-Manier den Dancefloor rocken.

Der ruhigeren, zweiten Hälfte von "Bone Peeler" tut die Reduktion des Soundkosmos jedoch ausgesprochen gut. Während bis "Fallen Angel" die rhythmische Struktur eindeutig dominiert, und sich die verschiedenen Spuren zu einem dichtgewebten, bedrohlichen Klangteppich verknüpfen, emanzipiert sich mit zunehmender Spieldauer der CD die melodische Ausgestaltung der Songs. Vocals und Keyboardflächen sind nicht mehr so stark mit Hall belegt, der Wumpscut-Klangkosmos hellt sich, trotz Military-Drums à la Death In June, unerwartet auf und erfreut bei "Our Fatal Longing" und "In The Pace Of Night" mit ohrwurmverdächtigen Melodien.

Wie immer hält Rudy Ratzinger auch einiges an Bonusmaterial für seine treuen Fans in der Hinterhand. Bei "Bone Peeler" ist das eine Bonus-CD mit insgesamt 14 Remixen von befreundeten Musikern wie Suicide Commando, Das Ich oder Haus Arafna. Die-Hard-Fraktion kommt mit einem umfangreichen Box-Set wieder voll auf ihre Kosten. Tolles Artwork und strenge Limitierung sind natürlich garantiert.

Trackliste

  1. 1. Crown Of Thorns
  2. 2. Just A Tenderness
  3. 3. The March Of The Dead
  4. 4. Fear In Your Eyes
  5. 5. Rise Again
  6. 6. Final Warning
  7. 7. Fallen Angel
  8. 8. And Life Goes On
  9. 9. Our Fatal Longing
  10. 10. Scavenger
  11. 11. In The Peace Of Night
  12. 12. Your Last Salute
  1. 1. Crown Of Thorns (Suicide Commando Remix)
  2. 2. Your Last Salute (Air Forge Remix)
  3. 3. Just A Tenderness (Nersoton Remix)
  4. 4. Rise Again (Datom Remix)
  5. 5. Just A Tenderness (F/A/V Remix)
  6. 6. Your Last Salute (Datom Remix)
  7. 7. Rise Again (Haus Arafna Remix)
  8. 8. Your Last Salute (Laittog Remix)
  9. 9. Your Last Salute (Das Ich Remix)
  10. 10. Crown Of Thorns (Naked Beat Remix)
  11. 11. The March Of The Dead (F/A/V Remix)
  12. 12. In The Peace Of Night (:W: Club CVT Version)
  13. 13. Your Last Salute (Naked Beat Remix)
  14. 14. Just A Tenderness (PNE Remix)

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