laut.de-Kritik
Es gibt immer wieder Musik, die ein Leben verändern kann ...
Review von Michael EdeleNachdem Andy Kuntz im Jahr 2003 mit dem Tod vom vier geliebten Menschen innerhalb kurzer Zeit fertig werden musste, tat er das, was viele Künstler in ähnlichen Situationen machen: Er verarbeitete seine Trauer und seinen Schmerz mit dem entsprechenden Stilmittel, in seinem Fall der Musik.
Dass Abydos viel mehr ist also diese CD, sondern ein komplettes Theaterstück, bzw. Musical, wollen wir hier mal außen vor lassen und uns nur auf das Album beziehen. Darauf erzählt Andy die Geschichte von Fly, der seinen Vater verloren hat und in seiner Trauer auf einmal Einblick in Welten hat, die den meisten anderen Menschen nicht zugänglich sind. Dort trifft er auch auf den Dämon Green, der schon im alten Ägypten, in Abydos, den Gott Osiris betrogen hat und durch diese Traumwelten seinem Fluch entkommen will. Abydos wird somit auch für Fly zum Symbol der Unsterblichkeit, wie für die Ägypter vor über 1500 Jahren auch schon.
Der Umstand, dass man ein solchen Projekt nicht mit Bierzelt- oder Hafenmusik umsetzt, sollte klar sein. Mit Hilfe von Drummer Andreas Lill (ebenfalls Vanden Plas) und seiner beiden langjährigen Bekannten Stefan Glass und Michael Krauss schafft der Sänger ein musikalisches Meisterwerk, das vom Progressive Metal, wie wir ihn von seiner eigenen Band kennen, über den Prog-Rock der 70er epische und bombastische Elemente genauso einflechtet, wie beinah simple Popnummern. Kurz gesagt eine "Heavy Mental Shadow Opera".
Sänger Andy zeigt dabei sein ganzes Talent, das nicht zuletzt durch die unzähligen Aktivitäten am Theater und in Musicals, noch breiter und variabler geworden ist. Dabei erinnert hin und wieder an James LaBrie, stellt seine einzigartige Stimme dabei aber keineswegs unter einen Scheffel. Viel mehr überrascht er immer wieder mit einer Einfühlsamkeit, die sowohl den interessante Texten als auch der fantastischen Musik, mehr als gerecht wird.
Einzelne Stücke aus dem Kontext heraus zureißen, ist mir in diesem Fall nicht nur total zuwider, sondern würde dieses Gesamtkunstwerk auch zerstören. Egal ob man nun der Story folgt oder sich nur auf die Musik einlässt, dieses Album hält einen für die komplette Spielzeit von über 70 Minuten gefangen. Obwohl man die Melancholie der Geschichte durchgehend erspüren kann, sind doch Momente der Hoffnung und Freude auszumachen, auch wenn die Geschichte eher nachdenklich denn mit einem fröhlichen Happy End ausklingt.
Ähnlich wie bei dem neuen Pain Of Salvation-Album könnte ich mir in den Arsch beißen, dass ich wohl nie genug Zeit haben werde, die man Alben wie diesen eigentlich widmen müsste. Es gibt immer wieder Musik, die ein Leben verändern kann, und diese zählt bestimmt dazu.
1 Kommentar
So, ich muss jetzt einfach mal den Artikel loben!
Besser könnte ich es nicht formulieren, geniales Album
Allerdings muss man das Album nochmal klar vom Musical, welches übrigens in Kaiserslautern im Pfalztheater aufgeführt wurde (mit Andy Kuntz selbstverstänlich in der Hauptrolle und den ganzen restlichen VP-Mitgliedern als Band), trennen.
Auf der Bühne gibt es erstens nochmal drei zuätzliche Songs, die nicht auf der Abydos-CD drauf sind, nämlich "Healing tree", Can you here me" (diese sind allerdings auf'm Beyond Daylight drauf) und "Just like the wind".
Außerdem sind manche Songs noch verändert. "Hyperion Sunset (The Wisdom of The World)" zB ist im Musical eine fast spacig anmutende Ballade.
Also kurz und gut: Wenn euch das Album gefällt, dann kauft auch auch die DVD!!!