laut.de-Kritik
Feiern, Alkohol und auf die Schippe nehmen.
Review von Thomas HaasIn Anbetracht von Marketing- und Releaseplänen sowie wenig Mut zum Unkonventionellen fehlt es Deutschrap oft an Leichtigkeit und irgendwie auch am Spaß an der eigentlichen Sache. Was Ex-187er AchtVier und Said damit zu tun haben? Die Hamburg-Berlin-Connection macht aus ihrer Not, ohne großen Masterplan im Studio zu sitzen, eine Tugend. Denn anstatt auf "50/50" angestrengte Konzeptsongs zu erkünsteln, zelebrieren die beiden geraderaus ihren momentanen Lifestyle. Will heißen: Feiern, Alkohol und über andere bzw. sich selbst lachen.
Das läuft nicht ohne gehörig Geprolle und Zurschaustellung ab? Geschenkt. Denn wenn Straßenrap in den vergangenen Jahren etwas gelernt hat, dann, dass es selbst für den noch so grimmig dreinschauenden Hinterhofschlitzer kein Beinbruch sein muss, sich auch mal selbst auf die Schippe zu nehmen. Demzufolge ist das Terrain schnell abgesteckt - ein paar drückende Westcoast-Stampfer, dazu unverkopfte Battlerap-Parts: "Rein in die Chucks, heute ist Westcoasttag / Dresscode schwarz, Zigarre im Maul wie dieser Escobar".
Auch wenn besagtes Rezept bei AchtViers ehemaligen Kollegen besser aufgeht und Zweckreime mehr die Regel als Ausnahme sind: Der locker flockige Vibe der Platte kommt erfrischend. Als "die deutsche Antwort auf Method Man und Redman" gehen die beiden zwar noch nicht ganz durch, aber zwischen der nächsten Königsmische und AchtViers Pöbelei gegen deine Schwester finden sich immer wieder stimmungsvolle Bretter. Etwa "Ditsch", die Neuauflage des 90s-Smashhits "I Wish" von Skee-Lo, die wie eine Reihe weiterer Golden Era-Referenzen Detailverliebtheit beweist.
Bei aller Rumalberei und Kurzweil bleiben aber Songs zurück, die starren Strukturen folgen und trotz einiger Tag Team-Zuspielereien auf Dauer doch zu vorhersehbar bleiben. Said erweist sich dabei zwar als der bessere Rapper - was vielleicht auch darauf zurückzuführen ist, dass er zumindest stimmlich an Lakmann erinnert. Die streckenweise arg uninspirierten Zeilen AchtViers kann er ähnlich wie inhaltliche Eingleisungen aber kaum ausgleichen.
Als ungehemmte Momentaufnahme taugt "50/50" trotzdem – mindestens! Wenn man bedenkt, dass sich der vor Jahren noch schwer vorstellbare HH-B-Schulterschluss ursprünglich nur für einen gemeinsamen Toursong zusammentat, ist klar: Live wird das Material jede Menge Spaß machen. Denn eines stimmt auf jeden Fall: die Attitüde.
2 Kommentare mit 2 Antworten
3/5??? dein ernst? allein schon wegen track nr.9 höchstens 1/5. wie kann man ernsthaft heutzutage so einen beat verwursten? golden era referenzen, da lacht ja die koralle. achtvier ohne jambeatz is leider gar nix. gebt euch lieber nimo diss https://www.youtube.com/watch?v=H_sY9wpaHo…
Richtiger Hässlon mit Alfred E. Neumann-Zahnlücke
für mich derzeit die einzig ernstzunehmende person im deutschrap.
Produktionstechnisch wurde da so einiges richitg gemacht, dass Achti nicht unbedingt ein Rapper aus dem obersten Regal ist war ja schon vorher bekannt. Said gefällt mir ein wenig besser. Ditsch passt aber leider gar nicht rauf, fand Ekos Version von dem Track schon arg peinlich und das ist nicht besser.