laut.de-Kritik

Mit Ozzy und Slash auf den Spuren des Killers.

Review von

Die Nachricht, dass Alice Cooper an einem Konzeptalbum werkelt, das sich um die Geschichte eines Serienkillers dreht, war ungefähr so überraschend wie eine zünftige Baggerfahrt durch die Eiffel. Die Beschäftigung mit menschlichen Abgründen mutiert in cooperschen Zusammenhang zur conditio sine qua non. Mörder, Psychopathen oder allgemein: Verrückte aller Couleur waren, sind und bleiben wohl immer sein Thema.

Auch auf musikalischer Ebene sondiert Cooper kein neues Terrain. Im Gegenteil. 80er-Hardrock, 70er-Glam mit bluesigen Versatzstücken oder simpler Rock'n'Roll verbinden sich im Genremix zu einem - mal mehr, mal weniger - stimmigen Ganzen.

Die musikalische Stringenz vergangener Alben geht damit etwas verloren. Negativ? Nicht unbedingt. So wohnt der morbiden Ballade "Killed By Love" und dem theatralischen "Salvation" ganz unverholen ein Ziggy Stardust-Flair inne. Die beiden Songs zählen aber zum Besten Bowie-Rip Off der letzten Jahre.

Gimmicks wie nett eingesetzte Background-Chöre und reichlich Handclaps befeuern eine im positiven Sinne kabarettistische Atmosphäre und kehren so etwas wie eine Musical-Stimmung hervor - die Story um den beinamuptierenden Killer funktioniert. Auf sich alleine gestellt, geht dem einen oder anderen Track der Unterhaltsamkeitsfaktor jedoch ab.

Trotz Osbournes Co-Autorenschaft kommt "Wake The Dead" nicht über blasses Mittelmaß hinaus. Der Refrain massakriert melodisch eher sich selbst, Reimkunst vom Schlage "Shake my head, wake the dead" erinnert fatal an fire/desire Kakophonien. "I'm Hungry" verhungert (sic!) nach fluffigem Beginn mit ac/dcesken Riffs, amtlichen und souligen Background-Sängerinnen wiederum im Refrain-Nirvana mit melodisch-banalem Allerlei. Slash schüttelt sich hingegen in "Vengeance Is Mine" in routiniertem Habitus wunderbar einen von der Palme.

Auf der klanglichen Seite hat sich Mr. Cooper Greg Hampton & Danny Saber zu Hilfe geholt, die ihn auch beim Songwriting unterstützten. Die beiden schneidern ihm einen passenden Maßanzug: Irgendwo zwischen gesundem Retro und topmodern entfalten die Instrumente einen satten Druck, auch wenn der Schlagzeugsound etwas zu saftlos daher kommt.

Wenn die sicken Fantasien des Mörders über morbiden Sarkasmus der Marke "you look like you'd fit in the trunk of my car" mit dem Epilog dem Ende entgegen stolpern, hat man eine knappe Dreiviertelstunde launige Alice Cooper Standard-Unterhaltung hinter sich. Sowohl inhaltlich als auch was den Aspekt der musikalischen Spannung anbelangt, hat man den Altmeister aber schon in besserer Verfassung gehört.

Trackliste

  1. 1. Prologue/I Know Where You Live
  2. 2. Vengeance Is Mine
  3. 3. Wake The Dead
  4. 4. Catch Me If You Can
  5. 5. (In Touch With Your) Feminine Side
  6. 6. Wrapped In Silk
  7. 7. Killed By Love
  8. 8. I'm Hungry
  9. 9. The One That Got Away
  10. 10. Salvation
  11. 11. I Am The Spider/Epilogue

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