laut.de-Kritik
Cooper & Co. treten mächtig aufs Gaspedal.
Review von Paula FetzerAlice Cooper ist schon seit eh und je auf Achse, und das scheinbar ununterbrochen. Ob als Solokünstler oder ab 2015 mit den Hollywood Vampires: Der Rocker ist immer mit der Produktion von neuem Output oder Touren beschäftigt. Auf "Road" bringt er beides zusammen.
Mit dem Album will er der Welt zeigen, was für eine tolle Truppe er hinter sich hat. Also schnappte er sich Nita Strauss, Tommy Henriksen, Glen Sobel, Ryan Roxie und Chuck Garric und spielte mit ihnen die Songs live im Studio ein. Bob Ezrin produzierte, schrieb mit und steuerte Gesang, Akustikgitarre und Synth bei. "Road" demonstriert, dass Cooper und Kumpanen nicht nur live, sondern auch im Studio ein Dreamteam sind.
Sollte es nach fast 55 Jahren noch nicht jedem auch nur halbwegs Musikinteressierten bewusst sein, stellt der Schockrocker auf dem Opener klar: "I'm Alice"! Statt Motoren heulen zu Beginn von "Road" die Gitarren auf, bevor der "Master of madness / The sultan of surprise" sich mit kratziger Stimme vorstellt. Ezrin und Henriksen singen einen kurzen Teil als Duo, an den sich eine gesprochene Passage Coopers anschließt. Abgerundet wird dies durch ein Solo, das gerne noch etwas mehr Pfeffer haben könnte, dafür aber flüssig in den Refrain gleitet. Den Pfeffer haben sie sich offensichtlich für "Welcome To The Show" aufgespart, in dem sie noch mal aufs Gaspedal treten. Cooper singt über Konzerteindrücke, während ihn die Kraft der drei Gitarren antreiben.
Wer jetzt noch nicht in Stimmung ist, kann hier auch gleich abschalten. Auf der Reise gesellen sich in "All Over The World" muntere, aber nicht zu stark dosierte Bläser hinzu. Währenddessen plaudert das lyrische Ich aus dem Nähkästchen: "I was invited to a jail down in old Hongkong / I jumped my bail, hit the trail, played the gig, and was gone". So wie alle Beteiligten abrocken, glaubt man gar nicht, dass ihr Altersdurchschnitt bei etwa 60 Jahren liegt. Auf "Dead Don't Dance" schrauben sie nicht die Energie, aber die Saiten der Rhythmusgitarren herunter. Heraus kommt ein schwerer, düsterer Track, der im Vergleich zu seinen Vorgängern aber nichts an Eingängigkeit einbüßt.
Noch weiter erhöht sich die Gitarrendominanz auf "White Line Frankenstein", auf dem Tom Morello zur Bande stößt, wie man ab der ersten Sekunde merkt. Hinter Coopers Gesang im Refrain verstecken sich Backgroundvocals, die nach jahrzehntelangem Zigarettenkonsum klingen und damit perfekt zum porträtierten Charakter passen. Nicht umsonst heißt es über den Trucker: "The highway's my heart / And this truck is my home / I'm a road rat, baby, I'm a rock 'n' rolling' stone".
Nach "White Line Frankenstein" hat man mit "Big Boots" Coopers Lieblingsstück des Albums vor sich, das insbesondere das fröhlich hüpfende Klavier einprägsam macht. Dass es nicht um die Stiefel der Bedienung in einem Diner geht, wird schnell deutlich. Ganz anders geht es auf "The Big Goodbye" zu, das sich durch seine dominierenden Gitarrenwände zum härtesten Stück von "Road" mustert. Hart ist es auch für die Frau, die ein tourender Musiker in den Lyrics abserviert. "Ich sage nicht, dass es richtig oder falsch ist. Ich sage lediglich, dass es so in der Vergangenheit passiert ist und dass es einfach Teil der Abmachung war", erklärt sich der Sänger zum Track.
Aber zurück zur Musik. Der fügen Cooper & Co. im Folgenden neue Elemente hinzu. Ob es das Frage-Antwort-Spiel ist, das die Gitarren in "Road Rats Forever" im linken und rechten Ohr spielen, die Akustikgitarre in "Baby Please Don't Go" oder der Synth in "100 More Miles" - alles findet seinen richtigen Platz. Eine besondere Ehre kommt zum Abschluss Keith Moon zu, dessen Schlagzeugsolo (gespielt von Glen Sobel) in "Magic Bus" ohne weitere Begleitung noch besser zur Geltung kommt.
"I know you're lookin' for a real good time", singt Cooper eingangs in "I'm Alice". Recht hat er, und gleichzeitig auch das Talent, genau das zu liefern. Mitsamt seiner Band weckt er mit "Road" alle Lebensgeister und beweist, dass Altersmüdigkeit für ihn ein Fremdwort ist.
5 Kommentare
Fängt sehr okay an, wird dann schnell geiler. Sehr kurzweilige und spaßige Platte.
https://youtu.be/2fJ7wpP4OGA?si=nbtyegTUDe…
Geiles Teil.
Sind das neue Songs? Oder alte Songs, die neu eingespielt wurden?
Habe es nur einmal durchgehört bisher und dabei klang vieles so seltsam vertraut
CHAPEAU!