laut.de-Kritik

Ein Kessel Buntes mit James Blunt.

Review von

Als bekannter DJ kommt man rum in der Welt und bekommt viele Eindrücke. Genau von diesen erzählt der Berliner Alle Farben. Der Titel "Sticker On My Suitcase" lässt schon einiges erahnen. Und schaut man sich seine Features genauer an, wirkt dies tatsächlich wie ein internationaler Streifzug: Die größtenteils unbekannten Künstler kommen aus der Schweiz, den USA, den Niederlanden, Simbabwe, UK, Kanada und Deutschland. Mit James Blunt befindet sich tatsächlich nur ein einziger großer Name auf der Platte.

Thematisch passend ummantelt Alle Farben seinen dritten Streich mit "Arrival" und "Departure": Ansagen am Flughafen, Menschengewimmel, Verabschiedungen. Wer nun die leise Hoffnung hatte, dass sich daraus ein diversifiziertes, mondänes oder schlicht anders klingendes Album entwickelt, ist auf dem Holzweg. Frans Zimmer bleibt sich und seinem beliebigen EDM-Pop-Gedudel treu.

Zudem drehen sich nur eine Handvoll Songs tatsächlich ums Reisen, was zur fehlenden Konsistenz beiträgt. Den Vogel schießt er indes bei "Sramanora" ab: So heißt ein Wasserfall in Thailand, doch das Ergebnis hört sich absolut nicht danach an. Bläser, funky Gitarre und Alle Farben-Trademarkbeats? Nicht sehr thai.

Die Vorabsingles "Only Thing We Know", "Fading" und "Little Hollywood" gehen noch als ordentliche Radiosongs durch, biedern sie sich doch dem Hörer gefällig an. Zweitgenanntes überzeugt noch am ehesten mit seinem an Pnau erinnernden Refrain.

"H.O.L.Y." dagegen malträtiert mit Liebesschlonz und richtet sich an Leute, die vermutlich Latte Macchiato an der Küchenwand stehen haben. "What Was I Drinking" irritiert mit debilen Zeilen plus Männerchor, der Besungenes unnötig nachplappert. "Never Too Late" postiert sich als ein Manifest nicht existenter Motivation. So klingt stupide gute Laune auf Grundschulniveau.

Doch urplötzlich steigt aus dem Treibsand des unerbittlich Immergleichen ein Fünkchen Hoffnung auf. Der Berliner versteckt im Wust seiner eineinhalb Dutzend Lieder hier und da einen Lichtblick. "Comfort Zone" fährt kräftige Trompeten auf, flankiert von coolem Deep House. Mehr Richtung Tech House geht das dunkel pulsierende "Without You", im Instrumental "The Sad Cat" tobt er sich mit schiefen und verzerrten Bläsern aus. "Different For Us" birgt ebenso Potenzial, wirkt jedoch wie eine dreiste Kopie von Clean Bandits "Symphony".

Dem geneigten Hörer von Alle Farben, man nennt ihn Hipster, ist dies Kritik reichlich egal. Für ihn ist "Sticker On My Suitcase" ein Kessel Buntes. Diese selbst ernannten Kosmopoliten hören sich seine Mucke ungefiltert an, schlürfen vegane Fairtrade-Mandelmilch aus einem Metallstrohhalm und schunkeln dazu vergnügt bei Sonnenuntergang an der Spree. Dass Frans seit drei Alben stets den gleichen Sound abliefert und weit unter seinen Möglichkeiten bleibt, ist ihnen latte.

Trackliste

  1. 1. Arrival
  2. 2. Only Thing We Know
  3. 3. Fading
  4. 4. Comfort Zone
  5. 5. Different For Us
  6. 6. Sticker On My Suitcase
  7. 7. Little Hollywood
  8. 8. Without You
  9. 9. The Sad Cat
  10. 10. Never Too Late
  11. 11. What Was I Drinking
  12. 12. Double In Love
  13. 13. H.O.L.Y.
  14. 14. Walk Away
  15. 15. Remember
  16. 16. Sramanora
  17. 17. We Were On Fire
  18. 18. Departure

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