Porträt

laut.de-Biographie

Amanda

"Ich will, dass die Leute endlich wissen, wer ich wirklich bin", sagt Amanda. "Ich will mich nicht mehr hinter einem Künstlernamen verstecken." Die Berlinerin weiß, wovon sie spricht: Als sie ihr erstes Album vorlegt, handelt es sich genau genommen nämlich gar nicht um ihr Debüt.

She-Raw, Serk MC & Amun - 41 Karat
She-Raw, Serk MC & Amun 41 Karat
Selbstverwirklichung in den Plattenbauten von Neukölln.
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Eigentlich hat Amanda da längst eine ganze Künstlerbiografie hinter sich: 1983 geboren und aufgewachsen als Tochter einer Soul-Sängerin und eines MCs und Radio-DJs in Berlin-Steglitz, nimmt Musik in Amanda Murrays Leben von Beginn an einen beherrschenden Platz ein. Sie beäugt von klein auf die Auftritte der Mama in Bars und auf der Theaterbühne. Daddy schenkt ihr ein Spielzeugmikrofon, mit dem sie bald vor dem Kinderzimmerspiegel auf den Spuren der Spice Girls wandelt.

Im Hause Murray drehen sich unentwegt Platten, wenn die Mutter nicht gerade Klavier spielt. Amanda entwickelt ein Faible für Soul, Funk und Oldschool-Gangsta-Rap, lernt aber auch Klassik und Schlager zu schätzen und macht in ihren Teenie-Tagen zudem einen Abstecher in härtere Gefilde, zu Marilyn Manson oder Nirvana.

Das Gitarrespiel bringt sie sich selbst bei. Sie musiziert im Schulorchester und tritt in verschiedenen Musicals auf. Ihren ersten eigenen Song schreibt Amanda mit 17, als Geburtstagsgeschenk für einen Freund. Enge Kontakte zur Berliner Hip Hop-Szene hat sie da längst geknüpft:

Mit 14 trifft sie in der Schule auf Serk, der sie mit Bass Sultan Hengzt, B-Tight, den Atzen, King Orgasmus One, Silla und wie sie alle heißen zusammenführt. Dass Amanda nicht nur singen, sondern auch rappen kann, bleibt nicht lange verborgen. Bald reißen sich die Berliner Rap-Untergrund-Jungs um Featureparts von ihr.

Ach, ja: Wir sprechen selbstverständlich von der Frau, die sich den Namen She-Raw ausgesucht hat. Ein Album, ein Sampler und die erste deutsche Hip Hop-Doku-Soap "Unser Blick" später feiert die Kritik sie zwar als die deutsche Antwort auf Lauryn Hill (neben Stevie Wonder Amandas großes Idol), und zieht Parallelen zu Missy Elliott. Der große Durchbruch lässt trotzdem auf sich warten. Lange.

Zu lange: Statt ihre musikalische Karriere voran zu treiben, beugt sich Amanda der Stimme der Vernunft und absolviert eine Ausbildung beim Radio. Doch das Leben zieht Kreise: Im Rahmen ihrer eigenen Show bei Kiss FM begegnet sie Sido. Was eigentlich nur ein Interview ergeben sollte, resultiert in einer Zusammenarbeit: Der Goldjunge braucht eine Backgroundsängerin für seine Tour, Amanda übernimmt den Job nur zu gern.

Über Sido gerät Amanda wiederum an Mark Forster, der ihr den nächsten Tourjob anbietet. Nach sechs Wochen Tournee ist an eine Rückkehr in ihren bürgerlichen Beruf nicht mehr zu denken. "Ich will jetzt nur noch Musik machen", beschließt sie und kündigt beim Radio.

Kontakte hat sie zu diesem Zeitpunkt ja auch mehr und nützlichere als je zuvor. Forster, dem sie ihre Songideen zeigt, verbandelt sie einerseits mit Produzent Michael Geldreich, der unter anderem Felix Jaehn zuarbeitet. Andererseits schleppt Mark Forster seine Kollegin bei Four Music an, wo sie auf offene Arme trifft. Ihr Album "Karussell", an dem auch Shuko und Jules Kalmbacher mitwirken, erscheint dort im Sommer 2017.

Ihren Alias She-Raw hat die nur noch gelegentlich rappende Sängerin inzwischen eingemottet. Außerdem verfasst sie ihre Texte, die sie früher aus Angst, irgendjemandem in der Berliner Untergrundszene zu stark zu ähneln, auf Englisch schrieb, mittlerweile auf Deutsch. Es scheint, als brauche sie keine Fassade, keine Schutzmechanismen mehr, auch ihre Social-Media-Profile heißen schlicht "Ich bins, Amanda."

Alben

She-Raw, Serk MC & Amun - 41 Karat: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2005 41 Karat

Kritik von Dani Fromm

Selbstverwirklichung in den Plattenbauten von Neukölln. (0 Kommentare)

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