laut.de-Biographie
American Head Charge
Amerika hatte schon immer ein Faible für Bad Boys im Rock'n'Roll-Business. Da kommen zwei Pappenheimer wie Cameron Heacock und Chad Hanks gerade recht.
Zum ersten Mal treffen die beiden in einer Rehaklink in Minnesota aufeinander, die sie beide nicht wegen irgendwelcher körperlicher Gebrechen besuchen müssen, sondern wegen Missbrauchs diverser Psychopharmaka. Der in Hollywood aufgewachsene Chad hat schon in diversen Bands Erfahrungen gesammelt und von Glam Rock bis hin zu Industrial-Mucke so ziemlich alles gemacht.
Cameron verbringt seine Jugend in Washington DC und San Francisco, wo er schon früh anfängt, Gitarre zu spielen und zu singen. Bevor er aber auf Chad trifft, sieht es mit seinem Selbstvertrauen in dieser Richtung mager aus. Als beide jedoch in der Reha ihren ersten Song schreiben, konzentrieren sie sich nach der Entlassung voll und ganz auf die neu geründetete Combo American Head Charge. Die Band wird für das Duo, das sich von nun an Martin Cock und Mr. H.C. Banks III. rufen lässt, auch so etwas wie eine Dauer-Therapie.
Das Line-Up um die beiden herum ändert sich häufig und schnell. Martin übernimmt immer wieder die Keyboards und Chad wechselt von der Gitarre an den Bass. Im Laufe der Zeit spielen sie im Vorprogramm von angesagten Bands wie Type O Negative, Slipknot oder Powerman 5000. Den Deal mit American Recordings haben sie aber System Of A Down zu verdanken, die American Head Charge Rick Rubin wärmstens ans Herz legen.
Die Produzentenlegende (Slayer, Johnny Cash) holt die Jungs ins Studio und macht sich mit ihnen an die Aufnahmen zum Debüt "The War Of Art". Neben Chad und Martin sind die beiden Gitarristen David Rogers und Wayne Kile sowie zwei Keyboarder namens Aaron Zilch und Justin Fowler in der Band, die Drummer Christopher Emery komplettiert. Der heftige Sound prädestiniert sie als Opener für die anstehende Fear Factory Tour, ehe sie auf den Ozzfest-Trek 2001 aufspringen.
Dort machen sie ihrem Ruf als Hobbyschizos alle Ehre und ballern auf der Bühne nicht nur mit Knarren rum, sondern schmeißen auch Schweineköpfe ins Publikum und zerlegen das Equipment, für dessen Ersatz sie eigentlich gar keine Kohle haben. Die beiden Klampfer Rogers und Kile sowie Keyboarder Zilch gehören da schon nicht mehr zum Line-Up, dafür stoßen Bryan Ottoson und Karma Cheema hinzu.
Sie ergänzen das gepflegte Psychopathen-Duo hervorragend. Gemeinsam macht die Band sich an die Arbeiten zum Nachfolger zu "The War Of Art". Man trennet sich von American Recordings und unterschreibt bei Nitrus/DRT. Für das neue Label spielen sie Ende 2004 "The Feeding" ein. das Album erscheint im Februar 2005.
Im April des selben Jahres schockiert der Tod von Gitarrist Ottoson die Fans. Man findet den 27-Jährigen in einer Schlafkoje des Tourbusses in North Charleston - dort wollte die Band am nächsten Tag einen Auftritt absolvieren. Als Todesursache nennt die Polizei von South Carolina eine Überdosis verschreibungspflichtiger Medikamente. Nach Aussage von AHC-Mitgliedern hatte sich Bryan Ottoson zwei Abende zuvor in einer Bar betrunken und den nächsten Tag durchgeschlafen. In einem Interview hatte Martin Cock noch darauf hingewiesen, dass Alkohol- und Drogenmissbrauch der Band in der Vergangenheit beinahe ein Ende gesetzt hätte.
Trotz dieses Schicksalschlags entschließen sich die verbliebenen Mitglieder, mit AHC weiter zu machen. Die Tour mit Mudvayne wird fortgesetzt, Benji Hellberg übernimmt die Gitarrenarbeit von Ottoson. Hellberg ist ein alter Bandkollege des Verstorbenen und spielt auch im AHC-Nebenprojekt F.O.R. Nach ein paar weiteren Dates mit Bobaflex und Diecast, packt Gitarrist Karma Cheema seine Sachen, um vorübergehend bei Otep einzusteigen.
Die Band bröckelt die nächsten Jahre immer mehr auseinander. Als sich im Sommer 2009 sogar Sänger Cameron Heacock verabschiedet, zieht Chad Hanks die Reißleine und löst die Band auf. Allerdings ist für ihn und den Rest klar, dass es mit einem neuen Sänger unter anderem Namen weiter gehen soll.
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