laut.de-Kritik

Mit 50 hat man noch Träume!

Review von

"Das Wort Bibliothek kommt aus dem Griechischen und bedeutet Büchersammlung." (Rupert Hacker: "Bibliothekarisches Grundwissen", 6. völlig neu bearbeitete Auflage, S. 11, Saur 1992). Andreas Doraus Hobby ist die "Bücherhalle am Hühnerposten". Der Ort seiner Inspiration. "Von Taschenbüchern, Periodika, Musik und DVDs, Noten, Filme, Lexika – alles da!"

"Die Bücherhalle ist das kleine Internet für Haptiker", so Dorau. "Und warum soll ich Geld für Bücher, Musik oder DVDs ausgeben, wenn diese dann nur bei mir vollstauben?" Recht hat der Künstler. Und so grübelt, studiert und philosophiert der Sänger zwischen den Regalen und schreibt alle seine Entdeckungen und Weisheiten auf.

Das Resultat sind hübsche, kleine, nicht zu alberne Literatur-Popstückchen mit kräftiger Unterstützung einer ganzen Band. Hier ist nur Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen erlaubt. Das sind die ehemaligen Superpunks, und da ist von Saxophon über Rhythmusmaschine, Höfner-Geige bis zu altem Klavier alles dabei.

Mit 50 hat man noch Träume! Man wird auch ruhiger, vielleicht auch etwas gelassener. Andreas feiert in diesem Jahr diesen runden Geburtstag, und das sieht man ihm gar nicht an. Grübeln tut er generell und vielleicht denkt er jetzt auch ein bisschen mehr an die Zukunft?! Traurige Tatsachen gehören dazu, so auch "die Idee mit dem Flaschenpfand". Das sammeln von leeren Flaschen gehört für viele zum alltäglichen Leben dazu. Mit Banjo und positiver Energie verpackt Dorau dies in eine besonders wertvolle Pop-Hymne + Video.

Eine Hit-Steigerung gibt es mit "Reden wir von mir". Da steht, neben dem Bibliotheksbesucher Dorau, der Rhythmus ganz klar im Vordergrund. Im Lektoratsbereich "Naturwissenschaften" wird man zum Thema "Wasserstoff" belehrt, und auch von den Taten des Grusel-Serientäters Fritz Honka bleibt man nicht verschont. In "Tannenduft" erfährt der Hörer mit Flötentönen so einige blutige Details.

Man könnte meinen, bei diesen Alltagsbeobachtungen regnet es den ganzen Tag bei Herrn Dorau und er verbringe die Tage melancholisch, müde in der Bücherhalle. Trotz schwerer Thematik gibt es aber immer wieder diese leichte Heiterkeit zu hören, denn in Büchereien kann man auch wunderbar aus dem Fenster glotzen und zum Beispiel kleine fleißige Tierchen beobachten. Mit "Bienen am Fenster" erstrahlt der Lesesaal und das Imkerherz. Die Sonne lacht in die staubigen Räume und erfreut das Gemüt.

So, und nu ab in die Bibliothek! Aber bitte nur mit dem Taxi ("Faul und bequem"). Ein bisschen Stil darf schon sein! "In unserer Zeit brauchen die Menschen Bücher und Medien für viele Zwecke: für Schule und Ausbildung, für Fortbildung und Studium, für berufliche Arbeit und wissenschaftliche Forschung, für politische Meinungsbildung und zur Befriedigung geistiger Interessen, für Lebensgestaltung, Freizeit und Unterhaltung." (Rupert Hacker: "Bibliothekarisches Grundwissen", 6. völlig neu bearbeitete Auflage, S. 20, Saur 1992).

Die Bibliothk, ein leider meist vergessener Ort, der Dank Andreas Dorau wieder in aller Munde ist!

Trackliste

  1. 1. Hühnerposten
  2. 2. Flaschenpfand
  3. 3. Der Monat
  4. 4. Wasserstoff
  5. 5. Löwe
  6. 6. Reden wir von mir
  7. 7. Tannenduft
  8. 8. Stählerner Adler
  9. 9. Sabelle fliegt
  10. 10. Faul und bequem
  11. 11. Klischee
  12. 12. Bienen am Fenster
  13. 13. Für immer

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