laut.de-Kritik
40 Jahre moshen bis der Arzt kommt!
Review von Kai ButterweckMan mag es kaum glauben, aber Anthrax feierten vor zwei Jahren tatsächlich schon ihr 40-jähriges Band-Jubiläum. Heute kommt der Fan des ewig im Schatten der vermeintlich drei größten Schwermetall-Kapellen (Metallica, Slayer und Megadeth) rockenden Kollektivs aus New York endlich in den Genuss der damaligen Feierlichkeiten, die nach einer internen Sause in einem wilden Live-Streaming-Event mündeten.
Das eine BluRay und eine Doppel-Live-CD umfassende Jubi-Paket "XL" katapultiert den Hörer und Zuschauer noch einmal zurück zu jenem Tag, als das lediglich mit der Band und einigen Crew-Mitgliedern gefüllte Studio in Los Angeles in ein wildes Thrash-Metal-Schlachtfeld verwandelt wurde. Ohne viel Show-Firlefanz und auch ohne Song-Ansagen ins Nirgendwo brettert die Formation, angeführt von Shouter Joey Belladonna und Riff-Zickenbart Scott Ian, durch ein facettenreiches Archiv-Programm, das nahezu alles bereithält, was dem Fan der Band lieb und teuer ist.
Die Thrash-Ikonen starten mit einem packenden Zusammenschluss der beiden Riff Monster "Time" und "Fight 'Em Til You Can't", ehe man mit "Madhouse" den ersten Klassiker zum Besten gibt. Der Sound ist satt, Joey Belladonna ist sehr gut bei Stimme und das Zusammenspiel zwischen den beiden Gitarreros Scott Ian und Jonathan Donais und dem Rhythmus-Zweier Charlie Benante und Frank Bello passt punktgenau. Vor allem Drummer Charlie Benante spielt sich mit zunehmender Dauer in einen wahren Rausch. Was sich im halsbrecherischen "Caught In A Mosh" bereits andeutet, zieht sich durch bis zum finalen Beckenschlag des insgesamt 25 Songs umfassenden Sets. Dem guten alten Charlie macht in punkto Tightness und Tempo auch im fortgeschrittenen Alter keiner was vor.
Aber nicht nur im Background wird abgeliefert. Auch im Rampenlicht überzeugt der Fünfer vom ersten bis zum letzten Ton. Vielleicht nimmt Joey Belladonna nicht mehr jede Tonlagenhürde so leicht wie noch zu "Among The Living"-Zeiten. Aber das stört nur am Rande. Hätte mir einer im Zuge des "Monsters Of Rock"-Auftritt der Band im August 1988 in Schweinfurt prophezeit, dass Herr Belladonna ein Vierteljahrhundert noch dermaßen ausdrucksstark und kraftvoll am Start sein werde, den hätte ich wahrscheinlich nur müde belächelt.
Neben kraftvoll präsentierten Evergreens wie "I Am The Law", "Indians" und "Antisocial" beglücken Anthrax ihre Anhänger auch mit dem einen oder anderen musikalischen Überraschungsei. Ganz vorne dabei im Rennen um die Ü-Ei-Trophäe des Tages ist die groovende Bulldozer-Version des legendären Crossover-Vierminüters "Bring The Noise". Für die Branchen-Perle entert sogar Public Enemy-Frontmann Chuck D die Bühne und zeigt allen Anwesenden, dass er die Erinnerungen an die frühen Neunziger immer noch so feiert, als wäre seit der Veröffentlichung des Tracks im Sommer 1991 kein Tag vergangen.
Nach satten 136 Minuten beendet die Band die Jubiläumsfeier mit einem krachenden "N.F.L."-Finale. Was bleibt, sind ein steifer Nacken, achterbahnfahrende Flashbacks und die Erkenntnis, dass so manche Lieblingsband der eigenen Jugend wahrscheinlich noch derbe rockend durch die Welt tingeln wird, wenn man selbst nur noch mit dem Rollator zum Bäcker kommt. Tolle Aussichten.
4 Kommentare mit 6 Antworten
Mucke für den lautuser.
+1 dazu wird mies gerauft.
Was ist denn jetzt eigentlich mit ihm? Manche haben ja anderweitig Kontakt... Lebt der noch?
Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass er noch lebt und hier auch noch täglich die Kommentare liest. All good also.
Danke für's Update
Hoffe es bleibt beim Lesen!
Cover noch mieser als das von Ändy Gabaliers letztem Album.
Richtige Cringe Mucke. Farid und Capi sind deutlich besser.
Wer anscheinend meint, Metal mit Deutschrap vergleichen zu können, zeigt, dass er nicht qualifiziert ist, hier eine Meinung abzugeben. Und wer nicht verstanden hat, dass es sich um ein Best of zum Bandjubiläum handelt, sollte tunlichst einen Coververgleich mit dem Ösi-Schlager-Fuzzi vermeiden. Ansonsten, ja, ich bin laut user und höre Anthrax
"Wer anscheinend meint, Metal mit Deutschrap vergleichen zu können"
Oder er ist dir um Jahre voraus