laut.de-Kritik

Der Broken Social Scene-Kauz frönt dem Schamanismus.

Review von

Toronto Calling: Andrew Whiteman, Lead-Gitarrist im weitläufigen Musikerkollektiv Broken Social Scene, hat mal wieder sein eigenes Ding durchgezogen. Als Apostle Of Hustle lebte er mit versponnenen Songs samt kubanischen Rhythmen schon immer das kauzigste Nebenprojekt abseits der wohlklingenden Indierock- und Folkentwürfe von Mitmusikern wie Kevin Drew, Jason Collett, Amy Millan oder Feist.

Für sein drittes Soloalbum hat Whiteman auf der Suche nach einem konzeptuellen Rahmen den Schamanismus für sich entdeckt, der mitunter anregt, starkes Gift zu nehmen, um die Gifte im Körper loszuwerden. Insofern ist anzunehmen, dass der Titel "Eats Darkness" bei ihm katharsische Wirkung haben soll: Mache ein düsteres anmutendes Album, einen kleinen Abgesang auf die Menschheit - und schon geht es dir besser.

Tatsächlich ist die Grundstimmung nervöser und abenteuerlicher gehalten als auf den Vorgängern. In den fünf Audiocollagen zwischen den Songs heulen Sirenen, knattern Gewehre und Fernsehstimmen reden wirres Zeug. "Keep your friends close / enemy closer", singt Whiteman dann auch im mit flatternden Gitarren und Trommelwirbel ausstaffierten "Eazy Speaks", das ob seines stolpernden Drives auch von Modest Mouse stammen könnte.

Darauf folgt mit "Soul Unwind" ein Song, der hochtourig läuft wie ein gut geschmierter Achtzylindermotor und auch locker auf jedem Album der Broken Social Scene herausstechen würde. Dritter und wohl größter Hit des Albums ist "Xerses" mit seinem absolut entwaffnenden Refrain: "No friends, no casual gain / what chance to chase them away".

Dazwischen reagiert nicht wirklich Mittelmaß, dafür lebt sich Whiteman in Songs wie "Perfect Fit" und "How To Defeat A Powerful Enemy" einfach zu konsequent als Daniel Düsentrieb verquerten Indierocks und Verehrer von Tom Waits aus. Dass er als Schamane bei der Broken Social Scene absolut etwas mitzureden hat, hört man diesem verspulten, ab und an aber auch melodieseligen Konzeptalbum letzlich genauso an, wie das Bedürfnis, nicht jedermann gefallen zu müssen. Recht so.

Trackliste

  1. 1. Snakes
  2. 2. Eazy Speaks
  3. 3. Soul Unwind
  4. 4. Sign
  5. 5. Perfect Fit
  6. 6. Xerxes
  7. 7. What Are You Talking About?
  8. 8. Whitsle In The Fog
  9. 9. Eats Darkness
  10. 10. Return To Sender
  11. 11. How To Defeat A More Powerful Enemy
  12. 12. Nobody Bought It
  13. 13. Blackberry

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