laut.de-Kritik

Heimatlose Hymnen und ein neuer Freund.

Review von

Gute Freunde, gemeinsam Musik machen und ganz viel Liebe, das sind die wichtigsten Dinge auf der Welt. Das haben ich und mein neuer Freund Andrew Whiteman von Apostle Of Hustle heute bei einem Cuba-Libre beschlossen. Allerdings hatte er das zu Beginn seiner Gitarren-Karriere im Freundschaftskollektiv Broken Social Scene schon festgestellt. Und ich kann ihm jetzt, nach verschlingen seines zweiten Albums "National Anthem Of Nowhere", nur zustimmen. Wenn man diesen Tropical-Sunshine hört, dann weiß man sofort, was wir meinen und fällt sich glücklich in die Arme. Kanada ist die Heimat meines neuen Freundes. Genauer gesagt der Indie-Klüngel in Toronto. Seit 2004 ist er durch sein Debüt "Folkloric Feel" in intimen Kreisen auch als Apostle Of Hustle bekannt. Der Mann mit den heimatlosen Hymnen und den etwas anderen volkstümlichen Umsetzungen.

Seine Vorliebe für internationale Folklore wird ihm langsam zum Verhängnis. Auch die Tatsache, dass er einige Zeit auf Kuba gelebt hat. Seitdem heißt es, dass Andrew versucht, kubanische Tanzmusik zu kopieren. Das wäre ja so, als würde ich Willy Millowitsch covern. Nein, nein, "National Anthem Of Nowhere" hat mehr zu bieten als Karibik-Launen und Flamenco-Einflüsse. Ein großes Gefühlstheater durch sämtliche Musikarchive dieser Welt. "My Sword Hand's Anger" leitet diese 12teilige Komposition graziös ein, bevor der Titelsong über fünf Minuten zum Frühlings-Epos heranwächst. Neben internationalem Rhythmus aus Peru oder Äthiopien hören wir schwungvollen Indie-Pop ("Chances Are") mit taktvollen Bläsereinsatz im Country-Stil oder Krautrock-Gitarren mit spanischer Lyrik ("iRafaga!").

Ein Wechselbad der Gefühle und im Vergleich zum Haupteinkommen, den Broken Social Scene, ist der Nebenjob Apostle Of Hustle, offener und akustischer. Seine Musiker kommen teilweise aus dem JazzBereich. Eine allgemein ruhige Atmosphäre, die durch ein Sammelsurium an unterschiedlichen Instrumenten und Percussion begleitet werden. Dabei ist Daniel Stone in fast allen Stücken mit Conga, Bongo oder Caja zu hören und die kubanische Tres Gitarre wird vom Meister selbst gespielt. Abstrakte und humorvolle Inhalte weisen die einzelnen Songtitel auf "A Rent Boy Goes Down" oder "Fast Pony For Victor Jara". Letztendlich bleibt "National Anthem Of Nowhere" geheimnisvoll, aber genau das liebe ich so sehr an meinem neuen Freund. Verraucht-mysteriös, außergewöhnlich, gefühlvoll, leidenschaftlich. Rock Me 4ever, Baby! Music Is My Boyfriend.

Trackliste

  1. 1. My Sword Hand's Anger
  2. 2. National Anthem of Nowhere
  3. 3. Naked & Alone
  4. 4. Haul Away
  5. 5. Cheap Like Sebastien
  6. 6. ¡Rafaga!
  7. 7. Chances Are
  8. 8. Rent Boy Goes Down
  9. 9. Fast Pony for Victor Jara
  10. 10. Justine, Beckoning
  11. 11. Jimmy Scott Is the Answer
  12. 12. NoNoNo

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