laut.de-Kritik

Abwechslungsreich und voller guter Songideen.

Review von

Armored Saint scheinen es wirklich zu genießen, ihre Band nur noch rein als Hobby zu betreiben. So hat man schließlich angefangen, so wird man es irgendwann wohl zu einem einvernehmlichen Ende bringen.

In der Zwischenzeit lässt aber vor allem Basser Joey Vera (Fates Warning) keinen Zweifel daran, dass seine Tage offensichtlich mehr als 24 Stunden haben. "Win Hands Down" entspringt zum größten Teil dem Hirn des hyperaktiven Bassisten.

Mit dem energetischen Titeltrack legen Armored Saint gleich mit sattem Drive los. "Mess" knüpft da fast nahtlos, wenn auch ein wenig sperriger an. Doch einmal mehr geben John Bushs (Ex-Anthrax) großartige Gesangslinien den Songs das gewisse Etwas.

Die Classic Rock-Vibes des Vorgängers "La Raza" treten deutlich in den Hintergrund. Auf "Win Hands Down" geht es wieder spürbar metallischer zu. Allerdings hat auch dieses Album damit zu kämpfen, dass neben absolut großartigen Songs reichlich Füllmaterial steht. Wenn man wirklich alle Zeit der Welt hat und nur nach eigenen Vorgaben aufnimmt und veröffentlicht, sollte das eigentlich nicht passieren.

Immer wieder finden sich in den Songs einzelne Parts (oftmals die Soli oder Mittelteile), die erschreckend beliebig (wie in "That Was Then, Way Back When") oder einfach verzichtbar (wie in "With A Head Full Of Steam") erscheinen. Wer braucht diesen seltsamen Part mit den weiblichen "Huuh yeah"?

Man kann Armored Saint kaum vorwerfen, dass sie in ihren Songs nicht auf Abwechslung setzen. Die Frage ist nur, ob die Abwechslung nicht auf Kosten von Struktur geht. So schleicht "Muscle Memory" in der Strophe ein wenig unauffällig dahin, bevor es mit dem Refrain aber doch noch schnell und deutlich zündet.

Wirklich zur Entfaltung kommt diese Diversität erst im epischen "In An Instant", das immer wieder zwischen melancholischem Neustart und kraftvoller Steigerung variiert. Auch das balladeske "Dive" lässt die Entwicklung von Basser Joey als Songwriter erkennen.

Es mangelt "Win Hands Down" wirklich nicht an starken Momenten und guten Songideen. Leider setzen Armored Saint diese nicht konsequent und stringent um. So schleichen sich regelmäßig Schwächen und mittelprächtige Momente ein. Womit wir einmal mehr ein echt gutes Album vorliegen haben, aber eben wieder keinen echten Knaller.

Trackliste

  1. 1. Win Hands Down
  2. 2. Mess
  3. 3. An Exercise In Debauchery
  4. 4. Muscle Memory
  5. 5. That Was Then, Way Back When
  6. 6. With A Full Head Of Steam
  7. 7. In An Instant
  8. 8. Dive
  9. 9. Up Yours

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