laut.de-Kritik

Stellenweise kommt Fremdscham auf.

Review von

Mit dem Debüt "Bang Bang Rock'n'Roll" traten Art Brut mir nichts, dir nichts auf der internationalen Indiebühne in Erscheinung. Und besonders in UK und Deutschland feierten Fans den ironietriefenden Fünfer ab. Kein Wunder also, dass jetzt vor dem zweiten Album noch eine DVD nachgeschoben wird. Der Titel "Talking To The Kids" greift dabei eine Songzeile aus "Formed A Band" auf, und selbst das Artwork lehnt sich überdeutlich am Erstling an.

Was bietet der Filmsilberling also Neues? Kurz gesagt, nicht viel. Zu sehen gibts ein Konzert, eine gute Dreiviertelstunde lang, aufgenommen scheinbar im Kölner Stollwerck. Art Brut zeigen sich hier als veritable Liveband. Eddie Argos unterhält die Menge problemlos, auch wenn er jedes Stück mit den Worten "This next song ..." ankündigt. Coverversionen oder dergleichen finden sich nicht - außer dem Stück "St. Pauli", in dem der Frontmann mit dem dünnen Schnurrbart "Punk ist nicht tot" singt. Dürfte alles bekannt sein.

Mit "These Animal Menswear" gibt es lediglich eine B-Seite in der Setlist der britisch-deutschen Band. Alle anderen Nummern sind dem Debüt entnommen. Als weitere Sektion beinhaltet "Talking To The Kids" die vier Videos zu "Formed A Band", "Good Weekend", "Modern Art" und "Emily Kane". Allesamt durchaus sehenswert, dennoch gehören Videos auf DVDs doch mittlerweile zum Standard.

Die "Bonus Section" wartet mit der obligatorischen Fotogalerie und Fernsehauftritten auf (bei Sarah Kuttner). Das Interview mit Sänger Argos und Schlagzeuger Mikey B lässt dann stellenweise Fremdscham aufkommen, wenn so hochintelligente Fragen gestellt werden wie: "Wie haben Deine Freunde auf Euren Erfolg reagiert?"

Das Interview selbst ist eher mau aufgemacht. Zwar läuft vorbildlich ein deutscher Untertitel mit, aber den hätte man ja schon etwas liebevoller einbauen können. Das "After The Show"-Special, bei dem sich die beiden Gitarristen Ian Catskilkin und Jasper Future beim deutschen c/o Pop-Festival auf die Suche nach potentiellen Bandmitgliedern begeben, hätte man sich auch sparen können. Der Unterhaltungswert geht hier bedenklich in den Keller.

Art Brut kann man wohl kaum einen Vorwurf machen, die Plattenfirma möchte halt mitnehmen, was noch geht. Ob nach dem Erfolg von "Bang Bang Rock'n'Roll" die zweite Platte nicht bei einem Major erscheint, bleibt abzuwarten. Und ob es dann noch mal so lustig wird wie beim Debüt, muss sich erst mal zeigen. Überzeugen lass ich mich gerne, "Talking To The Kids" schafft das nicht wirklich.

Trackliste

On Stage

  1. 1. Formed A Band
  2. 2. My Little Brother
  3. 3. These Animal Menswe@r
  4. 4. Bang Bang Rock & Roll
  5. 5. Moving To L.A.
  6. 6. Rusted Guns Of Milan
  7. 7. Modern Art
  8. 8. St. Pauli
  9. 9. Emily Kane
  10. 10. Bad Weekend
  11. 11. Stand Down
  12. 12. 18,000 Lira
  13. 13. Good Weekend

On Video

  1. 14. Formed A Band
  2. 15. Good Weekend
  3. 16. Modern Art
  4. 17. Emily Kane

Bonus Section

  1. 18. After The Show
  2. 19. About Pop Of The Tops
  3. 20. Photos
  4. 21. Arte Tracks
  5. 22. Kuttner TV
  6. 23. Kuttner On Ice

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Art Brut

Art Brut ist eigentlich eine Kunstrichtung, die 1945 der französische Maler Jean Dubuffet begründete. Sie umfasst Werke von Künstlern, die außerhalb …

Noch keine Kommentare