laut.de-Kritik

Nostalgisch-verträumter Indiepop mit brillantem Harmoniegesang.

Review von

Arthur & Yu sind Nostalgiker. Nicht nur hinsichtlich ihrer Kosenamen aus Kindertagen, auf die sie als Musikerpaar zurückgreifen. Eigentlich heißen die beiden Grant Olsen und Sonya Westcott, und der Bezug auf die Vergangenheit schlägt sich auch in ihrer Musik nieder.

Grundlegend macht man auf "In Camera" eine starke Neigung zum Pop der späten 60er Jahre aus. Die größten Inspirationsquellen für einen Sound, der mit grandiosen Girl/Boy-Harmonien aufwartet und sich in Lofi-Manier eines niedlichen Instrumentariums bedient, sind unüberhörbar Velvet Underground und Nico und vor allem das famose Künstlerpaar Lee Hazlewood und Nancy Sinatra.

Dumpf läutet ein Glockenspiel den Opener "Absurd Heroes Manifestos" ein, ehe die Gitarre und das Tambourin den Takt angeben. Man könnte in folgenden das "Bonanza"-Theme erwarten, stattdessen ertönt eine psychedelisch anmutende Flöte, und Olsen stimmt mit seinem markanten Gesang die erste Strophe an. Die zweite übernimmt Westcott mit ihrem glasklaren Organ, den Refrain tragen sie gemeinsam vor, während sich ein sanfter Hall über die Stimmen legt, wie man es von Mazzy Star kennt.

In "Come To View" untermalen eine Melodika und ein helles Glockenspiel die großartige Melodie, die, zweistimmig vorgetragen, an Sanftheit kaum zu überbieten ist. Das betörende "There Are Too Many Birds" intoniert Westcott herzallerliebst zur gezupften Gitarre weichem Schlagzeug, Paukenschlägen und einem entzückenden Glockenspiel-Solo. An solcher Niedlichkeit ist Isobel Campbell gescheitert, Arthur & Yu bewältigen sie mühelos.

Das einführende Gitarrenspiel in "Afterglow" ähnelt dem Intro von "These Boots Are Made For Walking" von Nancy Sinatra. Die eingängige Melodie fügt sich dabei wunderbar in den monotonen, aber dynamischen Rhythmus. Pfeifend lässt Olsen diese Nummer ausklingen. "Flashing The Lobby Lights" nimmt das Tempo dann mit der langsam geschlagenen Gitarre etwas raus, gefällt aber mit dem ungemein harmonischen Zwiegesang und einer dezenten, verspielten Soundkulisse im Hintergrund.

Wunderbar ist auch der schmeichelnde Gesang Olsens in "1000 Words", der an Serge Gainsbourg erinnert und die entzückende Melodielinie, an der sich das Duo schließlich lustvoll entlang schlängelt.

Zum pluckernden Synthesizer gesellt sich in "Lion's Mouth" sachte ein weicher Beat und die Gitarre, gemächlich dehnt sich der Song mit einer unaufdringlichen Melodie aus, die auch Richard Ashcroft dankend annähme, angenehm aus. Ein Glockenspiel, das "Mr. Sandman" von den Chordettes in Erinnerung ruft, prägt das gutlaunige "The Ghost Of Old Bull Lee", der Rhythmus und die Instrumentierung in "Half Years" lässt zuerst an "Be My Baby" von den Ronettes denken, ehe sich der Song in eine andere Richtung wendet. Das Album schließt mit "Black Bear" ab, einer erwärmenden Ballade mit emotionalem Refrain.

Arthur & Yu spielen mit musikalischen Bezügen und dem Effekt der Wiederkennung, um den Hörer dann doch mit neuen Wendungen zu überraschen. Vertrautes wird nicht dekonstruiert, es wird vielmehr liebevoll und stimmig in eigenständige Songs gebettet, ohne dabei zeitgemäß klingen zu wollen. Wie eine entschlackte Version der hippen The Raveonettes.

Das Duo übersetzt Schlichtheit, Entschleunigung und absolute Harmonie in Musik, die einen süßlichen Retro-Charme versprüht, die sich aber nie einem Hype-Verdacht aussetzt. Feiner, geschmeidiger Indiepop ist das, der nostalgisch-verträumt die Musiklandschaft belebt.

Trackliste

  1. 1. Absurd Heroes Manifestos
  2. 2. Come To View (Song For Neil Young)
  3. 3. There Are Too Many Birds
  4. 4. Afterglow
  5. 5. Flashing The Lobby Lights
  6. 6. Lion's Mouth
  7. 7. 1000 Words
  8. 8. The Ghost Of Old Bull Lee
  9. 9. Half Years
  10. 10. Black Bear

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