laut.de-Kritik
Die Murder Inc.-Prinzessin liefert gefühlvollen Balladen-R'n'B.
Review von Alexander EngelenDerzeit macht ja Ashantis Label Murder Inc. mehr Schlagzeilen durch den heftigen Streit mit dem Lager Eminems, als mit neuen Veröffentlichungen. Doch mit Ashantis "Chapter II" wird den Streithähnen eine kurze Verschnaufpause gegönnt, denn mit neuen Hasstiraden seitens Irv Gotti und Co. ist auf diesem Album nicht zu rechnen. Dafür finden sich jede Menge R'n'B-Balladen, die sich meistens um eines drehen - die Liebe.
Erwachsener soll die 23-Jährige auf der neuen Scheibe geworden sein, doch aus den Texten lässt sich das nicht erschließen. Nahtlos schließt sie an ihr Debüt an und säuselt unendliche Gedanken über das ewige Thema der Liebe vor sich hin. So ist "Chapter II" durchzogen von unzähligen "Oh Baby"s und etlichen "I Love You"s, die dann doch im krassen Gegensatz zu den vereinzelt auftretenden "Murder Inc. Motherf*****"-Shot-Outs der Labelkollegen stehen.
Unerklärlich ist das Fehlen einer Zusammenarbeit mit Label-Zugpferd Ja Rule, hat sich doch in der Vergangenheit die Arbeit im Team in Form von Single-Auskopplungen kommerziell stets ausgezahlt. An Stelle von Ja Rules Reibeisenstimme finden sich umso mehr Herzschmerz, Schmachten und "Schön ist es auf der Welt zu sein"-Aufheiterungsversuche.
Tatkräftig Hand angelegt hat die schöne New Yorkerin bei ihrer Platte, denn neben dem Songwriting hat sie auch als Executive Producer das Team unterstützt. Herausgekommen sind passend zum Thema ruhige, gefühlvolle Beats, die deutlich weniger Hip Hop-angehaucht sind als bei ihrem Debüt. Die zahlreichen Easy Klavier- und Glockenspielstücke werden eigentlich nur von einem missglückten Achtziger Jahre-Elektro-Beitrag ("I Found Lovin'") unterbrochen.
Eine schöne Stimme hat Ashanti aber allemal, und genau deswegen stimmt auch die ruhige Atmosphäre und die schmachtenden Texte. Trotzdem wäre es sicher erfrischend, wenn zur Abwechslung auch einige Songs mehr nach vorne gehen würden, um dem Ganzen ein bisschen Schwung zu verpassen. Sie ist halt einfach eine ganz Liebe und Sensible, die Ashanti Douglas, das bewies sie auch jüngst bei dem Versuch, die Gemüter der Streithähne Ja Rule und Eminem etwas abzukühlen.
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