laut.de-Kritik

Soundtrack zu einem hirnlosen Teenie-Streifen.

Review von

"Suicide Notes And Butterfly Kisses" und "The Curse" waren zwei richtig gute Scheiben, doch schon auf dem letztjährigen "A Death Grip On Yesterday" machten sich bei Atreyu leichte Abnutzungserscheinungen bemerkbar.

Entsprechend werde ich wohl nicht der einzige sein, der "Lead Sails, Papor Anchor" mit einer gewissen Vorsicht in den Player schiebt. Die erweist sich - trotz einiger wirklich guter Momente - leider Gottes als angebracht. Mit ihrem Roadrunner-Debüt scheinen Atreyu nämlich ziemlich auf den Mainstream zu schielen, auch wenn sie das manchmal ganz gut zu verstecken wissen.

Ein äußerst fettes Riff läutet "Doomsday" ein, und auch die teilweise klaren Vocals Strophe sind noch völlig im Rahmen. Doch schon am melodischen Chorus dürften sich die Geister scheiden. Auch "Honor" lässt es anschließend mit einem - zugegebenermaßen simplen - Riff mehr als ordentlich grooven. Anstatt auf dieser guten Vorlage aufzubauen, folgt auch hier ein absolut süßlich poppiger Chorus, der zwar schnell ins Ohr geht, aber einen zu faden Beigeschmack hinterlässt.

So richtig poppig und für manchen Geschmack wohl deutlich zu weit treiben sie es aber erst mit "Falling Down". Nichts gegen ein paar Bläser und luftigen Party-Sound, aber das klingt doch schon schwer nach einem Soundtrack zu irgendeinem hirnlosen Teenie-Streifen.

Mit der Single "Becoming The Bull" legen sie sich wenigstens nicht direkt aufs Maul, sondern verbinden harte Riffs mit nicht ganz so zuckersüßen Melodien. Das hat deutlich mehr Überzeugungskraft, auch wenn ein Teil der Melodie bei "Inspector Gadget" geklaut sein dürfte.

"When Two Are One" zeichnet sich durch erhöhtes Tempo aus, hat aber mehr mit Less Than Jake zu tun, als mit dem, was man von Atreyu eigentlich kennt und erwartet. Einzige Überraschung sind die Gastvocals von einer Dame namens Monique Powell.

Ojektiv gesehen muss man Sänger Alex Varkatzas eine deutliche Steigerung in Sachen Gesang zwar zugestehen, aber will man das denn wirklich? Diese Frage stellt sich vor allem bei der von Sitar-Klängen eingeleiteten Ballade "Lost It". Manch einer mag da - nicht ganz zu Unrecht - von Emogeheule reden. Zwischen unterschiedlichen Stimmungen hin und her pendelnd gelingt da "No One Cares" deutlich interessanter und fesselnder. Ähnliches gilt für "Can't Happen Here".

Dafür weiß man bei "Slow Burn" schon wieder nicht: Auf der einen Seite wird der Song bei schönem Wetter im Auto mit Sonnenbrille bestimmt gut funktionieren. Auf der anderen Seite nerven die Drums in der Strophe und das Ganze tönt sowas von gezwungen fröhlich, dass man fast schreien möchte.

Und plötzlich rauscht da "Blow" durch die Löffel, und man fragt sich, wer denn Mötley Crüe auf einmal wieder aus dem Käfig gelassen hat? Welcher Fan, der "The Curse" im Schrank stehen hat, will so etwas hören?

Ob die titelgebende Country-Ballade zum Schluss schlau gewählt ist, mag jeder selbst beurteilen. Für Fans von "Suicide Notes And Butterfly Kisses" und "The Curse" ist "Lead Sails Paper Anchor" ein kommerzieller Schlag ins Gesicht. Wer jedoch ohne Vorwissen an die Scheibe rangeht, könnte trotzdem ein paar ordentliche Songs finden.

Trackliste

  1. 1. Doomsday
  2. 2. Honor
  3. 3. Falling Down
  4. 4. Becoming The Bull
  5. 5. When Two Are One
  6. 6. Lose It
  7. 7. No One Cares
  8. 8. Can't Happen Here
  9. 9. Slow Burn
  10. 10. Blow
  11. 11. Lead Sails (And A Paper Anchor)

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16 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    @ode to the sun

    Wie findest Du das letzte Lied des Albums?

    Ich finde die Scheibe übrigens solide. Deutlich besser als das eher schwache The Curse, aber schlechter als der Vorgänger, dessen Name zu kompliziert ist, als dass ihn hier jemand ausser mir selbst verstehen könnte.

  • Vor 16 Jahren

    @Mobbi (« Ich finde die Scheibe übrigens solide. Deutlich besser als das eher schwache The Curse, aber schlechter als der Vorgänger, dessen Name zu kompliziert ist, als dass ihn hier jemand ausser mir selbst verstehen könnte. »):

    Ich bisher nur bis zum 4. Lied gekommen dann hat mich der neue Stil so genervt das ich aufgehört hab.

    The Curse fand ich sehr stark da ich den Gesang mochte sowohl den klaren Gesang und die Shouts und auch die Melodien und Texte.

    Daher war ich vom A Death-Grip On Yesterday auch sehr enttäuscht, da da nur einzelne Songs wirklich zündeten (du magst das Album lieber als the curse??? da hab ich bisher noch nie von jemand gelesen das er das gut fand, geschweige den besser als The Curse)

    Das neue Album hat für mich nichts mit den alten Sachen zu tun.

    Mich ärgert es total das sie die alten Stärken durch einen poppigen Fun-Rocksound ersetzen anstatt nach dem schwachen Vorgänger wieder gut zu machen.

    Der Gesang war vorher so genial und ist jetzt ähnlich wie die Gitarren total mit Glamrock durchsetzt.

    Die hatten echt auf den ersten beiden Alben einen richtig guten und eigenen Sound :(

    Zitat (« Wie findest Du das letzte Lied des Albums? »):

    So das letzte Lied hab ich mir gerade angehört:
    Joah ne okeye Pop-Rock Ballade als Albumcloser.

  • Vor 14 Jahren

    hmm, kann noch keine Meinung dazu abgeben...
    muß noch einpaar Mal durchlaufen...

    Warum gibt es noch keine Kritik zur aktuellen Platte?