laut.de-Kritik
Druckvoll, hochgeschliffen - aber ohne die Effizienz des Pops.
Review von Christoph DornerWenn eine Band sechs Jahre lang nichts von sich hören lässt, muss man sich entweder Sorgen um deren Fortbestehen machen oder gespannt auf den ganz großen Wurf hoffen. Zugegeben, dass Autolux nach "Future Perfect" aus dem Jahr 2004 erst jetzt ihr zweites Album veröffentlichen, dürften in Deutschland allenfalls eingefleischte Fans der Nine Inch Nails interessieren. Beide Bands waren mal gemeinsam auf Tour. In den USA.
"Future Perferct" offenbarte sich damals ein wahrhaftiger Sound-Monolith: Riffig-melodiöser Noise-Rock mit derart fiesen Feedback-Attacken, dass dieses 90er Rockalbum während des Garage-Revivals wie aus der Zeit gefallen schien. Jahre später geht es für das Trio Azar, Goreshter, Edwards noch einen Schritt weiter zurück in die Vergangenheit.
Mit eklektisch texturierten Shoegazing-Sound der 80er Jahre klingen Autolux heute allerdings keineswegs altbacken - zieht sich der Trend zu harmonischem, verträumtem Wall Of Sound-Pop in Folge des Chillwave-Hypes nunmehr schon seit über einem Jahr hin. Von deren DIY-Laptop-Produktionen halten Autolux allerdings nicht sehr viel. Ihr Sound ist druckvoll, hochgeschliffen und klingt nach den großen VorbildernMy Bloody Valentine und Sonic Youth.
Mit beiden Bands hat Autolux auch gemeinsam, dass hier bisweilen mehr am Sounddesign als an den Songs gefeilt wurde. Das muss nicht schlecht sein. So ist "Tranist Transit" ein in sich geschlossenes Album geworden, unter dessen dunkler Oberfläche es gerade wegen der fuzzigen Bassläufe ordentlich brodelt.
Einflüsse von Slowcore und Dream Pop bremsen den inherenten Rock-Machismus jedoch immer wieder aus, knisternde Elektronik, Psychedelic und Noise-Böen zerstreuen allzu schemenhafte Alternative-Ansätze. Das klingt in seinen besten Momenten spannungsreich und herausfordernd, offenbart dabei aber auch, dass Autolux in ihren Songideen die Effizienz von Pop abgeht.
Songs wie "Census" und "Supertoys" verlieren sich in einem Soundbrei aus heruntergestimmten Gitarren, pfundig zertrommelten Strukturen und wenig harmonierenden Twee-Vocals. "Highchair" verhebt sich an einem seltsamen Hip Hop goes Electro-Groove, selbst die unheimliche Piano-Ballade "Spots" und der warme Lounge-Rock von "The Science Of Imaginary Solutions" überzeugen nicht.
Da sind die Melodien von School Of Seven Bells letztlich einfach schöner. Und Health sind härter.
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