laut.de-Kritik
Der Blackfielder im Gefühlskino.
Review von Alexander Cordas"Aviv Geffen Superstar" gilt zumindest in Israel, wo der androgyne Beau die Edelmetall-Auszeichnungen für seine Alben mittlerweile als Untersetzer benutzen kann. Das ist dem engagierten Mann aber nicht genug: In Europa kennt man ihn schließlich allerhöchstens an der Seite Steven Wilsons bei Blackfield.
Das soll sich nun ändern. Aviv kann aus einen Fundus von über zehn Soloalben schöpfen, um sich dem Publikum außerhalb seiner Heimat zu präsentieren. Geffens Sound bewegt sich im Bereich des Mainstream-Rock mit einer äußerst melancholischen Schlagseite. Ihm scheinen einige Sachen schwer auf der Seele zu liegen, was sich deutlich im Sound und in den Lyrics niederschlägt.
In "Forest In My Heart", einem der rührigsten Stücke des Albums, singt er sein Lamento, dessen Inhalt sich aus persönlichen Negativ-Erfahrungen speist. Trauer um eine schwierige und einsame Kindheit und unglückliche Liebschaften münden in Songzeilen, die sanfte Piano-Klänge bis hin zur stillen Verzweiflung steigern. Aviv hat es in der Disziplin, das Gefühlskino mit großen Gesten und Worten auszuleuchten, zur Meisterschaft gebracht.
Von der musikalischen Schnittmenge, die Aviv mit Steven Wilson teilt, bewegt er sich hier etwas weg. Dance-Anleihen und flirrende Keyboard-Akkorde sind ein gutes Stück von Blackfield entfernt. Wenn sich der Israeli als Solokünstler etablieren möchte und das überaus poppige Element offensichtlich Teil seiner musikalischen Identität ist, geht das durchaus so in Ordnung. Zumal Aviv über produktionstechnische Sperenzchen das Songwriting nicht vergisst.
Seltsam nur, dass der Backkatalog, aus dem sich "Aviv Geffen" zumindest teilweise speist, nicht mehr herzugeben scheint. Eine Spielzeit von nicht einmal 35 Minuten darf heutzutage nämlich getrost als Mickeymaus-Portion tituliert werden.
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