laut.de-Kritik
Nur wo Backstreet Boys drauf steht, ist auch Backstreet Boys drin
Review von Joachim GaugerDas war eine schwere Geburt. Nach schmerzhaften Wehen und langwierigen Scheidungsgerüchten haben die Backstreet Boys endlich ihr drittes Album fertig gestellt. Gerade noch rechtzeitig zum Tourbeginn in Deutschland, also dem Ort, von dem die Karriere des smarten Quintetts immerhin ihren Ausgang genommen hat.
Es ist ihre bisher beste Platte geworden. Wie es die corporate identity von BSB zwingend vorschreibt, dominieren zwar die Schmachtballaden. Doch mit den flotten Discopop-Stückchen "Larger Than Live" und "It's Gotta Be You", mit dem fetzigen "Don't Want You Back" zwischen Soul und Funk und mit einer mutigeren Abmischung als bisher zeigen die Backstreet Boys, daß sie sich mehr zutrauen, als nur Kuschelsongs für 13-Jährige zu singen.
"Viele dieser sogenannten Boygroups sind nach ein paar Jahren wieder verschwunden, aber die haben ja auch nichts Eigenständiges, die können nichts. Wir dagegen sind nun seit sechs Jahren dabei, weil wir singen können und inzwischen auch eigene Nummern schreiben", beschreibt Nick, mit 21 Jahren noch der Jüngste der fünf, den Wandel des BSB-Images: "Wir gelten in Amerika als Erwachsene, (...) das bedeutet, daß wir auch noch eine Karriere vor uns haben."
Der neue Rekord von 1,13 Millionen Millennium-Käufern allein in den USA in der ersten Woche beweist, daß die Karriere der Backstreet Boys derzeit auf einem Höhepunkt angelangt ist - da wäre es natürlich fahrlässig, die Erwartungshaltung zu entäuschen. Noch sind es die hinlänglich bekannten Schmusesongs, die den Verkaufserfolg garantieren, und die sind auf Millennium reichlich vertreten.
Ein richtiger Ohrwurm ist die traurige Ballade "Show Me The Meaning Of Being Lonely" und auch der Midtempo-Lovesong "I Want It That Way" kann noch als gelungene Komposition durchgehen. Der Rest ist Dutzendware, gesichtslos und ohne jeden Unterhaltungswert. Und nach mehrfachem Hören der selbst gestrickten Stücke "Back to Your Heart" und "The Perfect Fan" wirkt Nicks Ankündigung, BSB wollten verstärkt eigene Songs schreiben, wie eine wüste Drohung.
1 Kommentar
larger than life geht immer noch gut ab.