Porträt

laut.de-Biographie

Bajofondo

"Fehlt da nicht das 'Tango Club'?", würden Szenekenner anmerken! Und sie hätten Recht, wären wir nicht in der Post-"Mar Dulce"-Ära. Für sein drittes Album beschließt Gustavo Santaolalla, der Mastermind hinter Bajofondo, eine Namenskürzung von Bajofondo Tango Club in Bajofondo. "Wir mögen diese Etikettierung nicht, weil wir das, was wir machen, weder für Tango noch für Electronica halten. Wir spielen Musik vom Rio de la Plata, und wenn man Musik kreieren möchte, die zeitgenössische Klänge aus Städten wie Buenos Aires und Montevideo repräsentiert, dann ist es - zumindest in unseren Augen - nur natürlich, dass auch Elemente von Tango, Murga, Milonga und Candombe in diese Musik einfließen, da sie Bestandteil der genetisch-musikalischen Landschaft dieses Teils der Welt sind. Aber die vierzigjährige Geschichte der argentinischen und uruguayanischen Rock-, HipHop- und Electronica-Musik sind auch Bestandteil dieser Landschaft und der Geschichte dieser Region."

Bajofondo - Mar Dulce Aktuelles Album
Bajofondo Mar Dulce
Vollendete Symbiose der unterschiedlichsten Stilmittel.

Das Namenswirrwarr wäre damit geklärt. Gustavo Santaolalla kommt am 19. August im Buenos Aires des Jahres 1952 zur Welt. Seit den späten 60ern ist er in der nationalen Musikszene tätig. Seit den 80ern mischt er im internationalen Zirkus als Songschreiber, Musiker, Produzent, Komponist und Entdecker/Förderer von Künstlern und Künstlerinnen aus Lateinamerika mit, und seinen Leumund als Mitbegründer des lateinamerikanischen Rock En Español hat er zu genüge zementiert.

Seine erste Band heißt Arco Iris und verwebt Ende der 60er heimische Folklore mit psychedelischem Rock und Jazz. Aufgrund des zunehmenden landesweiten Erfolgs von Arco Iris wird schnell das Militärregime auf das Ensemble aufmerksam. So flüchte Santaolalla in den 70ern in die USA. Über das Bandprojekt Wet Picnic steigt er ins Produzentengeschäft ein und feiert, gemeinsam mit seinem Landsmann und Partner Anibal Kerpel, die ersten Erfolge. Unter seinen Fittichen gedeihen zunächst Bands wie Maldita Vencidad und Café Tacuba, die auch auf internationaler Ebene erfolgreich sind. Inzwischen zählt er zu den beliebtesten und erfolgreichsten Produzenten für lateinamerikanischen Pop und Rock. Nachzuhören etwa beim auch hierzulande beliebten Juanes.

2002 eröffnet er zusammen mit seinem uruguayanischen Kollegen Juan Campodónico und dem französisch-stämmigen Luciano Supervielles den "Bajofondo Tango Club" (Bajofondo bedeutet umgangssprachlich Untergrund, ist aber in keinem Spanisch-Lexikon zu finden). 2003 gehen sie mit dem selbstbetitelten Debüt an die internationale Öffentlichkeit und verbuchen mit ihrem schier einmaligen Latin-Amalgam von Beginn an große Erfolge (u.a. den Latin-Grammy in der Kategorie Best Pop Instrumental Album).

2005 folgt "Supervielle" und der Bajofondo Tango Club fällt quasi die Karriereleiter hinauf. Auf dem einleitend erwähnten "Mar Dulce" zapft Santaolalla neben dem Können seiner inzwischen 9-köpfigen Truppe auch die Ressourcen befreundeter Musikschaffender an. Nelly Furtado und Elvis Costello sind auf dem 2008er-Album mit von der Partie.

Während der 2000er Jahre ergießt sich ein Erfolgsregen über Santaolalla, der seinen Platz im internationalen Showbiz-Himmel in Stein meißelt. Denn, mögen auch viele den Namen Gustavo Santaolalla oder Bajofondo nicht kennen, so kennen doch etliche seit vielen Jahren seine Musik. Immerhin blickt Santaolalla auf zwei Filmmusik-Oscars (2006 "Babel" und 2007 "Brokeback Mountain"), einen Golden Globe, neuen Latin Grammys, einen Grammy und zwei BAFTA-Awards zurück. Darüber hinaus ist er für die Soundtracks zu den sehenswerten Kinostreifen "21 Gramm" (2003) und "Die Reise des jungen Che - Motorcycle Diaries" (2004) verantwortlich. 2005 wählt ihn das Time Magazine unter die 25 einflussreichsten Lateinamerikaner in den USA.

Wer also in dieser Welt lebt, kommt an Santaolallas Kompositionen und Arrangements, seinen Melodien und Rhythmen, seinen Orchestrierungen und Instrumentierungen nicht vorbei. Denn gleich dieser Aufzählung ist es die Vielseitigkeit, die seine Musik kennzeichnet und so populär macht. Damit schließt sich der Kreis zum eingangs erwähnten Zitat, in der Santaolalla von Tango, Murga, Milonga und Candombe, von Rock-, HipHop- und Electronica-Musik als Zutaten seiner musikalischen Suppe berichtet.

Alben

Bajofondo - Mar Dulce: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2008 Mar Dulce

Kritik von David Hilzendegen

Vollendete Symbiose der unterschiedlichsten Stilmittel. (0 Kommentare)

Surftipps

  • Bajofondo

    Mar Dulce

    http://www.bajofondo.net/
  • MySpace

    Promoseite zum neuen Album mit mehreren Songs.

    http://www.myspace.com/bajofondomardulce

Noch keine Kommentare