laut.de-Kritik
Willkommen im ausgebrannten Ein-Euro-Shop des Progrock.
Review von Ulf KubankeZellteilung mag für die Evolution eine tolle Sache sein. In der Musik sieht das meist ganz anders aus. Seit 1998 gehen Barclay James Harvest getrennte Wege. Die Band gibt es seitdem zweimal. Einmal als John Lees' Barclay James Harvest und andererseits als Barclay James Harvest featuring Les Holroyd. Mit "North" liefert John Lees ein aktuelles Studioalbum ab. Kreativ und künstlerisch liegt die Platte indes dermaßen am Boden. Was als sprühendes Lebenszeichen gedacht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Todesanzeige.
Die besondere Spannung gelungener BJH-Tracks lag stets im sich ergänzenden Widerstreit zwischen Holroyds eher melodisch-poppigen Ansatz und Lees' Progeinflüssen. Gemeinsam brachten sie nicht wenige Perlen hervor. Seit dem Split wird Lees nicht müde zu betonen, wie sehr seine Ausrichtung die progressive Tradition der 70er fortführe. "North" jedoch ist eine Mogelpackung. Mit musikalisch nahezu totaler Ideenflaute und uninspirierten Texten degradiert der Engländer sein Lebenswerk locker zum puren Atavismus Rock.
"If You Were Here Now" serviert ein, zwei klischeehafte Progakkorde zu schmalzigstem Allerweltsgesang, der die langweiligste Melodie der Welt transportiert. Wer so was zum Opener erwählt, hat meist nur ranzige Musikmargarine statt rassiger Edelbutter am Start. Die alte Binsenweisheit bestätigt Lees leider aufs Deutlichste.
"Ancient Ways" startet als effekthaschende Nebelbombe, um sich hinterher in klebrigem Zuckerwatte-Artrock zu verlieren. Ein flaches Abziehbild all dessen, was Genesis und Co in den 70ern aufbauten. Auch nach fünfmaligem Hören bleibt zu recht nichts Wesentliches im Ohr des Hörers, bis auf ein zugegeben ansprechendes Piano-Intermezzo. Letzteres verkommt im traurigen Gesamtkontext leider zur machtlosen Fußnote.
Sicher, mit der Routine des ganz alten Rockhasen gibt es das eine oder andere gelungene Element. Der Touch von Yes plus angezerrter Gitarre in "On Leave" hätte vielversprechend werden können. Der gute Ansatz trägt jedoch nicht über die knappen zehn Minuten Songdistanz. Aufgefüllt mit dudeligem Tamtam aus der Grabbelkiste. Willkommen im ausgebrannten Ein-Euro-Shop des Progrock.
Allein das Titelstück knüpft ein wenig an die alte Atmosphäre der guten alten BJH an. Der leichte Alan Parsons-Touch steht Lees nicht schlecht zu Gesicht. Doch eine Schwalbe hat noch nie den Sommer gebracht. Hier auch nicht.
5 Kommentare mit 2 Antworten
da vertraue ich dem resumee vom anwalt und erspar mir das durchhören.
es ist einfach nicht das jahrzehnt für bjh, da können die sich noch so bemühen. so ist das manchmal.
das hier ist im genre frischer und inspirierter, ohne sich modernistisch an den zeitgeist zu klemmen oder retro zu klingen. http://www.laut.de/Storm-Corrosion/Alben/S…
nun bei BJH sind da schon mehrere Jahrzente vergangen, das Beste war für mich das erste Live Album ,.. wird wohl in den 70ern gewesen sein
Das mit "dem Anwalt vertrauen" ist irgendwie durch die Artpopkritik sehr schwer im Moment.
5ach was sanch'...1000 rezis und im grunde sind wir doch nur bei lulu und gaga (und ein, zwei anderen evtl) uneins...das ist ne bessere quote als bei den meisten ehen...
Nee nichtmal Lulu, denn das hab ich nicht gehört
das fasse ich jetzt nicht..... ....na, da haste mich ja 2 jahre lang schön dran gekriegt. respekt, alter