laut.de-Kritik
Erfolgreich am Kitsch vorbei geschrammt.
Review von Manuel BergerBastian Baker will hoch hinaus. Das stellt er nicht nur mit seinem Hausdach-Covershoot klar. In der Heimat bereits gefeierter Chartstürmer und mehrfacher Musikpreisträger, macht er sich nun auf, auch deutsche Gefilde zu erobern. Mit "Tomorrow May Not Be Better" dürfte ihm das gelingen. Auch wenn längst nicht alles auf dem Album überzeugt, so hat es in der zweiten Hälfte doch seine starken Momente.
Zunächst ist musikalisch allerdings nicht viel los auf dem für den hiesigen Markt neu veröffentlichten Debüt des Schweizers. Der Dreier aus "Colorful Hospital", "I'd Sing For You" und "Lucky" ist zwar ganz nett, bleibt aber weder hängen, noch wirkt er besonders originell. Zu jedem der Songs fallen einem sofort ähnlich klingende Vorgänger ein, die das Gezeigte irgendwie schon einmal frischer darstellten. Natalie Imbruglias "Torn", Jason Mraz' "I'm Yours" und Amy Macdonalds "This Is The Life" hört Herr Baker, der eigentlich Kaltenbacher heißt, in seiner Freizeit wohl ganz gern.
Dankenswerterweise verzichtet er auf unnötigen Schnickschnack. Die dominanten Elemente seiner Musik heißen ganz klar Gitarre und Gesang. So vermeidet Bastian Baker recht erfolgreich, in den Kitsch abzudriften. Leider erscheinen sowohl Stimme als auch Klampfenarrangements eher gewöhnlich als aufregend. So zieht der erste Teil der Platte ziemlich unspektakulär am Hörer vorbei.
Ähnlich verhält es sich mit den Texten, die recht durchschnittlich daherkommen. Hin und wieder überraschen sie dann aber doch mit einer Tiefgründigkeit, die ihnen und der zugrunde liegenden Musik auf den ersten Blick nicht immer anzusehen ist ("Love Machine"). Außerdem glaubt man Bastian Baker, was er da singt. Etwas wirklich Neues erzählt der Musiker uns aber nicht.
Im letzten Drittel der Scheibe taucht dann aber plötzlich ein Song auf, der das wahre Potenzial des Mannes aufblitzen lässt. Wie ein Uhrwerk wälzen sich treibende Beats langsam, unablässig durch den Track. Bedrohlich, unaufhaltsam, erhaben baut sich "Planet Earth" lange auf, und mündet in ein überraschend positives, erlösendes Ende. Auch die Vocals erreichen ein neues Level und erinnern teilweise sogar an einen balladesken Corey Taylor oder James Hetfield. Zwar nicht vom Ausdruck, wohl aber in der Phrasierung und Linienbildung. Zum ersten Mal setzt Baker die Simplizität seiner Stücke vollkommen richtig ein.
Mit "Song About A Priest" findet "Tomorrow May Not Be Better" dann auch einen versöhnlichen Abschluss. Ganze sieben Minuten spendiert Bastian Baker seinem Rausschmeißer, und die langweilen nicht einmal. Streicher tragen insbesondere den zweiten Teil des Songs, bleiben aber angenehm unaufdringlich. Das Debütalbum des jungen Schweizers ist weiß Gott kein Meisterwerk, bietet aber solide Singer/Songwriter-Unterhaltung mit zwar wenigen, aber vorhandenen Höhepunkten.
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