laut.de-Kritik
Moneypenny mit mächtig Hummeln im Arsch.
Review von Mathias MöllerAuf Bandfotos verkleiden oder maskieren sie sich. Tim Kasher von The Good Life/Cursive sagt über Chris Hughes, den Kopf von Beep Beep, dass er ein ganz besonderer Typ sei und die Saddle Creek-Leute vollstes Vertrauen in ihn hätten. Große Spannung also beim ersten Anspielen von "Business Casual", der neuesten Scheibe aus Omaha, Nebraska.
Der Opener "I Am The Secretary", eine verhalten rockende Up-Beat-Nummer klingt allerdings zuerst fast enttäuschend normal. Bis der Gesang einsetzt. Schlagartig wird klar, was Kasher meinte. Was hier geboten wird, klingt wie Moneypenny mit mächtig Hummeln im Arsch.
Hysterisch schreit Hughes sich durch den Song und weiter durch das ganze Album. Das chaotische "Oh No!" unterstreicht den Noise-Pop-Anspruch und verdeutlicht: hier haben sich vier Leute gefunden, die zum einen ihre eigenen Ideen haben und zum anderen eine Menge Lust, zu experimentieren.
So gerät "Business Casual" zu einer schweißtreibenden Achterbahnfahrt, bei der die zu fahrende Strecke im Dunkeln bleibt. Hinter dem nächsten Gipfel kann sich ein mit elektroiden Spielereien ausgeschmückter Noisebrocken wie "Giggle Giggle" verbergen, oder auch eine kurze Geradeausstrecke zum Verschnaufen wie "Misuse Their Bodies", eines der besten Stücke auf dem Album. Hier erinnert der Gesang schon ein wenig an den Labelkollegen Kasher.
Die zweite Hälfte des Albums gestaltet sich scheinbar musikalisch ein wenig ruhiger, ab "Electronic Wolves" wird es zunehmend melodiöser. Doch nur scheinbar, denn da ist immer diese sich vor Hysterie überschlagenden Stimme Hughes, die als Erinnerung dient, dass bei Beep Beep wohl alles passieren kann. Fast schon verstörend wirkt "Executive Foliage", das in einem kranken Lachanfall endet.
Den Höhepunkt erreicht "Business Casual" im furiosen "The Fluorescent Lights", das eigentlich zwei Songs ist, gegen dessen Ende sich Hughes die Eingeweide rauskrakeelt. Was danach kommt, fällt - leider - kaum noch ins Gewicht. Der tonale Paranoiatrip "The Threat Of Nature" gibt die längst überflüssige Bestätigung, dass es sich bei "Business Casual" um einen äußerst sperrigen Brocken handelt, der selbst für Leute ohne Rhythmusgefühl eine Herausforderung darstellt.
1 Kommentar
Ich frag mich warum hier noch niemand geschrieben hat. Der einzige Grund der mir einfällt: Das Album ist so psychogeil, dass sich die meisten seit Monaten nicht mehr vom CD-Player wegbewegt haben oder vielleicht sind manche auch explodiert als ihne Ohren den ultimativen Orgasmus hatten bei und das OHNE Unterbrechung.
Ich kann mit gutem Recht behaupten, dass ich mich selten nach einem Album wie nach einem 2-stündigen Blowjob gefühlt habe.
Also alle, die was von Saddle Creek halten und ich bin der Ansicht, dass es völlig es egal ist, ob man mehr auf Cursive, Bright Eyes , Criteria , The Faint oder sonstwen steht, der sollte sich anhören, was die Jungs zu bieten haben. Und, weiß Gott, habe ich euch nicht zu viel versprochen, wenn ich vom Paradies auf Erden rede!
Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen und vielen fesselnden Stunden vor den heimischen Lautsprechern, lasse ich euch mit der (wohl eindeutigen) Entscheidung nun alleine.
Benni (benjamin.makus@mymail.ch)