laut.de-Kritik
Wie die Gorillaz mit Corpsepaint.
Review von Manuel BergerAuf der Suche nach dem humorlosesten aller Musik-Genres kommt man am Black Metal nicht vorbei. Zumindest auf Bühne und Platte herrscht hier meist gnadenlose Ernsthaftigkeit – die, wenn überhaupt, nur unfreiwillig belustigt. Trotzdem trainieren auch schlecht geschminkte Waldschrate gerne ihre Lachmuskeln. Das beweisen unter anderem diverse Bandcamp-Parodien (Tipp: Gaahl Lagerfeld), zig Internet-Memes, das hier und der Erfolg von JP Ahonens Comicserie "Belzebubs". Als eine Art Gorillaz mit Corpsepaint treibt diese gezeichnete Band schon seit einigen Jahren im Internet und in einer Graphic Novel ihr Unwesen. Zwei fiktive Alben hat sie bereits auf dem Buckel, jetzt liegt das erste reale vor. Das ist nicht etwa eine ironisch-halbgare Beilage für die Comics geworden, sondern ein ernstzunehmender Genre-Beitrag.
Belzebubs finden eine gute Balance zwischen komplementär zu den Comics überzeichneter Aufmachung, bewusstem Umgang mit Klischees und der nötigen Distanz davon, um hochqualitativ und eigenständig zu komponieren. In den Musikvideos rollen Corpsepaint-Schneebälle durch Ski-Ressorts, man zitiert eifrig das Ur-Meme Immortal (dreimal dürft ihr raten, wer Ahonen als Vorbild für Sänger/Bassist Hubbath diente) und die Texte triefen nur so vor mystisch-okkulten Worthülsen. Klammert man das Drumherum aber aus, bleiben im Kern neun starke, zwischen Black und Melodic Death Metal pendelnde Tracks, die dem Vergleich mit 'richtigen' Bands locker standhalten.
Der symphonische Auftakt "Cathedrals Of Mourning" reminisziert nicht nur dem Titel nach Dimmu Borgir. Gotische Keyboards ziehen sich durch den Song, wobei Belzebubs sich im Härtegrad deutlich mehr an der Frühphase der Band orientieren als an den kommerziell erfolgreicheren Jahren. Freunde der Theatralik von "Abrahadabra" kommen später in "Nam Gloria Lucifer" auch noch auf ihre Kosten.
Die zweite große Referenz sind Insomnium. Nicht nur, weil Hubbaths Stimme sehr an Niilo Sevänen erinnert, sondern auch weil die Gitarristen Obesyx und Sløth in ihre schwarzmetallischen Tremolo-Salven gerne ziemlich einprägsame Melodien flechten. So überrascht es auch kaum, dass inmitten des skandinavischen Gewitters eine Halbballade mit Akustikgitarre und Klargesang steht: "The Crowned Daughters". Die mausert sich dank feiner Harmonien und mächtigem Main-Riff zu einem der Highlights der Platte. Der Schluss gerät überraschend brutal und bereitet den nahtlosen Übergang zum Neunminüter "Dark Mother". Der ballert fieser als mancher Marduk-Track.
Manchmal überladen Belzebubs die Arrangements zwar vor lauter Zitatewut ein wenig, doch insgesamt erweisen sie sich als hervorragende Teamplayer im Dienste ihrer Songs. Darüber hinaus glänzen sie immer wieder mit individuellen Paradestückchen. Obesyx' Solo in "Cathedrals Of Mourning" zum Beispiel verdient das im Musikvideo visualisierte Gipfelstürmen allemal.
Im epischen Finale "Pantheon Of The Nightside Gods" duettieren dann Lindsay Schoolcraft (Cradle Of Filth) und ICS Vortex (Borknagar, Arcturus, ex-Dimmu Borgir) und geben eine ungefähre Vorstellung davon, in welcher Qualitäts-Liga sich die anonym bleibenden Hauptakteure bewegen. Ohnehin unwahrscheinlich, dass Dan Swanö, der für Mix und Mastering verantwortlich zeichnet, sich mit Stümpern eingelassen hätte.
Belzebubs schaffen mit "Pantheon Of The Nightside Gods" genau das, was sie andeuten: Eine Ruhmeshalle für Ikonen des extremen (skandinavischen) Metals. Fans von Emperor, Dimmu Borgir, Dissection und Immortal können hier genauso ins Schwelgen geraten wie die früher Amon Amarth, Insomnium, At The Gates und Edge Of Sanity – in "The Crowned Daughters" sogar welche von Katatonia und Opeth. Da die Band in ihrer eklektischen Vorgehensweise aber nie zur bloßen Kopie verkommt und immer wieder eigene starke Impulse setzt, bleibt als Fazit nur eins: Man kann sich gerne mit den Belzebubs lustig machen – aber bloß nicht über sie!
1 Kommentar mit 3 Antworten
Trister Blackened Death-Schrott auf den in der echten Szene niemand einen Fick gibt. Nur beliebt bei Leuten die sich von Elitarismus und abgeschotteter Subkultur verunsichern lassen und versuchen, dass Ganze mit Boomer-Memes zu entschärfen.
Die Beelzebubs-Comic's waren aber eigentlich ganz knuffig.
Ich liebe solche Qualitätsmerkmale wie "in der echten Szene".
>Allgemein gesprochen. Das hier muss ich mir erst einmal in Ruhe anhören.
ey, nur wer trve ist kommt in die "echte Szene"
Das hat nichts mit eurer sogenannten "Trve"ness zu tun, sondern mit Ernsthaftigkeit. Es geht nicht nur um die Musik. Nicht im Kern. Du bist echt, oder "true", wenn du es ernst meinst. Das ist alles. Wenn ihr ein Problem damit habt, könnt ihr ja JBO hören. Voll ironisch und so, haha. Pommesgabel, Wacken, Parabelritter x333