laut.de-Kritik
Die Rückkehr des Power-Trios.
Review von Yan VogelBiffy Clyro haben viel Schimpf für die letzte reguläre Platte "Ellipsis" erhalten. Dabei verfolgte die Band vor vier Jahren den Ansatz, die Details eher im Sound als im Songwriting zu verstecken. Dies hatte jedoch unmittelbar Auswirkung auf die Langlebigkeit des Hörgenusses. Diejenigen, die darin ihre Erfüllung finden, können sich glücklich schätzen. Für die Anderen ist die Anzahl der Füller zu groß geraten.
Auf "A Celebration Of Endings" besinnen sich die Schotten auf die Kraft des Power-Trios bei fast vollständigen Verzichts auf den Keyboarder auf Koks. Eine Rolle spielt dabei die Veröffentlichung des Interim-Albums "Balance, Not Symmetry", in dem Simon Neil und Co. sich die Hörner in viele Genre-Richtungen abgestoßen haben.
"North Of No South" startet als packender Opener mit einem Riff, das sowohl die hohen wie die tiefen Lagen bedient, die somit sinnbildlich für die Stimmungsschwankungen im Mikro- und Makrokosmos stehen. Ein emphatischer Refrain markiert das Prinzip Hoffnung, bevor die Meister des C-Teils dieses Prinzip mit einem Headbanging-Part am Ende des Songs ad absurdum führen.
Das melancholische und cool betitelte "Worst Type Of Best Positive" lebt von seinen vertrackten Rhythmen und gibt ein gutes Beispiel für die Kompositionskunst der Schotten ab, simple Melodien mit spannenden Strukturen zu kombinieren. Der 7/8-Refrain von "Weird Leisure" macht ebenfalls gute Laune wie das gut sitzende Grunge-Klanggewand.
Das Trio changiert beständig zwischen Power-Pop, Alterna-Prog und Math-Rock und nimmt es sich heraus, die Grenzen zwischen Kunst und Kitsch hier und da zu überschreiten. Cosi fan tutte, so machen es alle: Muse, Foo Fighters und Billy Talent. Denkt man in einem Moment noch an Verrat, hüpft man im nächsten Augenblick vor Freude in der Bude umher.
Simon Neils Gitarrenspiel ist gemeinsam mit dem von Ian D'Sa und Wes Borland mit das spannendste was den sechs Saiten seit Tom Morello passiert ist. Ob direkt oder distanziert, stets trifft er den richtigen Ton.
"The Champ" startet als pittoreske Nummer mit Piano und Streicher. Nach einer Minute übernimmt die Band und zieht das Tempo merklich an. Hier geht auch die Überproduktion klar, vermischen sich Klassik und Rock am Ende zu einer Sound-Mauer. Nicht Ok gelingt "Instant History", dessen Synths Kopfschütteln provozieren. Auch der Vorabtrack "Tiny Indoor Fireworks" entfacht nicht mehr Durchschlagskraft als ein Tischfeuerwerk.
Dann gibt es noch zwei Balladen, einmal Neil oberköperfrei an der Akustik-Gitarre ("Opaque"), einmal oberkörperfrei mit dem Mikro-Ständer schmusend ("Space"). Klar, die musst du bringen, wenn die Portokasse gerade durch Nummern wie "Re-Arranged" und "Many Of Horror" gut gefüllt wurde.
Der Brexit schwebt noch über dem Gemüt der Schotten, die wissen: Angst ist ein schlechter Ratgeber, aber auch ein guter Grund, sich einer Gruppenideologie zu unterwerfen. Solidarität innerhalb enger Grenzen provoziert unsolidarisches Gebahren gegenüber den Anderen. Da jedem Anfang oft ein fauler Zauber innewohnt, zelebriert die Gruppe lieber die diversen Endzustände und blickt Ergebnisoffen in die Zukunft.
"Cop Syrup" gemahnt in Sachen Verrücktheit an ein ähnlich betiteltes Spätneunziger Alternative Rock-Meisterwerk von System Of A Down, kippt dann plötzlich in einen verträumt-sphärischen Mittelteil der auch von Steven Wilson stammen könnte. Hier bedenkt die Band neben den obligatorischen Licht- und Schatteneffekten auch die unzähligen Graustufen dazwischen und beschließt versöhnlich ein Album, das als Rückbesinnung auf das Endorphin-Triumvirat "Puzzle", "Only Revolutions" und "Opposites" zu verstehen ist.
5 Kommentare mit 16 Antworten
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
Ich finde es nach mehreren Durchgängen grandios! Könnte sich meiner Meinung nach hinter den drei großen Meisterwerken der Band (Opposites, Infinity Land und Puzzle) platzieren aber mal sehen.
Hatte nach der Single schon viel befürchtet. Jetzt gebe ich der Platte aber gerne noch eine Chance. Schotten sind einfach die besseren Menschen, ausgenommen von mir, natürlich.
Du bist Schotte? :-P
Aye. Mist, Du hast es richtig verstanden
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
Vielleicht meint er ja auch Schotten im Vogelsberg?
Das kannte ich noch nicht. Dachte schon, Du meinst Fluttüren von Schächten im Vogelsberg, in dem die Hitlers das Bernsteinzimmer bewohnen.
Und prompt wurde er gebannt. Farewell, my sweet prince.
Manch einer würde auch behaupten, dass er sich selbst löscht, um nicht den Überblick zu verlieren. Man sollte im Leben immer für mehrere Ansätze offen sein.
Willkommen zurück! Wenn wir beide nicht fünfzig Profile bedienten, bestünden die Kommentare hier nur aus wutbürgerischen K-Poppern, die von ihren Hentai-Threads hergeschickt werden, sobald mal jemand anderes als Yannik "Smileytime Daegu" (Name frei erfunden) rezensiert.
Wieso, bist du Skywise ?
Schande noch eins! War mir bis eben noch ziemlich sicher, Sancho zu sein...
Wat the fuck, wer hat den gegrillt und warum? Sexy
Platte ist übrigens famos. Gut gemacht!
jetzt ist n bisschen spät um on topic zu kommen
Ist ja gut, Mutter.
red nicht in DEM TON mit MIR :kmapf:
Definitiv ein gelungenes Werk. Ich kann die teilweise schlechten Kritiken überhaupt nicht nachvollziehen. Vor allem der Musikexpress mit seinen teilweise kruden Kritiken nervt seit Jahren. Das Magazin hat über die Jahre doch stark an Qualität verloren. Bei manchen Kritiken darf man als Musikkenner bezweifeln, ob dort noch neutral bewertet wird.
Ha! Neutrale Musikkritiken! Der alte Evergreen der Musik. Praktisch wie die Sahnetorte beim Slapstick!
Die Platte ist trotzdem ihre beste seit langem. Bessere Songs als zuletzt, wahnsinnig geiler Sound und tolle Leistung an den Instrumenten.