laut.de-Kritik

Rauer Indierock aus Israel.

Review von

Es gibt wohl keine dämlichere Begrüßungsfloskel für ein israelisches Album-Debüt als "Shalom miteinander", aber als Promotexter hat man eben auch nicht den dankbarsten Job. Dass an späterer Stelle nicht noch von der "Ein-Frau-Band" die Rede ist, grenzt an ein Wunder.

Steht hinter Billy And The Firm doch in erster Linie die aus Jaffa stammende Sängerin Billy Levy, die ihre Ich-AG nach zweijähriger Kompositionsarbeit an Gitarre, Bass und Schlagzeug zur Firma hochrüstete.

"Thoughts From The Lioness' Lab" ist jetzt kein Album, das man spreicheltriefend seinen Freunden auf Facebook empfiehlt, macht in Teilen aber großen Spaß und wirft ein helles Licht auf die israelische Musikszene.

Nach Aviv Geffens elegischen Prog-Stimmungsbögen und Asaf Avidans ausuferndem Hippie-Rock repräsentieren Billy And The Firm den mit Punk-Esprit versehenen Indie-Sektor ihrer krisengeschüttelten Heimat.

Gleich im Opener "Bam Bam" belegt das Quartett seine Fähigkeiten für den melodieseligen, mitreißenden Rocksong, dessen einprägsamer Refrain auch durch die biergetränkten Kehlen hiesiger Kellerclubs rauschen sollte: "And it beats like a hammer / and it beats like a drum / and it beats like the pulse / of someone in love."

Levys Stimmfarbe legt hier eine glaubwürdige Fuck Off-Attitüde an den Tag, die im weiteren Verlauf den Midtempo-Stücken entsprechend etwas in den Hintergrund tritt. Irgendwo zwischen dem süßlichen Charme von Garbage und den kantigen Deal-Schwestern pendelt sich Levys Vortrag ein, beileibe nicht die schlechtesten Koordinaten.

Mit dem kalifornischen Albummischer Ken Stringfellow (R.E.M.) holte man sich außerdem einen erfahrenen Mann ins Boot, der auf die internationale Konkurrenzfähigkeit achtete. Die rohe Produktion besorgte Levy gleich selbst.

Als potenzielle Single-Veröffentlichungen empfehlen sich neben dem Opener noch "Promoted Monkeys" und das aus dem Kontext fallende, weil ungeniert im Country-Takt schwofende "Upside Down World". Dass es an anderer Stelle mal an ähnlicher Ausdruckskraft fehlt, seltsamerweise ausgerechnet bei den einzigen religiös-politischen Songs "It's Not Tibet" und "Moses", ändern nichts an der durchaus ansprechenden Vorstellung.

Trackliste

  1. 1. Bam Bam
  2. 2. Dull TV Drama
  3. 3. Our Getaway
  4. 4. Orange Tree
  5. 5. Promoted Monkeys
  6. 6. Moses
  7. 7. Upside Down World
  8. 8. It's Not Tibet
  9. 9. Venus In Furs
  10. 10. Women Wanna Kill

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